Mahnwache gegen Ex-Treuhand

■ Beschäftigte der ostdeutschen Landtechnik Schönebeck wollen den Konkurs doch noch abwenden. Millionenkredite verbraucht

Ab heute 18 Uhr protestiert wieder mal eine ostdeutsche Belegschaft mit einer mehrtägigen „Mahnwache“ auf dem Berliner Alexanderplatz – gegen die Treuhandanstalt, die jetzt BvS heißt. Sie wollen damit ihre letzten 300 Arbeitsplätze retten. Dem Betrieb, der Landtechnik Schönebeck (LTS, bei Magdeburg), droht die Gesamtvollstreckung, nachdem in der vergangenen Woche das Landgericht Berlin eine Klage gegen die BvS abgewiesen hatte.

Es ging dabei um einen Kredit der Deutschen Bank in Höhe von 4,3 Millionen DM, für den die BvS 1992, als alleinige Gesellschafterin der Landtechnik Schönebeck, gebürgt hatte. In der Zwischenzeit wurde der Betrieb über eine Management KG, die Lintra GmbH, privatisiert. Deren Hauptgesellschafter, unter anderem der ehemalige McKinsey-Unternehmensberater Emans, zogen sich jedoch schon bald aus dem „Ost-Geschäft“ zurück. Die Landtechnik Schönebeck (LTS) fiel zusammen mit der Lintra quasi wieder an die BvS, die daraufhin eine Zweitprivatisierung versprach.

„Seit 1990 hatten wir 12 Geschäftsführer und wahrscheinlich ebenso viele Unternehmensberater in unserem Betrieb gehabt, insgesamt wurden dafür, sowie für Abfindungen und Fehlinvestititionen, Kredite in Höhe von über 100 Millionen DM verbraucht“, faßt der LTS-Betriebsratsvorsitzende Udo Simon zusammen.

Seit Anfang 1998 bekundet nun die westdeutsche Landtechnik- Firma Claas Interesse an der LTS, wo heute selbstfahrende Feldhäcksler für Osteuropa und ein weiterentwickeltes Modell des Mercedes-Benz-Trucks hergestellt werden. Zur Übernahme durch Claas ist es bisher nicht gekommen, weil zwar die sachsen-anhaltinische Regierung finanzielle Unterstützung versprach, nicht jedoch die BvS. Diese weigert sich sogar, für die von ihr verbürgten Kredite geradezustehen, so daß die Deutsche Bank die LTS-Konten inklusive Guthaben sperrte. Die LTS-Geschäftsführung mußte daraufhin die Treuhand-Nachfolgeorganisation verklagen. Sie sowie die IG Metall sind sich sicher, daß die BvS ihren Betrieb schon seit langem abwickeln will und nur vorgibt, an seiner Zweitprivatisierung zu arbeiten. Bereits 1997 sei der BvS-Leitungsausschuß davon ausgegangen: „Die sind sowieso bald in der Gesamtvollstreckung!“ Der Noch-BvS-Chef Bohn hätte ihnen dann Anfang 1998 „Herzliches Beileid“ gewünscht.

Als der Richter am Landgericht die Klage der LTS abwies und damit die Pfändung ihrer Konten freigab, tröstete er die Kläger zwar: „Das hat die BvS noch nie gemacht!“, aber bei der LTS ist man sich da nicht so sicher: Angeblich soll „ihr“ BvS-Privatisierungsmanager Schwegmann noch am selben Tag die Landesregierung Sachsen-Anhalts informiert haben: „Jetzt stellen wir fällig!“ Das soll heißen: Jetzt ist die LTS endlich am Ende. Laut einer BvS- Sprecherin war gestern aber noch unklar, wie im Fall LTS weiter verfahren wird. Helmut Höge