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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman

„Den Angriff auf Disney, denn nichts andres ist „Anastasia“, hat sich „20th Centrury Fox“ einiges kosten lassen. Die Zutaten stimmen: ein wenig Poseie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik, abgeschmeckt mit einem Hauch Historie. Die Geschicht der jungen Anya, die - verfolgt vom Bösewicht Rasputin - beweisen muß, daß sie die verlorene Zarentochter ist, hat alles, was auch jeden Disney-Film auszeichnet. Bleibt nur die Frage, wer sich für diese romantisch-harmlose Liebesmär interessiert.“ (TV-Spielfilm) UFa-Palast

Antz USA 1998, R: Eric Darnell, Tim Johnson

„Die titelgebenden emsigen Ameisen in diesem digitalen Animationsfilm werden von Schauspielergrößen wie Woody Allen, Sharon Stone oder Gene Hackman gesprochen. Selbst die eigentlich recht grausigen Kauwerkzeuge der Sechsbeiner wichen den Gesichtszügen und Persönlichkeiten einiger Stars (in der deutschen Fassung sind die Stimmen der jeweiligen Synchronsprecher zu hören). Die Arbeiter-Ameise Z-4195 sehnt sich nach Individualität im durchorganisierten Ameisenstaat und nach der Liebe der Prinzessin Bala. Sein Freund ist der treue Ameisenmuskelprotz Weaver, sein Feind der totalitäre General Mandible. Rasant, spannend, liebeswert und intelligent. Mainstream, der zufrieden macht, ohne zu unterfordern.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanca (Ol) / im UFA-Palast auch Originalfassung ohne Untertitel

Aprile Italien/Frankreich 1998, R: Nanni Moretti, D: Nanni Moretti, Pietro Moretti, Silvio Orlando

„Von Eric Rhomer stammt die Maxime: Das moderne Kino muß immer etwas von homemovie haben. Etwas Familiäres, Amateurhaftes, unverschämt Subjektives. Nur so kann es universale Bedeutung gewinnen. Nanni Morettis Filme bewahrheiten diese Maxime auf die selbstverständlichste Weise. Auch sein neuer Film ist homemovie und Weltkino. Er verstrickt Familiäres und Gesellschaftliches, persönlichste Obsessionen (Sachertorte, Schuhe, Vespa-Fahren) mit den großen, ewigen Themen: Vaterschaft, Verantwortung (in der Gesellschaft), Glück (im Angesicht geschichtlicher Katastrophen), Treue. Moretti holt Freunde, Mitarbeiter, Verwandte (auch Mutter, Frau und Kind) vor die Kamera. Er dreht im eigenen Appartement, ist Produzent, Autor, Hauptdarsteller in einer Person. Erzählt wird in der ersten Person, die äußerst narßistisch und egozentrisch ist. Und doch: Er spricht weniger von sich, als daß er sich benutzt, um von der Welt zu sprechen. Er reiht seine Notizen als komödiantische Nummern, dargeboten in jenem unvergleichlichen Moretti-Ton: zwischen private joke und nonsense act.“ (epd-film) Atlantis

Armageddon USA 1998, R: Michael Bay, D: Bruce Willis, Billy Bob Thornton, Steve Buscemi

„Logik, selbst deren rudimentäre Reste, darf man von einem Film wie „Armageddon“ nicht erwarten. Hier zählt nur das Wesentliche: Macht kaputt, was euch kaputtmacht – und sicherheitshalber auch alles andere. Alles an diesem Film ist übertrieben und restlos aufgebläht. Doch gerade im selbstironischen Spiel mit den Klischees des Genres entfaltet sich der subversive Witz des Macho-Spektakels.“ (Cinema) Atelier

