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Guter Geschmack

■ Zufrieden, satt und erfolgreich: Der „real cool saxman“ Joshua Redman im Quasimodo

Bei Joshua Redman läuft es ziemlich gut. Gerade 30 Jahre alt geworden, kann er Erfolg, Ehefrau und Eigenheim vorweisen. Dazu einen viel Geld abwerfenden Werbevertrag mit der Modefirma Donna Karan. Im Angesicht eines neuen Lebensjahrzehnts, gar eines ganzen Jahrtausends, schaut man dann gern schon mal zurück, der Ordnung halber.

Die CD „Timeless Tales (For Changing Times)“, für die Joshua Redman sich gerade auf Promotiontour befindet, ist sein vorläufiges Abschlußstatement zu diesem Thema. Zehn nach persönlichen Gesichtspunkten ausgewählte Stücke der letzten hundert Jahre amerikanischer Popmusik von den üblichen Verdächtigen: Gershwin, Stevie Wonder, Joni Mitchell, Bob Dylan; Lennon/McCartney und Prince. Das satte Wohlgefühl des guten Geschmacks länderübergreifend in Reinkultur. Und der unsentimentale Abschied von der Vorstellung, Jazz sei der Ausdruck einer schwarzen Community. „Ich mache mir da auch nichts vor, denn Jazz ist heute eine Musik, die von meiner Community kaum gehört wird. 80 Prozent des amerikanischen Jazzpublikums ist weiß.“

Ob sich jetzt ein Bob-Dylan- Fan in die Jazzabteilung verirrt, ist Joshua Redman reichlich egal, denn von den Originalen bleibt sowieso nicht viel übrig. Wichtig ist, was ihn inspiriert, die Umsetzung kommt aus dem Trichter seines Tenors. Klare volle Melodielinien von virtuoser Schönheit, frei von jedweden Überraschungen. Und nachdem Stones-Schlagzeuger Charlie Watts schon dem klaren glatten Trompetenton der deutschen Jazzhoffnung Till Brönner eine große Zukunft bescheinigt hat, holte auch Mick Jagger Joshua Redman auf die Bühne und auf seine aktuelle Platte: „He's a real cool saxman!“ So als ob es nie Punk oder Rahsaan Roland Kirk gegeben hätte, wächst da jenseits von Zeitströmungen, Trends und Szenen was zusammen: Die Sonne scheint ewiglich in unser Hirn, und wir sind satt und fühlen uns wohl.

Wer übrigens für das Konzert um 22 Uhr noch nicht bereit ist, kann sich ab 2 Uhr im A-Trane zu einer After-Hours-Session von Joshua Redman mit seinem langjährigen Starpianisten Brad Mehldau einfinden. Mehldau nämlich befindet sich gerade für zwei Monate in Berlin: Auf Liebesurlaub mit seiner holländischen Freundin in einer Einzimmerwohnung ohne Telefon in Hohenschönhausen. Maxi Sickert

Sonntag ab 22 Uhr im Quasimodo, Kantstr. 12a, Charlottenburg

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