■ Standbild: Kottan für Arme
„Die Bräute“, Mi., 20.15 Uhr, ARD
Und, haben wir gelacht? Schon. Zum Beispiel so gegen 21.44 Uhr, kurz vor Ende des Films. Da blendete die ARD den Schriftzug „Globus um 21.58 Uhr“ ein. Eine Programmverschiebung wegen Berichterstattung über die Turbulenzen bei der Spritztour am Mittwoch und ein schlichter Hinweis, der eigentlich gänzlich unkomisch ausgefallen wäre. Hätten da nicht wenige Minuten zuvor Autor Robert Treichler und Regisseur Johannes Fabriek bei ihrer Gaunerkomödie eifrig mit total witzig gemeinten Inserts gespielt, bei denen es allerdings definitiv nichts zu lachen gab.
Wie überhaupt diese Farce um vier Wiener Gangsterbräute, die den schlappen Schmalspurganoven an ihrer Seite Nachhilfe an Geschäftstüchtigkeit erteilten, kaum für Heiterkeit zu sorgen vermochte. Nicht, daß die beiden Macher keine Ideen gehabt hätten. Das Problem war eher, daß sich offenbar von keiner einzigen, die ihnen irgendwann an irgendeinem Tresen mal in den Kopf gekommen war, verabschieden wollten. Da klingelte es etwa bei Heinzi und Hermann an der Tür, worob diese, im Glauben, es seien die Kieberer, in Panik verfielen. Doch dann stand nur ein Bub an der Pforte, der die beiden darauf hinwies, daß ihr Auto Öl verliere und dann noch nachschob, daß nur ein Liter Altöl soundso viele Gallonen Trinkwasser verseuche.
Okay, so was mag einem beim Drehbuchschreiben mal einfallen, aber dann sagt einem normalerweise irgendein Produzent oder Redakteur, daß der Gag hier nicht zündet, weil viel zu bemüht und aufgesetzt etc. Und dann wirft man die Idee halt weg. Wo das komödiantische Handwerk nicht zuletzt von Straffung und Aussparungen lebt, verzettelten sich die Macher hier in halbgaren Scherzen und gänzlich überflüssigen Sequenzen. So wie hier Timing mit alberner Turbulenz verwechselt wurde, setzte sich das Mißverständnis über die Ausstattung fort und machte bei der Kamera nicht halt. Kamerablicke aus Waschmaschinen sind seit mindestens 20 Jahren nicht mehr originell. Mindestens.
Sicherlich hatte der Film auch seine guten Momente (etwa die Heinzis und Hermanns melancholische Erinnerung an alte Gangstertage), und eine Reihe guter Einfälle, die womöglich einen amüsanten Kurzfilm abgegeben hätten. Auf 90 Minuten gestreckt war das Ganze jedoch allenfalls „Kottan“ für Arme. Reinhard Lüke
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