Atelierbesuche mit Hans Cürlis Deutschland 1922-64, R: Hans Cürlis

„Dr. Hans Cürlis hat zur Stummfilmzeit begonnen, namhaften Künstlern Atelierbesuche abzustatten und sie beim Anfertigen von Zeichnungen und Skizzen zu filmen. Gezeigt werden nach einem kurzen Portrait Cürlis Kurzfilme: „Lovis Corinth“ (1922), „Otto Dix“ (1926), „Wassiliy Kandinsky“ (1927, „Renée Sintenis“ (1953), „Max Pechstein“ (1955), „George Grosz“ (1959), „Andre Masson“ (1964). Zum Abschluß führt Cürlis in „Rembrand – Nie gesehener Rembrand“ (1953) den Betrachter zu einer konzentrierten Bildanalyse.“ (Komunalkino) Kino 46

Der Attentäter Deutschland 1969, R: Rainer Erler, D: Fritz Hollenbeck, Gustl Bayrhammer

„Erste Verfilmung der Geschichte des Georg Elser, der erfolglos ein Attentat auf Hitler versuchte. Dieser Grimme-Preisträger läuft als Filmprogramm zur „Georg Elser-Ausstellung“ im Gustav Heinemann-Bürgerhaus.“ (Kommunalkino) Kino 46

B

Bean Großbritannien 1997, R: Mel Smith, D: Rowan Atkinson, Burt Reynolds

„Atkinson und sein Regisseur Smith taten gut daran, den unverkennbaren, clever zwischen Stummfilmheroen wie Langhton und Keaton und modernen Leinwandkasperln wie Lewis und Carrey angelegten Tunichtgut weitgehend unangetastet zu lassen: Immer noch hinterläßt der Kindskopf mit dem Gemüt eines Simplizissimus eine Spur der Zerstörung, ohne sich des Umfangs seiner Handlungen bewußt zu sein.“ (Blickpunkt Film) Gondel

Blade USA 1998, R: Stephen Norrington, D: Wesley Snipes, Kris Kristofferson

„Blade, ein Mensch-Vampir-Hybrid, wurde von Whistler, einem Vampirjäger, darauf abgerichtet, die Kreaturen der Nacht zu töten, deren Aktivitäten immer tollkühner und organisierter werden. Blades Gegenspieler, ein Vampir namens Frost, hofft, die etablierte Vampir-Aristokratie zu stürzen, indem er eine Serie von apokalyptischen Geschehnissen auslöst – die von Vampirpropheten vorhergesagt wurden und die dazu führen sollen, daß die Vampire die Menschheit beherrschen. Man sagt oft, daß die Filme heute wie Comics wirken, aber wie oft stimmt das wirklich? Im Fall von „Blade“ – der auf einem Marvel-Comic basiert – kann ich erfreut berichten, daß all die gespenstischen Farben, phantasmagorischen Bilder, rücksichtlose Action, byzantinischen Intrigen und sublimierten Homoerotismen, die das Comic-Genre auszeichnen, hier in liebevollen Details glänzen. Besonders in diesem Jahr der enttäuschenden Großproduktionen Hollywoods ist „Blade“ knallig erfolgreiche Unterhaltung.“ (Sight and Sound) UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol) / Originalfassung mit Untertiteln im Filmstudio und Atelier

Bremen Historie 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz

In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, exportiert, importiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Marktständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton gelehrt dahinredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte der Filmchronik gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. Dieser Film wird als Kauf-Videocassette vermarktet, und er soll das ideale Weihnachtsgeschenk für alteingesessene Bremer Eltern sein. (hip) Schauburg

Bube, Dame, König, Gras Großbritannien 1998, R: Guy Ritchie, D: Jason Flemyng, Dexter Fletcher

„Die Uhr läuft, die Zeit drängt – wird der Held es schaffen, innerhalb der gesetzten Frist die Aufgabe zu bewältigen? Wenn nicht, droht ihm Schlimmes, das wird drastisch klargemacht. Hier geht es allerdings nicht primär um die Dimension der Zeit. Dieser britische Debütfilm stellt sich einer anderen Herausforderung: Indem er ein komplexes Gegeneinander rivalisierender Parteien entfaltet. In dieser sorgfältigen Konstruktion liegt die eigentliche Qualität des Films, der sich zweifellos auch darin am Vorbild Quentin Tarantino orientiert. So ist es durchaus nicht nur ein Werbeversprechen, wenn man „Look, Stock and Two Smoking Barrels“ als die britische Antwort auf Tarantino bezeichent, als Kombination aus der raffinierten Erzählweise von „Pulp Fiction“ und der Männerweltphantasie von „Reservoir Dogs“. Zumal auch das „Britische“ dabei ein wesentliches Element ist. Sein Manko ist die Erzählweise, die zu sehr von der Verkürzung der Videoclips geprägt ist: Die Personen bleiben Typen, jede einzelne Szene spielt auf ein Maximum an Effekten ab.“ (epd-film) Europa, Casablanca (Ol)

