: Space Park-Shopping bedroht Stadt
■ Einzelhändler stellen Gegengutachten vor: Ein neues Space Park-Einkaufszentrum würde Bremen mehr schaden als nutzen
„Nicht nachvollziehbar“, „ohne Begründung“, „methodisch zweifelhaft“, „zu optimistisch“ – solche Wertungen durchziehen die Stellungnahme, mit denen die Marktforscher von der Münchener CIMA-Stadtmarketing die Grundlagen der aktuellen Bremer Einzelhandels-Politik bewerten. Anlaß des Gutachterstreits sind die Planungen für einen „Weserpark II“ auf dem AG Weser-Gelände.
Das Wirtschaftsressort stützt sich mit seinen Zielvorgaben seit Jahren auf Gutachten der Hamburger Firma GWH Lademann. Die Arbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe hat die Münchener Experten gebeten, diese Gutachterratschläge zu durchleuchten.
Denn die Einzelhändler sehen sich bedroht von der bremischen Linie, den Großmarktzentren im Umland mit zusätzlichen Großmarktzentren auf bremischem Stadtgebiet Konkurrenz machen zu wollen. Ein Einkaufszentrum im Bremer Westen, das 300 Millionen Mark Umsatz plant, würde 250 Millionen Mark davon bisherigen Standorten in einem Umkreis von „30 Minuten“ abziehen, bestätigen die CIMA-Gutachter, Denn die „Flächenproduktivität“, d.h. der Umsatz pro Quadratmeter Ladenfläche, sei in Bremen sehr niedrig, viele Geschäfte „ohnehin gefährdet“. Eine kluge Politik müsse daher auf mehr Umsatz auf der vorhandenen Fläche setzen.
Daß ein Einkaufszentrum Space Park mehr Käufer aus größeren Entfernungen anziehen würde, sei völlig aus der Luft gegriffen. Auch für die optimistischen Zielzahlen, mit denen immer neue Einzelhandels-Objekte für realisierbar erklärt würden, gebe es in den Lademann-Gutachten keine Begründung, sagt Gegen-Gutachter Stefan Gortan aus München – die Ziele seien offenbar politisch gesetzt und vom Gutachter einfach übernommen worden. So gebe es weder eine Analyse der Auswirkungen des Weserpark noch eine aktuelle Bestandsaufnahme der Lage des Einzelhandels, die vorhandenen Zahlen seien überholt. Lademann habe auch seine eigene Gutachter-Erkenntnis von 1990, daß große Einzelhandelszentren auf der grünen Wiese in Bremen zunehmend „innenstadtunverträglich“ seien, in den späteren Expertisen „nicht mehr berücksichtigt“.
Während der Pressekonferenz unternahm Hans-Joachim Torke, neuerdings Mitarbeiter von Lademann, den Versuch, durch Fragen die Gutachter-Prämissen seines Arbeitgebers zu verteidigen. Torke, der früher beim Wirtschaftssenator u.a. für „Innenstadtentwicklung“ zuständig war und nun seine frühere Behörde als unabhängiger Gutachter berät, warf die Frage auf, wie man denn auf den „Giganten Dodenhof“ und andere im Umland anders reagieren solle aus Bremen heraus. Dodenhof würde das neue Kaufzentrum am allerwenigsten treffen, konterten die Münchener Gutachter, selbst wenn dieser Versuch mit einem ähnlichen Konzept gemacht werde. Wer nach der Devise: „Wir erschlagen Fläche mit Fläche“ gegen das Bremer Umland plane, der schädige die eigenen Zentren. Woraufhin Torke aus eigener bitterer Erfahrung die Frage aufwarf, wie denn die Innenstadt und die Bremer Nebenzentren in der Konkurrenz den verkehrlich gut erreichbaren Einkaufszentren im Umland mithalten sollen.
Diese Auseinandersetzung mit den Prämissen der bremischen Einzelhandels-Politik soll, wenn es nach dem Auftraggeber des Gegengutachtens geht, in den nächsten Wochen intensiv stattfinden. Das Gutachten soll dem Wirtschaftssenator übergeben werden, kündigte der Sprecher der Einzelhändler, Herbert Korte („Harms am Wall“), an, und da der eine Entscheidung nur auf einer „sauberen Grundlage“ angekündigt hatte, will die Arbeitsgemeinschaft der Einzelhändler nun wissen, wie „sauber“ die Begründung für das Einkaufszentrum Space Park noch ist nach den kritischen Einwänden ihrer Gegengutachter. Bremen stehe an einem „Scheideweg“, ein neues Einkaufszentrum würde „irreversibel Folgen für das gesamte Zentrengefüge“ der Stadt haben, warnen die CIMA-Gutachter. K.W.
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