■ Vorschlag: Die helle Seite des Wu-Tang-Clans: Sunz Of Man rappen im Knaack-Club
Die Plattenindustrie entern, unterwandern, in viele ihrer Räume rappende Abgesandte schicken: Der Masterplan, den der Wu-Tang- Clan 1993 bei seinem ersten Auftauchen an den HipHop-Decks entworfen hatte, wurde mittlerweile mehrfach übererfüllt. Da verliert man schon mal den Überblick, wer aus dem Clan beispielsweise ganz aktuell ein Album am Start hat: Die von Cappadonna, Killah Priest, Buddah Monk und GP WU (Clan-Zugehörigkeit allerdings nicht ganz geklärt) sind schon etwas älter, während die von RZA und Sunz Of Man gerade frisch in die Läden gekommen sind. Und Sunz Of Man kommen gar livehaftig für ein paar Gigs nach Europa, um „The Last Shall Be First“ vorzustellen.
Als „motherfucking deep“ hat man im Headquarter den hauptsächlich natürlich auch vom RZA produzierten Stoff von 60 Seconds Assassin, Prodigal Sunn, Hell Razah und Killah Priest bezeichnet. Klar, man hält zu den eigenen Leuten, in diesem Fall stimmen die Lobpreisungen aber. Verlor man nämlich zuletzt nicht nur den Überblick, sondern öfter auch das Interesse an HipHop aus dem Dunstkreis des Wu-Tang-Clans, so kann man Sunz Of Man in der Tat Tiefe, flammende Wort-Schwerter und manchmal sogar Swing attestieren. Man beklagt zwar wie üblich die Entwicklung im HipHop, die Protzerei mit Gucci- und K-Swiss-Klamotten, mit großen Autos und noch mehr Geld, und man zielt wortwörtlich nicht auf „kommerziellen Massenerfolg“ ab. Sunz Of Man lassen den hehren Worten aber andere Taten in Form von Hits folgen. Mit der von Wyclef produzierten „Earth, Wind & Fire“-Adaption „Shining Star“ ist ihnen ein mittelschwerer Tanzbodenfüller gelungen, und auch mit anderen Stücken vertreiben Sunz Of Man die gewohnt dunklen Wu-Tang-Wolken: So locker, flüssig und nachgerade entspannt hat man aus der Wu-Dynastie lange nichts mehr gehört. Gerrit Bartels
Ab 21 Uhr, Knaack-Club, Greifswalder Str. 221
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