D

Dance of the Wind Deutschland/Großbritannien/Indien 1997, R: Rajan Khosa, D: Kitu Gidwani

„Nimm dein Schicksal nicht in die eigene Hand, sondern ergib dich ihm, dann wird alles gut.- In diese zweifelhafte Botschaft mündet der mit vielen internationalen Fördergeldern produzierte indische Film „Dance of The wind“. Geboten wird ein westlichen Sehgewohnheiten gefälliger Mix aus Esoterikschmalz, Kunstbombast und Glaubensklischees: Sängerin Pallavi verliert mit dem Tod der berühmten singenden Mama die Stimme und damit das Vertrauen in sich selbst.“ (Zitty) Cinema, Casablanca (Ol)

Die Deutsche Bundeswehr BRD 1956, R: Heinz Huber

Wunschfilm von Sybille Simon-Zülch in der Igel-Staffel

„Das Raffinierteste an gewollt negativer Darstellung hat Heinz Huber im Süddeutschen Rundfunk mit seinem Bericht über die Bundeswehr fertiggebracht. Unter dem Mantel der Objektivität und der Dokumentation wird auf geradezu genial geschickte Weise „nein“ gesagt. Ich sage: genial, und es war wirklich genial, wie hier ein objektives Bild neben das Bild des Ressentiments und der Anklage gestellt wurde.“ (Darmstädter Tagblatt, 1956) Kino 46

Dr. Dolittle USA 1998, R: Betty Thomas, D: Eddie Murphy, Oliver Platt

„Wie schon in „The Nutty Professor“ wird Eddie Murphy hier wieder von den Special Effects an die Wand gespielt. Die versammelte Tierwelt bewegt in „Dr. Dolittle“ mindestens genauso synchron die Lippen wie die Viecher in „Ein Schweinchen namens Babe“. Aber ich sehnte mich im Laufe das Films immer mehr nach der Unschuld von „Babe“ oder des original Dolittle-Films von 1967. Hier sind die Gags extrem rüde und basieren fast ausschließlich auf Körperausscheidungen und Fürzen. Ich weiß, daß mein 7jähriger Sohn all das lieben wird, denn der Film ist ausschließlich für ein infantiles Publikum gemacht: Er ist „Junk Cinema“! (Christopher Tookey) UT-Kinocenter, CinemaxX, Wallkino (Ol)

E

Ein Zwilling kommt selten allein USA 1998, R: Nancy Meyers, D: Lindsay Lohan, Dennis Quaid, Natasha Richardson

„Zwillinge, seit der Geburt getrennt, führen mit einem pfiffigen Plan die geschiedenen Eltern wieder zusammen. Die Story sehen wir jetzt zum vierten Mal im Kino. Für die erste Verfilmung seines Romans „Das doppelte Lottchen“ schrieb Erich Kästner 1950 noch selbst das Drehbuch. 1961 kam Disney, 1993 Joseph Vilsmeyer, jetzt nochmal Disney. Schlechter geworden ist die Story nicht, sie hat Witz, Tempo und einen erfreulich niedrigen Süßstoff-Gehalt.“ (TV-Spielfilm) Schauburg

Der Eisbär Deutschland 1998, R: Til Schweiger, Granz Henman, D: Till Schweiger, Karina Krawczyk

