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Hamburgs Brücken, 5. und letzter Teil: die Brücke des 17. Juni in Wilhelmsburg

2427 Brücken gibt es in Hamburg – mehr als in Venedig. Klar, daß da eigentlich immer mindestens eine gerade in Reparatur ist, zumal es an der Elbe ausgiebiger regnet und damit alles Baumaterial schneller rostet und rottet als im sonnigen Italien. Die Brücke des 17. Juni in Wilhelmsburg zum Beispiel ist wegen Ausbesserungsarbeiten bereits seit mehr als einem Jahr weder für Kleinwagen und Fahrräder noch für FußgängerInnen und Schwerlastverkehr passierbar.

Die Brücke des 17. Juni, in der tiefsten Wilhelmsburger Hafengegend gelegen, war seit Jahren ein unsicheres Pflaster: Feuchte Luft, Salz und Dreck hatten die Stahlträger des 470 Meter langen Verkehrswegs, der seit den 60er Jahren die Süderelbe quert, arg zerfressen. Bis zum Jahresende 1998 werden daher Korrosionsschutz, Stahlelemente, Fahrbahnbelag und Untergrund komplett erneuert.

Elf Millionen Mark hat die Baubehörde im vorigen Sommer schweren Herzens für die Sanierung lockergemacht. Ursprünglich sollte die Brücke aus Kostengründen abgerissen und die 11.000 Fahrzeuge, die sie täglich passieren, sollten auf die parallelen Europa- und Autobahn-Elbbrücken umgeleitet werden. Doch die im Protest geübten Wilhelmsburger – in den 80er Jahren verhinderten sie die Ansiedlung einer Müllverbrennungsanlage – wehrten sich auch diesmal erfolgreich: „Es ist ein emotionales Problem“, faßte damals SPD-Ortsamtsleiterin Heike Severin die Sorgen der DemonstrantInnen zusammen. Die Sturmflut von 1962, bei der 360 Menschen – die meisten von ihnen aus Wilhelmsburg – ums Leben kamen, weil sie nicht mehr flüchten konnten, „sitzt ganz tief“. Seitdem gilt die Brücke des 17. Juni, die kurze Zeit nach der Kata-strophe gebaut wurde und im Sturmflut-Evakuierungsplan als Fluchtweg von und nach Harburg ausgewiesen ist, als Rettungsweg. „Das Sicherheitsbedürfnis ist groß“, so Severin. Da sei es egal, ob zwei funktionstüchtige Brücken, die Europa- und Autobahn-Elbbrücken, in direkter Nachbarschaft stünden. Argumente, die den Senat schließlich überzeugten.

hh/Foto: Markus Scholz

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