: Was Gretchen nicht lernt ...
... fällt Grete später um so schwerer: Die Computer-Kids der Zukunft lernen schon ab vier Jahren den Umgang mit der Maus ■ Von Eva Wolfangel
Stefanie probiert alles aus. Per Mausklick hat sie sich eine Tänzerin auf den Bildschirm geholt, drückt unverdrossen Taste auf Taste und zwingt die kleine bunte Figur zu immer neuen Verrenkungen. „Macht Spaß“, bescheidet die Fünfjährige wortkarg, fügt – Maus macht's möglich – noch angestrengtes Herzklopfen hinzu und läßt das grazile Wesen zu Trompetenmusik tanzen.
Stefanie und ihre gleichaltrige Freundin Alexandra sind diesmal die einzigen, die in dem Raum mit den fröhlich quietschgelben Wänden an ihren Computern sitzen. Die beiden anderen Vorschulkinder, die sonst den Kurs komplettieren, haben kurzfristig abgesagt. „Animation“ ist das Wort, das die beiden Mädchen in der Hamburger „Futurekids“-Computerschule am Beispiel Tänzerin verstehen sollen.
Zuvor hatten sie den Bildschirm mit diversen Kronen, Papier- und Zylinder-Hüten bevölkert und diese verschiedenfarbig markiert. Dann sollte sortiert werden – nach Form oder Farbe –, der Computer, hat Stefanie rasch festgestellt, kann sogar beides gleichzeitig. „Die Kinder lernen hier, mit Datenbanken umzugehen“, erklärt Kursleiterin Azra Hosseini. Aber geht das nicht auch mit Pappkärtchen oder Bauklötzen? „Am Computer haben sie viel mehr Interesse“, erläutert Hosseini. Außerdem sollten sich Kinder möglichst früh an den Umgang gewöhnen, ergänzt „Futurekids“-Leiter Frank Hasse. Schließlich würde bereits in zehn Jahren nur noch ein Drittel aller Berufstätigen eine Tätigkeit ohne Computeranwendung ausüben können.
„Computer ist eigentlich Zukunft“, fand auch Annette Gutenschwager, die Mutter von Stefanie. Seither hat ihre Tochter einmal die Woche eine Stunde Unterricht. Und schon viele schöne Dinge am Bildschirm „gebastelt“: Türschilder, Tischkarten und Einladungen zum Kindergeburtstag. Für Annette Gutenschwager ist die Maus wie ein Filzstift – ganz ähnlich könne ihre Tochter damit malen. Und schließlich würde Stefanie jetzt nicht „nur rumdaddeln“ oder brutale Spiele spielen, sondern „sinnvoll arbeiten“.
Kleinkinder in den USA können das bereits seit langem: Vor 15 Jahren wurde „Futurekids“ dort gegründet, 1995 dann das erste Center in Deutschland eröffnet. Die Kinder lernen in drei Altersgruppen: Vorschulkinder (Altersbegrenzung nach unten: vier Jahre), SchülerInnen von sechs bis elf und ab elf Jahren. Während sich die ganz Kleinen in Sechs- bis 36-Wochen-Kursen spielerisch erste Kompetenz im Umgang mit der Maus verschaffen, beschäftigen sich Ältere mit Bildbearbeitung oder basteln ihre eigene Homepage.
„Future-Kids“ hat in Deutschland eine Marktlücke geschlossen“, sagt Frank Hasse. Die wird in Hamburg auch von anderen Anbietern gestopft. Zum Beispiel von „maus.web“, das mit einem ähnlichen Programm lockt. Auch hier dürfen Kinder ab vier Jahren „die aufregende Welt des Computers erleben“, aber auch Frauen in speziellen Kursen und „die Generation fünfzig plus“. Im Computerpäd-agogischen Institut (CPI) können Neun- bis 13jährige beispielsweise eigene Geschichten mit dem Computer schreiben und bebildern, Ältere „Programmieren mit Pascal“ lernen. „Kreative Menschen ab 13“ entwerfen Homepages, surfen im Internet oder nehmen Computer-Nachhilfe in Deutsch und Mathe. Eine besondere Art der Geburtstagsfeier gibt's außerdem: Statt Topfschlagen kann das Geburtstagskind mit seinen Gästen chatten. „Spaßige Spieleabende“ im Netzwerk verspricht auch die Computerschule N-Joy Kids, die Kindern ab acht Jahren offensteht. „Der Gegenspieler ist diesmal nicht ein lebloser PC, sondern es sind die anderen Mitspieler im Raum!“, preist „N-Joy Kids“ diese neue Form der Geselligkeit in seinem bunten Flyer an. Ansonsten können auch hier Kinder und Jugendliche Einführungskurse besuchen, Bildbearbeitung und Internet-Benutzung lernen sowie Nachhilfe per Computer bekommen. Und Mütter, die ihre Computerkids auf einmal nicht mehr verstehen, beheben dies in vormittäglichen Mütterkursen.
Näheres zu Kursen und Kosten: „Futurekids“, Tel.: 46 88 10 05, „maus.web“, Tel.: 398 34 39, „CPI“, Tel.: 386 100 10; „N-Joy Kids“, Tel.: 689 109 51
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