„Man kann's ihm nicht mal verübeln: Til Schweiger ist wohl ein so großer Fan von Quentin Tarantino, daß er für sein Regiedebüt alles haben wollte, was auch Mr. T. hatte: coole Killer, Dialoge über Fast Food und Sex sowie Schußwechsel, bei denen man die Übersicht verliert. Das Ergebnis ist eine allzu läppische und statische, aber bisweilen recht elegant aus Versatzstücken anderer Filme zusammengestoppelte Krimikomödie. Patchwork à la Quentin.“ (TV-Spielfilm) Cinemaxx, UFA-Palast, Passage (Del), Wallkino (Ol)

Elisabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant

In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) City

Erklärt Pereira Italien/Frankreich 1995, R: Roberto Faenza, D: Marcello Mastroianni

„Lissabon unter der Salazar-Diktatur Ende der dreißiger Jahre: Der Kulturredakteur Pereira ist der bürgerlich-unpolitische Intellektuelle schlechthin, doch die Begegnung mit einem jungen Regimefeind läßt ihn zum Widerstandskämpfer werden. Aus dem berühmten Buch von Antonio Tabucchi ist ein allzu literarisch-betulicher Film geworden, den jedoch Marcello Mastroianni in seiner vorletzten Rolle mit wärmender Melancholie erfüllt.“ (Der Spiegel) Gondel

F

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabbriel Byrne, Vanessa Reggrave

„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt eigene Ermittlungen an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen das Geheimnis und die Spannung schnell verloren.“ (tip) CinemaxX

G

Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa USA 1993, R: Lasse Hallström. D: Johnny Depp, Leonardo DiCaprio, Juliette Lewis

„Ein Film vom Leben auf dem Lande namens Amerika, wo es am gottverlassensten ist und Endora heißt, wo Gilbert tagein, tagaus seine kolossale Mamma, seinen schwachsinnigen Bruder (eine von DiCaprios ersten und immer noch besten Rollen) und sonst noch allerlei zu versorgen hat, so daß er das Fortkommen und die Liebe schon fast ganz vergessen hat. Ein wunderschöner, geradezu heilig einfacher Film.“ (taz) Kino 46

H

Hamam – Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D'Aloja

„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante einen Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um ihn zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmung und Menschen, bleibt er und restauriert den Haman. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch erzählt es atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung dank Sinnlichkeit und kreativer Langsamkeit orientalischer Lebensweise.“ (Zoom) Cinema

Hinter dem Horizont USA 1998, R: Vincent Ward, D: Robin Williams, Annabella Sciorra

Hollywood hat das Jenseits entdeckt. In „Stadt der Engel“, dem US-Remake von Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“ spielt Nicolas Cage einen Engel, der den Sterbenden über die letzte Schwelle hilft. In „Hinter dem Horizont“ bekommen wir gleich eine vollständige, auf dem Computer geschaffene Hollywood-Version des Himmels – und die Hölle noch als Zugabe obendrauf. Der Kinderarzt Chris kommt bei einem Autounfall ums Leben, und wir fahren mit ihm aufwärts. Zuerst sieht er noch, wie seine Frau und Freunde auf seinen Tod reagieren, wandelt auf seiner eigenen Beerdigung durch die Kirchenreihen, aber dann kommt schon der Tunnel mit dem strahlenden Licht am Ende und Chris findet sich – in einem Gemälde seiner Frau wieder. Jeder schafft sich dort oben seine eigene Realität, so die Hauptprämisse des Films. Und da Chris seine Frau noch über den Tod hinaus liebt, wünscht er sich unbewußt in ihre Werke hinein. Das ist natürlich für Vincent Ward eine ideale Gelegenheit für spektakuläre Spezial-Effekte. Inspiriert durch die Werke von Monet, van Gogh und Caspar David Friedrich schuf er viele wunderschön anzusehenden Welten – Seelenlandschaften ist hier das genau passende Wort. Robin Williams gibt der Figur einen trockenen Witz, der den Film über lange Stecken davor bewahrt, gänzlich im Jenseits-Kitsch zu versinken. Denn das Drehbuch ist die große Schwäche des Films. Alle theologischen Grundprobleme und typisch amerikanischen Ehekonflikte werden in der allzu lehrstückhaften Drmaturgie abgehandelt. So wird der Film im letzten Drittel leider arg pathetisch und verliert so endgültig den übermütigen Charme, den er durch die abgehobenen Spezial-Effekte über lange Strecken hatte. (hip) CinemaxX, UT-Kinocenter

