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Ganz sicher ist nur die Kofferkontrolle

■ „Nathan“-Gastspiel in Israel und Palästina – logistisch und diplomatisch ein Meisterwerk

Jerusalem (taz) – Wie schwierig es ist, Kulturprojekte in palästinensischen Autonomiegebieten zu realisieren, erfuhr letztes Jahr auch der New Yorker Regisseur Mark Hall. Er wollte im Gaza-Streifen einen Theaterabend über palästinensische Geschichte erarbeiten, scheiterte aber. Der Grund: Mißtrauen und Behinderungen von israelischer, Organisationsprobleme auf palästinensischer Seite. Daß das Heilbronner Theater es geschafft hat, mit seinem „Nathan“ zwischen palästinensischen und israelischen Territorien zu pendeln, ist ein logistisches Meisterwerk.

Der diplomatische Drahtseilakt stieß auch auf andere Vorbehalte. Joachim Warmbold etwa, an der Tel Aviver Universität für das Deutschprogramm zuständig, schrieb dem Heilbronner Intendanten: „Da ihre geplante Aufführung mit den Sukoth-Ferien zusammenfallen, dürfte den meisten meiner Studenten ihr peinliches Beispiel deutschen Sendungsbewußtseins erspart bleiben.“

Arafats Kulturministerium wiederum unterschrieb zwar alle Verträge für die Palästina-Gastspiele, fragte aber an, ob man nicht die Szene streichen könne, in der Nathan den Saladin umarmt. Als die Heilbronner dann endlich in Gaza City auf der Bühne standen, waren die Reihen zwar gut, aber nicht völlig gefüllt. Niemand hatte vorher gewußt, daß das französische Kulturinstitut ausgerechnet an diesem Abend ein Jazz-Konzert am Strand veranstaltete. Immerhin sahen sich die französischen und deutschen Künstler am nächsten Tag wieder friedlich vereint – am Erez-Checkpoint, bei der Kofferkontrolle. Jürgen Berger

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