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AnalyseKaiser an die Macht

■ Lange wird DFB-Präsident Braun den Vize Beckenbauer nicht bremsen

Jetzt ist er erst mal da, und überall scheint Jubel ausgebrochen. Mit Franz Beckenbauer ist man auf der sicheren Seite, weshalb er nun auch in das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aufgenommen wurde. Was Beckenbauer dort eigentlich so genau machen soll, das muß sich zwar noch finden, doch darum geht es zunächst auch gar nicht. „Mit seiner großen Reputation und seinem internationalen Ansehen wird er viele Vorhaben realisieren können“, erklärte DFB-Präsident Egidius Braun nebulös.

Wichtig für Braun war es nach der Posse um die Vogts-Nachfolge und der deutlichen Kritik an seiner Person, mit Beckenbauer den prominentesten DFB-Nörgler an seine Brust drücken zu können. Damit hat sich Braun (73) noch einmal als pfiffiger Taktiker erwiesen. „In der Sache denken wir völlig konträr“, meinte Beckenbauer zwar im Bezug auf Braun. Aber der „sprunghafte Kaiser“ (Welt am Sonntag) dürfte sich mit seinen Ausfällen gegenüber dem DFB und seinen Institutionen („der Liga-Ausschuß ist der größte Lachsack“) nun erst einmal zurückhalten. Vielleicht gelingt es Braun sogar, den designierten Vizepräsidenten als eine Art Außenminister vor allem mit der momentan chancenlosen WM-Bewerbung 2006 zu beschäftigen. Mittelfristig wird er aber kaum zu bändigen sein. Wo Braun als Vertreter des Aachener Vorortklubs SV Breinig noch die Interessen der Basis im Auge hat, würde Beckenbauer dann ein anderes Verständnis vom Fußball durchsetzen. Schon lange ist er Interessenvertreter diverser Medienunternehmen, andererseits macht er als sich Vereinspräsident für die Egoismen des FC Bayern München und anderer Großklubs stark. Die gut orchestrierte Medienoffensive der Bayern mit der Forderung nach „schlanken, effizienten Strukturen“ (Karl-Heinz Rummenigge) zielt auf eine Umverteilung im deutschen Fußball ab. „Das bisherige System sorgt dafür, daß der DFB als übergeordnete Instanz Gelder, die als Gruppe eingenommen werden, gerecht wieder an die Gruppe verteilt“, meint der Bremer Manager Willi Lemke. Bayern fühlt sich unterbewertet und will mehr. Genau davor aber warnt Lemke, weil dann „eine gleichwertige Konkurrenz in der Bundesliga unmöglich wird“.

Der deutsche Fußball befindet sich gerade in einer Phase, deren Dynamik sich nach dem 24. Oktober noch verstärken wird. Dann wird auf dem Bundestag des DFB nicht nur die Inthronisierung Beckenbauers abgesegnet, sondern den Profiklubs auch die Möglichkeit eröffnet, sich in Kapitalgesellschaften zu verwandeln. Der Druck wird noch einmal steigen, die Fußballklubs als Unternehmen im Unterhaltungsgeschäft zu begreifen und sich dessen Regeln anzupassen. Und niemand wird diese Idee populärer vermitteln können als Franz Beckenbauer. Christoph Biermann

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