J

Jackie Chan ist Nobody Hongkong 1998, R: Jackie Chan, D: Jackie Chan, Michelle Ferre

„Der Titel ist natürlich glatt gelogen, denn seit der inzwischen 44jährige Martial-Arts-Kasper aus Hongkong auch in Hollywood Fuß gefaßt hat, ist er nun keineswegs ein Niemand mehr. Nobody, sein neuester Streich, wurde allerdings wieder in Hongkong produziert, und man merkt es dem haarsträubenden Machwerk in jeder Sekunde an, daß sich hier ein Meister seines Fachs nach Herzenslust austobt: hinter der Kamera als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur, davor als völlig enthemmter Hauptdarsteller. Die hanebüchene Story führt unseren naiven, nach einem sabotierten Kommandoeinsatz in Afrika an Gedächtnisverlust leidenden Helden zu einem netten Eingeborenenstamm, vor dort über eine irrwitzige Wüstenrallye bis ins Zentrum des Bösen: Rotterdam. Jackie mimt und prügelt sich durch haarsträubende Drehbuchverschlingungen, deren Höhepunkte, klar, des Meisters choreographisch einwandfreie Stunteinlagen sind. Das alles kommt so unbedarft und dummfröhlich daher, daß es eine wahre Freude ist.“ (Zitty) UT-Kinocenter, MUWI-Kino (Ol)

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann.“ (Der Spiegel) Cinema

K

Kai Rabe gegen die Vatikankiller Deutschland 1998, R: Thomas Jahn, D: Stefen Wink, Sandra Speichert, Heinz Hoenig

„Was macht ein Regisseur wie Thomas Jahn, dessen Erstling „Knockin' on Heaven's Door“ gleich der erfolgreichste deutsche Film des Jahres war? Er kümmert sich gar nicht darum und dreht mit den besten Schauspielern, die es gibt, einfach eine völlig abgefahrene, kunterbunte und todeswitzige Film-im-Film-Horrorliebessexkrimikomödie. Der Regisseur Rufus Lindner dreht für den schmierigen Filmproduzenten Egon Lütter den Horrorthriller „Die Vatikankiller“. Hauptrolle: Kai Rabe, Superstar und ständig blau. Als echte Leichen bei den Dreharbeiten auftauchen, nimmt Kommissar Krüger, der selbst nicht von der Flasche lassen kann, die Ermittlungen auf. Die schräge Mixtur hat alles, was man von einem Film mit solch einem Titel erwartet, auch wenn nicht jeder Gag sitzt. Sollte das Publikum nur halb soviel Spaß im Kino haben, wie die Darsteller offenbar beim Drehen, dann ist der nächste Erfolg für Jahn gebongt.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, City, Wall-Kino (Ol)

Kasaba Türkei 1997, R: Nuri Bilge Ceylan / Originalfassung mit Untertiteln

„Der Film betrachtet die Welt aus dem Blickwinkel zweier Kinder – einen Tag im Winter, einen im Sommer. Aus der Perspektive von Asiye und ihrem Bruder zu erzählen, bedeutet, in aller Ruhe zu beobachten, wie eine Flaumfeder von Schulkindern durch ein Klassenzimmer gepustet wird. Der halbdokumentarische Film beeindruckt durch seine außergewöhnliche Bildästhetik, die ihren Zauber aus den fotografischen Schwarzweißaufnahmen bezieht und dem langsamen, lyrischen Erzählrhythmus. „Kasaba“ ist schließlich, ohne daß hier jemand sterben würde, auch ein schöner und fröhlicher Film über den Tod.“ (DAB, Land der vielen Kulturen) Cinema

