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Die Menschen nicht vergessen

Eine parteiübergreifende Initiative präsentiert in der taz fachpolitische Konzepte als Angebot für öffentlichen politischen Streit Thema 12: Stadtentwicklung Es geht um mehr als Kaufkraft- und Verkehrs-Ströme  ■ Von Anne Lüking

Stadtentwicklung betrifft nicht nur neue Ideen, die Ansiedlung neuer Dienstleistungen und Gewerbe, die Ausweisung neuer Wohngebiete. Nein, sie besteht vor allem aus der gebauten Stadt, sie besteht aus den Menschen und ihren Bedürfnissen in dieser Stadt, und das heißt: Leben, Arbeiten und Freizeit. Immer neue Attraktionen sollen die Kaufkraft stärken, woher soll sie kommen?

Beispiel Gröpelingen: Im Bremer Westen soll der Space Park mit einem Einkaufszentrum von ca. 40.000 qm Einzelhandelsfläche entstehen. Das Nebenzentrum wird durch die Subventionierung von Infrastrukturmaßnahmen gestärkt. Um die Kaufkraft zu stärken, muß eine Durchmischung der Bevölkerungsstruktur stattfinden.

Von zentraler Bedeutung für die Beschreibung von Lebenslagen sind die Begriffe Bildung, Einkommen und Wohnsituation.

Von den zehn am stärksten benachteiligten Ortsteilen der Stadt Bremen liegen drei im Stadtteil Gröpelingen, nämlich Ohlenhof, Lindenhof und Gröpelingen, ein zusammenhängendes Gebiet mit 26.672 Einwohnern und einem gemeinsamen Problemhintergrund. Die Ursache der ökonomischen Probleme ist die durch innerstädtische Segregation herausgebildete hohe Anzahl der Arbeitslosen – insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene ohne ausreichende Perspektiven für eine berufliche Qualifizierung, Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, ausländische Jugendliche.

Auch bei einem entspannten Wohnungsmarkt sind diese Bevölkerungsgruppen die Verlierer. Zur Versorgung der problembeladenen Bevölkerungsgruppen hat die Stadtgemeinde durch ihre Wohnungsbaugesellschaften in der Vergangenheit, überwiegend in den 60er Jahren, geförderten Wohnungsbau erstellen lassen. Diese Wohnungen laufen nun aus der Sozialbindung. Durch Beschluß des Senats sogar noch schneller. Das Instrument, die zurückgezahlten nicht öffentlichen Hypotheken für die Modernisierung neu aufzunehmen, ist der Wohnungsbaugesellschaft genommen. In diesem Falle sind die öffentlichen Darlehen verstärkt zurückzuzahlen, was wiederum zum vorzeitigen Auslaufen von Bindungen führt.

Dem Amt für Soziale Dienste stehen zur Einweisung nach dem Obdachlosenpolizeirecht nur noch wenige Wohnungen zur Verfügung. Und diese geballt. So auch in unmittelbarer Nähe des Stadtteilzentrums Gröpelingen.

Auch das ist Stadt – und wie kann sie verändert werden?

–Modernisierung des Geschoss-wohnungsbaus unter Einbeziehung der Bewohner,

–öffentliche Modernisierungszuschüsse gegen Mietpreisgarantie,

–veränderte Belegungsstruktur,

–Schaffung von niedrigschwelligen Arbeitsangeboten.

Vor dem Hintergrund, daß Vandalismusschäden pro Wohnung bis zu DM 20.000,- kosten können, lohnt sich nicht nur für die Bewohner eine neue Strategie. Z.Zt. sind jedoch im Haushalt pro Jahr nur 3 Mill. DM zzgl. Komplementärmitteln für eine Veränderung im gesamten Stadtgebiet eingeplant. Betrachtet man dagegen die Subventionen für Space-Park, Musical etc., ist dies ein Tropfen auf dem brennenden Stein.

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