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Jubel und Trubel

■ Hochstimmung in Hamburgs SPD-Zentrale. Parteichef empfiehlt Rot-Grün.

„Es muß reichen. Zahlenmäßig und von den Inhalten. Dann kann es mit Rot-Grün klappen. Auch in der Atom-Ausstiegsfrage sehe ich einen gangbaren Kompromiß.“ Vorsichtig zwar, aber doch eindeutiger als sein Bundeskollege Oskar Lafontaine bezog Hamburgs SPD-Parteichef Jörg Kuhbier Position für eine rot-grüne Bundesregierung. Denn „eine Koalition mit dieser verbrauchten Union kann sich eigentlich niemand wünschen“.

Probleme für Rot-Grün sieht Kuhbier weniger bei den Grünen als in der SPD selbst: „In der SPD-Bundestagsfraktion dürfte es Vorbehalte geben. Die gab es bei uns auch. Da muß man erfolgversprechende Situation für beide Seiten herstellen, wie es Ortwin Runde in Hamburg so hervorragend gelungen ist.“

Kuhbiers gepflegte Nachdenklichkeit kontrastierte stark mit der ausgelassenen, teilweise gar euphorischen Stimmung, die das SPD-Headquarter in eine gänzlich ungewohnte Feiertagslaune versetzte. Begonnen hatte das Festival des politischen Frohsinns um Punkt 18 Uhr: Der blaßblaue CDU-Balken der ARD-Prognose bleibt bei 36,0 stehen: 36,0. Jubel brandet auf. Dann hüpft die SPD himmelwärts, 41 Prozent! Ein Orkan bricht los, der aufgestaute Frust von 16 Jahren bricht sich Bahn: „Endlich!“ „Geil!“ „Das haben wir uns verdient!“ Klatschen, Trampeln, Umarmungen.

Große Koalition ist kein Thema, die von überraschend vielen jungen Parteimitgliedern geenterte SPD-Zentrale steht für Rot-Grün. Stimmung wie beim Boxkampf: Als CDU-Geschäftsführer Peter Hintze vor die Kameras tritt, wird er angezählt und ausgelacht. Beifall dagegen für die Champions: Als um 19 Uhr Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder gemeinsam von der Mattscheibe lächeln, gibt es minutenlanges Klatschen, Beifallrufe und spürbare Erleichterung, daß in der Stunde des Sieges auch Oskar Lafontaine zeigt, daß er dazu gehört. „Oskar“, so meint ein Schnauzbart-Juso, „Oskar wird es schon richten.“ Florian Marten

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