L

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Roberto Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das Ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerien und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (Neue Zürcher Zeitung) Schauburg, City, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Lilies Kanada 1996, R: John Greyson, D: Marcel Sabourin, Aubert Pallascio / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Bischof wird ins Gefängnis gerufen, um einem Häftling die Beichte abzunehmen. Der Gefangene erweist sich als Jugendfreund, der auf Rache sinnt und den Bischof zwingt, einer von den Mithäftlingen dargestellten Geschichte seines Lebens beizuwohnen und die Schuld am Tod des Geliebten des Jugendfreundes einzugestehen. Verfilmung eines Bühnenstücks, das in der Inszenierung des Spiel-im-Spiels durch die starke Betonung der formalästhetischen Seite wenig zur Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen der Homosexualität beiträgt.“ (filmdienst) Kino 46

Lola rennt Deutschland 1998, R: Tom Tykwer, D: Franka Potente, Moritz Bleibtreu, Joachim Krol

„Selten war ein Filmtitel passender: Der Name von Tom Tykwers neuem Ganovenstück ist Programm. Denn Lola hat ziemlich genau zwanzig Minuten Zeit, ihren Freund Manni davon abzuhalten, mächtig Scheiße zu bauen. 100.000 Mark muß er um zwölf Uhr Gangsterboß Ronnie übergeben, doch Mannie läßt die Plastiktüte mit dem Geld in der U-Bahn liegen. In seiner Verzweiflung will er einen Supermarkt überfallen, aber Lola fleht ihn an zu warten: „Mir fällt doch immer was ein!“ und sie rennt los, quer durch Berlin. Mehr darf man gar nicht verraten, ohne zum Spielverderber zu werden. Eines verrät der Film aber sehr bald: daß Tom Tykwer („Winterschläfer“) zur Zeit einer der innovativsten und mutigsten deutschen Filmemacher ist. Ähnlich wie z.B. ein Oliver Stone nutzt er alle Möglichkeiten des Mediums, mischt Zeichentrick und Handkamera, wilde Schnitte und sogar Polaroids zu einem atemberaubenden Genremix. Die Besetzung ist ein einziger Glücksgriff, die Musik (u.a. von Ex-„Spliff“-er Reinhold Heil) ein Hit.“ (TV-Spielfilm) City

M

Mulan USA 1998, R: Barry Cook, Tony Bancroft

„Mulan ist der seit langem gelungenste Zeichentrickfilm von Disney: schwungvoll, witzig und streckenweise hochdramatisch, auch tragisch, aber nicht sentimental. Die Figuren sind weniger niedlich, mehr menschlich gezeichnet, und so wirken ihre Schicksale wirklich anrührend. Die Orientierung nach Osten hat das Produktionsteam sichtlich beflügelt. Die Chefzeichner mixten ihre moderne Comicstrip-Kunst mit klassischer chinesischer Malerei, was man besonders besonders an den Landschaftsentwürfen sehen kann, und bei den großen Schlachtszenen werden gar Erinnerungen an die Epen des jüngst verstorbenen Akira Kurosawa wach. Die Figuren und Kostüme sind asiatischen Vorbildern nachempfunden, Mulans Gesicht etwa entspricht mit zierlichen Zügen und Kirschmund dem chinesischen Schönheitsideal. Sie ist Disneys erste Heldin, die nicht aussieht wie Barbie.“ (Cinema) CinemaxX, Ufa-Palast, UT-Kino, Wall-Kino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

N

Nanook der Eskimo USA 1921, R: Robert Flaherty / Stummfilm

„Einer der bedeutensten Dokumentarfilme der stummen Ära. Flaherty verbrachte mehrere Monate in der Arktis, um den Eskimo Nanook und seine Familie bei den alltäglichen Verrichtungen (Jagd, Fischfang, Iglubau, Fellhandel, Pflege der Kinder, Betreuung der Schlittenhunde) mit der Kamera zu beobachten. Der Film zeigt die Härte dieses Lebens, die Schönheit der Eislandschaft und die naive Fröhlichkeit der Menschen. Den Regisseur bewegte „das romantische Verlangen, die Reinheit und Schönheit einer Lebensweise zu verewigen, die durch das Vorrücken unserer Zivilisation noch nicht korrumpiert ist.“ (Siegfried Kracauer)“ (Lexikon des internationalen Films) CinemaxX

