Tornado stürzt knapp neben Dorf in Schwaben

■ Warching entging bei Flugzeugabsturz nur knapp einer Katastrophe: Brennende Teile eines Tornado-Jets in Häuser gestürzt. Bürger protestierten vor Absturz beim Verteidigungsminister

Warching (taz) – Es wäre um ein Haar eine Katastrophe geworden. Am Dienstag nachmittag hörten zahlreiche Anwohner plötzlich tosenden Lärm über dem schwäbischen Örtchen Warching. Drei Tornado-Kampfjets donnerten diesmal nicht über die Ortschaft – einer stürzte rund 200 Meter neben Warching ab. Brennende Flugzeugtrümmer flogen bis ins Dorf.

Die beiden Piloten überlebten den Absturz, sie verletzten sich allerdings beim Auslösen der Schleudersitze. Die Ursache für den Absturz der in Lechfeld bei Augsburg stationierten Maschine waren auch gestern noch ungeklärt. „Aus dem Triebwerk eines der drei Kampfjets schlug eine zehn Meter lange Stichflamme“, schildert Augenzeuge Josef Holzapfel den Absturz.

„Ich hörte ein Donnern und so ein komisches Pfeifen – und dann schlug plötzlich ein riesiges Teil vor meinem Haus auf“, berichtete Walter Rebele, früher selbst bei der Luftwaffe beschäftigt. Er brachte seine Kinder sofort in den Keller, weil der rund fünf Zentner schwere Flugzeugtank lichterloh brannte. Andere Trümmer der Maschine durchbohrten das Dach seines Hauses, ohne daß jemand verletzt worden wäre.

Ex-Soldat Rebele war sichtlich schockiert: Seine Kinder waren erst kurz vor dem Absturz ins Haus gekommen. Teile des Kampfflugzeugs schlugen auch in anderen Warchinger Anwesen ein. „Es sieht vogelwild aus bei uns. In der Hofeinfahrt liegen Trümmer und vorne im Hof auch, aber unser Haus wurde zum Glück nicht getroffen“, sagte Martina Käser.

Noch in der Nacht zum Mittwoch wurde ein Expertenteam der Flugsicherheit aus Köln-Wahn nach Warching geflogen. Zur Absturzursache konnten die Spezialisten noch keine Angaben machen. Die Maschinen hätten keine besondere Bewaffnung an Bord gehabt, versicherte bereits kurz nach dem Absturz ein Sprecher der Luftwaffe.

Heftig diskutiert wird in Schwaben jetzt wieder über die verstärkten Flugmanöver der letzten Wochen. Erst vor wenigen Tagen hatten sich Fluglärminitiativen aus Memmingen und Lagerlechfeld in einem harschen Brief an Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) gewandt und gegen die zunehmende Mißachtung von Flughöhen protestiert. Ihre Anfragen und Beschwerden würden bei der Bundeswehr kurzerhand ignoriert und kaum ernst genommen, hatten sie bemängelt.

Es war der dritte Tornado, der dieses Jahr abtürzte. Insgesamt hat die Luftwaffe seit 1984 insgesamt 27 Jagdflugzeuge dieses Typs verloren. Klaus Wittmann