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Labours Linke verpaßt Tony Blair eine Schlappe

■ Bei den Wahlen zum Parteivorstand gewinnen die Gegener von Großbritanniens Premier

Blackpool (taz) – Der Parteitag der regierenden Labour-Partei in Großbritannien begann gestern nachmittag turbulent. Der linke Parteiflügel errang einen klaren Sieg bei den Wahlen zu den sechs Sitzen im Parteivorstand, die von den Ortsverbänden bestimmt werden. Vier Plätze gehen an Kandidaten der sogenannten „Graswurzelallianz“ aus linken Labour-Politikern und -Aktivisten. An erster Stelle steht Mark Seddon, Herausgeber der parteiinternen linken Wochenzeitung Tribune.

Die Abstimmung, an der alle Parteimitglieder teilnehmen durften, fand bereits in den Wochen vor dem Parteitag statt. Von 381.982 entsandten Wahlzetteln wurden 133.597 ausgefüllt zurückgeschickt. Die Linke hatte im Vorfeld kritisiert, daß die Parteiführung auch solchen Mitgliedern Wahlzettel geschickt habe, die ihren Beitrag im vergangenen Jahr nicht mehr bezahlt haben. Die zahlende Labour-Mitgliedschaft wird auf unter 300.000 geschätzt gegenüber 400.000 bei den Wahlen 1997. Viele Blair-Enthusiasten, die damals zu Labour gestoßen waren, haben die Partei wieder verlassen, während linke Aktivisten eher drin geblieben sind.

Das Abschneiden der Linken bei den Vorstandswahlen ist dennoch besser als erwartet. Es könnte den Anfang vom Ende der unangefochtenen Vorherrschaft von New Labour in der Partei einleiten. Die Führung verlegte die Verkündung des blamablen Ergebnisses extra vor, statt wie geplant bis Mittwoch zu warten, wenn auch die Gewerkschaften und die Parlamentsfraktion ihre Vorstandsmitglieder bestimmt haben werden. Die Vorverlegung soll diese leichter zu kontrollierenden Teile der Partei dazu bewegen, Blair zu stärken. Nach ihrem Sieg bei den Vorstandswahlen hofft die Linke nun, die Tagesordnung des Parteitags zu kippen. Bisher ist vorgesehen, daß die Delegierten neben der Diskussion über vier vorbereitete Themen nur vier eigene „aktuelle Themen“ einbringen können.

Die Linke will diese auf acht erhöhen und drängt insbesondere darauf, den Einfluß der Ortsverbände auf die Aufstellung von Parlamentskandidaten zu erhalten. Außerdem formiert sich ein breiter Widerstand gegen Überlegungen der Regierung, das britische Wahlrecht zu ändern. Auch dieses Thema wird wohl entgegen dem Willen der Führung den Parteitag beschäftigen. Dominic Johnson

Reportage Seite 13

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