■ Vorschlag: Keine Kieztümelei: Zum dritten Mal Sommerfest im Bethanien
„Sommerfest im Bethanien“ – der Titel hebt sich deutlich vom Zwang zur Originalität ab. Zum dritten Mal findet es im Rahmen der Kreuzberger Festlichen Tage statt und ist doch kein Straßenfest, kein Kommerzgelage. Statt dessen öffnen sich Haus und Hof dieses denkmalgeschützten Gebäudes am Mariannenplatz und bitten zum Flanieren durch einen kulturellen Minikosmos. Natürlich wird Musik von Künstlern und Künstlerinnen mit türkischen Namen geboten. Dahinter allerdings verbirgt sich längst nicht mehr der schnelle Griff in die Folklorekiste. Statt dessen werden großzügig Kulturcocktails gemixt: HipHop-Beats und Rap auf orientalische Musik, Bigband mit Punk vermischt mit Seemannsliedern, Ich schwitze nie neben Islamic Force, cheap art gefolgt von machoverliebter Tanzshow. „Gelebte, urbane Kultur wird gezeigt, die nicht den vermeintlichen Metropolengedanken bedient“, sagt Organisator Stéphane Bauer vom Kunstamt Kreuzberg.
Ihm geht es schlicht darum, Menschen zusammenzubringen. Er selbst bewegt sich in den verschiedensten Kunst- und Musikszenen in der Stadt. „Normalerweise schottet jeder sich ab. Dabei bereichern sie sich, wenn sie aufeinandertreffen.“ Ein kommunikatives Durcheinander wäre demnach ein großer Erfolg. Nicht nur über Musik kann geredet werden. Ömer Erzeren, Türkeikorrespondent der taz, der jetzt für ein Jahr in Berlin ist, gibt eine Lesung, und die Berliner Istanbul-Stipendiaten der letzten zehn Jahre zeigen, was sie in der Stadt am Bosporus gesehen und verstanden haben: die Improvisationsgabe von Straßenhändlern, die Poesie des Ornaments, die akustischen Erkennungszeichen der türkischen Metropole, das Prekäre der Geschichte. Waltraud Schwab
Sommerfest im Bethanien am 30. August, ab 14 Uhr
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