■ Querspalte: Aspirin hilft gegen Katzen
Winter geht so: Draußen schneit's, und drinnen geht man nicht mehr raus. Man rollt sich zusammen und rüsselt die Welt weit weg, denn man weiß: Alles Böse beginnt mit dem Aufstehen. Mancher aber ist wuschig im Kopf und hat entsprechend keine Ruhe im Arsch. Im Normalfall wird er Handwerker oder schafft sich Kleinkinder an, damit er immer einen Vorwand hat, die Welt mit unerleuchtetem Aktionismus zu überziehen. Verläßt ihn die Kraft, sein elektrisches Werkzeug oder sein Kind kreischen zu lassen, reicht es aber eventuell noch zu einem Haustier, das dann wiederum als Alibi herhalten muß für die Unfähigkeit, die Knochen ruhig zu halten. Ständig sind die Besitzer von HundKatzeIrgendwas unterwegs, haben etwas vor und stopfen die Welt mit sich voll, denn der kleine Liebling – der aber auch schon mal einen Zentner wiegt – muß ein Freßchen bekommen oder vor die Tür geschleift werden, wo er seine Militärtauglichkeit beweisen und Tretminen auslegen darf.
Im Winter ist der Mensch besonders gehalten, seine meist ohnehin äußerst verzichtbaren Werke auf ein Minimum zusammenschnurren zu lassen. Doch da ist notfalls das Haustier vor, das im Winter besondere Aufmerksamkeit verlangt. ADN meldet, das kalte Winterwetter gefährde auch Haustiere; besonders Durchzug sei eine Quelle von Krankheit und Not. Lieber soll also die Bude nach feucht dünstendem Tier müffeln als gelüftet werden; der Haustierbesitzer darf sich dann nicht wundern, wenn auf der Straße größere Bogen um ihn gemacht werden oder die Konversation mit ihm sogar noch kürzer und knapper ausfällt als ohnehin schon. Doch all das ficht den Haustierhalter nicht an, hat er doch selbstmitleidig gelernt, das Tier zu lieben, seit er die Menschen kennt, schnüff. Gern pflegt er das Objekt seines Sentiments aus Dankbarkeit zu Tode und gibt ihm Medizin aus der Hausapotheke. ADN aber warnt: Schon zwei Aspirin können eine Katze töten.
Und ich dachte immer, das Zeug hülfe nur gegen Kater. Wiglaf Droste
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