Schröder liebäugelt mit Späth

■ SPD-Kandidat Schröder kann sich Jenoptik-Chef Späth als Kanzlerberater vorstellen. SPD-Vorsprung schrumpft in einigen Umfragen. Zahl der Unentschlossenen ist weiter hoch

Hamburg (dpa/rtr) – SPD- Kanzlerkandidat Gerhard Schröder hält den Jenoptik-Chef Lothar Späth (CDU) auch als Berater einer SPD-geführten Bundesregierung für möglich. Zu entsprechenden Überlegungen seines designierten Wirtschaftsministers Jost Stollmann sagte Schröder im „Saarländischen Rundfunk“: „Das beunruhigt mich überhaupt nicht.“ Späth sei jemand, der über Parteigrenzen hinweg ausstrahle. Er habe viel Erfahrung mit dem Aufbau Ost. Stollmann hatte der Bild am Sonntag gesagt: „Selbstverständlich brauchen wir den Rat eines so erfahrenen Mannes wie Lothar Späth.“ Am Wahlkampf habe er sich nicht beteiligt, sagte Stollmann (parteilos) weiter. Er habe sich statt dessen im In- und Ausland nach möglichen Beratern umgesehen.

CDU-Generalsekretär Peter Hintze meinte zu den Stollmann- Äußerungen zu Späth, damit solle vom „inhaltlichen Unvermögen“ Stollmanns abgelenkt werden. Der Vorstandsvorsitzende der Jenoptik AG und frühere baden-württembergische Ministerpräsident Späth war erst im August als Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl berufen worden.

Unterdessen erklärten sowohl Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und als auch SPD-Herausforderer Schröder, daß sie am kommenden Sonntag mit einem knappen Wahlausgang rechneten. Kohl sagte am Wochenende in Ludwigshafen, es gebe „ganz eindeutig ein Kopf-an-Kopf-Rennen“. Schröder erklärte gegenüber dem Spiegel, es sei ihm immer bewußt gewesen, daß ein Wahlsieg nicht einfach werden würde. Er bleibe jedoch bei seinem Wahlziel „40 Prozent plus x“. Wenn er es jedoch nicht schaffe, gehe die Welt nicht unter.

Die CSU will eine Neuauflage der Koalition mit der FDP platzen lassen, sollte diese versuchen, die doppelte Staatsbürgerschaft durchzusetzen. Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) sagte, dies sei für seine Partei „schlichtweg konstituierend“.

Dem Bonner dimap-Institut zufolge hat die Landtagswahl in Bayern zur Verunsicherung der Wähler beigetragen. Die Zahl der Unentschlossenen habe sich nach der Bayern-Wahl von 14 auf 18 Prozent erhöht. Nach Messungen von Forsa wissen sogar 37 Prozent der Wähler noch nicht genau, wen sie wählen sollen.

Den deutlichsten Abstand zwischen SPD und Union ermittelte Forsa mit 42 Prozent für die Sozialdemokraten und 38 Prozent für die CDU/CSU. Die FDP würde fünf Prozent, die Grünen sechs Prozent und die PDS vier Prozent erhalten.

Bei der Forschungsgruppe Wahlen liegt die SPD bei 39,5, die Union bei 37,5 Prozent.