Danke (5): Warum Kohl gewinnt
■ Ich gründe die Kalle-Blomqvist-und-die- Schröder-Bande, die umgehend tätig wird
Um es vorwegzunehmen: Helmut Kohl wird die Bundestagswahl gewinnen. Aber egal, fangen wir mit mir an. Ich wollte schon immer eine Bande gründen. So richtig mit eigenem Namen wie Die Drei Fragezeichen und einer geheimen Losung wie Emil und die Detektive (“Parole: Emil!“). Eine Bande, nur um Verwechslungen vorzubeugen, hat nichts mit einem Fanclub zu tun. Fanclubs sind doof und von Mädchen. Die heißen dann Hanni-und-Nanni-Club und wollen dauernd David-Hasselhoff-Poster tauschen. Banden sind toll und nur für Jungs. Sobald man eine Bande ist, wird alles aufregend. Weil sie einen Auftrag haben: Meistens müssen sie was aufklären, weswegen sie Geheimnis um ein altes Schloß heißen oder Rätsel um einen verschwundenen Schatz.
Natürlich gibt es auch falsche Banden. Die erkennt man daran, daß sie von Erwachsenen angestiftet werden, ein „Greenpeace-Set: Nitratbestimmung im Grundwasser“ haben und bei „Jugend forscht“ mitmachen. Echte Banden benutzen Tarnnamen und Magnetpulver für Fingerabdrücke und Geheimschriften. Deshalb müssen Bandenmitglieder immer einen Tintenkiller dabeihaben. Gegründet werden echte Banden immer von einem sehr klugen, aber ein bißchen dicken Jungen (das bin ich).
Aber am wichtigsten ist der Auftrag. Einen Auftrag kann man nicht erfinden, er muß schon vorher da sein. Irgendein Rätsel aus der wirklichen Welt, an dem sich Erwachsene bereits die Zähne ausgebissen haben. Dann kommt meine Bande und löst es, und zum Schluß dürfen die Erwachsenen sagen, daß ich schon immer recht hatte.
Unser Auftrag ist klar: Aufklären, warum Helmut Kohl am 27. September die Bundestagswahl gewinnt. Das glauben Sie nicht? Sag' ich doch: Erwachsene! Also: Haben Sie schon mal jemanden getroffen, der Schröder mag? Und Sie haben sich nie gewundert, warum nicht? Wenn die Umfragen stimmen, müßte es irgendwo in Deutschland ungefähr 1.437.223 Wähler geben, die diesmal von Kohl zu Schröder wechseln. Aber wo, bitte, sind die?
Wir werden das aufklären, und darum heißt meine Bande Kalle-Blomqvist-und-die- Schröder-Bande (das ist zwar nicht logisch, klingt aber gut).
Drei Fragen führen zum Ziel:
1. Wo stecken die Schröder- Wähler? 2. Wer hat sie versteckt? 3. Warum können sie Schröder trotzdem nicht retten?
Doch es war schon spät und die Jungs von der Kalle-Blomqvist-und-die-Schröder-Bande merkten plötzlich, wie müde sie waren. Da holten sie rasch ihre Leberwurstbrote und Dosen mit eingelegten Früchten heraus. Schon kurz darauf sanken sie todmüde in ihre Zelte. Und beim Einschlafen murmelten sie leise: „Parole: Danke!“
Nächste Woche: Hält Schröder 1.437.223 SPD-Wähler im Kruschtelkasten unter seinem Bett gefangen? Patrik Schwarz
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