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■ Wie man's auch kehrt und wendet: Die meisten Unfälle passieren im HaushaltHeimweh

Frau K.s Spiegelbild ist zuweilen recht aufdringlich. „Was machst du mit deinem Tag, wenn die Wohnung sauber ist, die Speisekammer wohlgefüllt?“ fragt es und bläht die Taschen unter den Augen. „Ich setze Akzente“, faucht Frau K. „Individuelle Akzente?“ – „Ja. Ich habe mir Glasherzchen gekauft, als Farbtupfer für die Zimmerpflanzen.“ „Damit dein Leben nicht mehr trist ist?“ „Ja. Auch mein WC ist nicht mehr trist. Jeden Tag dekoriere ich den Deckel mit selbsthaftenden bunten Deko-Folien. Sie sind abwaschbar und lassen sich spurenfrei wieder entfernen.“ Das Spiegelbild lächelt müde.

Frau K. wendet sich ab und geht in den Garten. Sie holt tief Luft und bringt ein paar aufblasbare Pulloverbügel wieder in Form. „Nie wieder vom Wäscheständer verzerrte Pullis“, memoriert sie und streicht zufrieden über die kleine Gans auf ihrem Schürzenlatz. Dabei fällt ihr Blick auf die leere Vogeltränke. „Ja, ich weiß schon, ihr kleinen gefiederten Freunde“, trällert Frau K., während sie Wasser auffüllt: „Durst ist schlimmer als Heimweh!“

Mit flinken gewohnten Bewegungen macht sie sich an die tägliche Geruchsverteilung. Schlechter Geruch für Ameisen, Mücken und Fliegen: Mit zufriedenem Grinsen gießt sie Stinkeöl auf die erschrocken-angewiderte Flüchtlingskolonne der Ameisen, verteilt Antimücken-Teelichter und für die neugierigen Fliegen tödlich glasierte Chemie-Fliegenpilzchen. „Hübsch anzuschauen, rot mit weißen Pünktchen...“, wispert sie. „Da habt ihr's!“ Frau K. entspannt sich. Schnell noch Hunde-Katzen- Pipi-Stop an die Hauswände gespritzt, die Mülltonnen ausgewaschen, und dann können die guten Gerüche verbreitet werden. Im Vorbeigehen kratzt Frau K. ein verirrtes Blümchen aus den Terassenfugen und richtet die Gästepantoffeln aus.

Das Spiegelbild am Flurschrank streift ihr Blick nur flüchtig. „Hast du auch gründlich gesaugt, wirklich gründlich?“ bohrt es trotzdem. Ertappt. Geduldig wechselt Frau K. die Staubsauger-Deo-Sticks, denn Staubsaugen macht oft schlechte Luft. Dann montiert sie den Flexi-Fee-Schlauch auf das Saugrohr und beginnt, damit in den Rillen der Heizkörper auf- und abzufahren. Erst danach steckt sie liebevoll Duftkerzen durch Stoffblütenringe, stellt das Karibik-Brise-Ei ins Bad und läßt das stumpfe Geschirr mit Zitrus- Spülmachinen-Deo noch einmal waschen. „Was nun?“ fragt sich Frau K., läuft von der Küche ins Bad, vom Bad ins Wohnzimmer, vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer, vom Schlafzimmer ins Gästezimmer, vom Gästezimmer in den Flur, Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Gästezimmer, Flur. „Was nun? Was nun?“ echot das Spiegelbild, wann immer sie daran vorbeikommt.

„Ich tue meinem Rasen etwas Gutes“, entscheidet Frau K. erleichtert. Sie geht vor das Haus und schnallt sich Nagelsandalen an die Füße. Vorsichtig knirscht sie über die Veranda, bis sich die Nägel in den saftigen Rasen bohren. Frau K. lächelt auf das Grün, beginnt quer über die Fläche zu stapfen. Sie rollt mit den Augen, hüpft ein wenig, dann wird der Blick entschlossener. Sie stapft und trampelt, trampelt und springt, „eins und zwei, eins und zwei“, ruft Frau K. entgeistert. „In fünfzehn Minuten kommt mein Mann von der Arbeit, in einer halben Stunde die Kinder zu Besuch. Eine halbe Stunde“, spricht sie zu sich. Frau K. trampelt und schwitzt. Eine halbe Stunde. Frau K. sinkt zuckend in sich zusammen. Sie ist mit ihren Nagelsandalen auf das Stromkabel der Gartenlampions getreten.

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