Nico-Icon Deutschland 1995, R: Susanne Ofteringer

„Ein Lebensportrait von ihr gleicht eher einer Freakshow als einer Ikone“ sagt zu Beginn des Films ein Musiker aus Nicos Band der 80er Jahre und bringt damit die Wirkung dieses Films auf den Punkt. Das Erstaunliche dabei ist nur, daß dieser Gegensatz aufgehoben wird: Die ehemaligen Liebhaber, Verwandten, Künstler und Musiker können noch so schockierende und ungeschminkte Wahrheiten über sie erzählen, die Ikone Niko bleibt davon völlig unbeschadet. Sie wird sogar mit jedem deprimierenden Detail noch verführerischer und monumentaler. Ohne die Freakshow wäre Nico nichts. Diese düstere Faszination zelebriert die Regisseurin Susanne Ofteringer geschickt. Nicos Todessehnsucht schwingt bei jeder Einstellung mit und so ist es die erschreckende Konsequenz dieses Dokumentarfilms, daß die Lebensgeschichte von Nico mit ihrem frühen Tod 1988 als eine Erfolgstory endet. (hip) Kino 46

P

Pecker USA 1998, R: John Waters, D: Edward Furlong, Christina Ricci, Lili Taylor

„Pecker ist ein vergleichsweise harmloser Film des professionellen Bürgerschrecks John Waters, dessen Ambition sich in dem guten Vierteljahrhundert seit seinen Anfängen konsequent durchhielt: Provokation durch Erzeugung von maximal schlechtem Geschmack. „Pecker“ ist nun kompromißbereiter und zielt auf ein größeres Publikum. Titelheld ist ein 18jähriger charismatischer Fotokünstler. Der passionierte Blick durch die Linse des charmanten Jungen verleiht der alltäglichen und skurrilen Umgebung Baltimores, in dem seine Familie und seine Freunde leben, einen ganz besonderen Touch. Waters zeichnet in seiner schräg-utopischen Phantasie einen ganz und gar sympathischen Helden, der sich nichts aus Ruhm und Karriere macht, seine Unschuld und Integrität inmitten der handgreiflichsten Versuchungen bewahrt. Dies gilt hier hier übrigens für alle in dem Film: egal ob mit Kunst, Lumpen, Waschsalons, Stehlen oder Strippen beschäftigt – sie gehen ihrer Profession mit Würde und Aufmerksamkeit nach, Erfüllung, nicht Karriere suchend. Eine Utopie, wie gesagt, und ein Stück Gesellschaftskritik.“ (epd-Film) Europa

Peeping Tom Großbritannien 1959, R: Michael Powell, D: Karlheinz Böhm, Moira Shearer

Anläßlich des Besuchs von Karlheinz Böhm bei der Radio-Bremen-2-Sendung „zettBeh“ am Sonnabend in der Schauburg (Sendung ab 9 Uhr, mit Karlheinz Böhm ab 10 Uhr). „Ein psychopathischer Kameramann fotografiert die Angst junger Mädchen, bevor er sie mit seinem Kamerastativ ermordet. Doppelbödiger Horrorfilm, der einen Skandal auslöste und die Karriere von Karlheinz Böhm und Regisseur Powell („Die roten Schuhe“) schlagartig beendete. Rückblickend gesehen ein erstaunlich moderner Film über den Zusammenhang von Schaulust, Todessehnsucht und sexueller Neurose. Inzwischen ein Kultobjekt für Cineasten.“ (Lexikon des internationalen Films) Schauburg

Der Pferdeflüsterer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kristin Scott Thomas

Redford hat ein genaues Gefühl dafür, wie er den Kitsch, der hier natürlich bei jedem Pferdeschnauben droht, im Zaume halten kann. Dies ist ein Taschentuchfilm – keine Frage –, aber der Herzschmerz wird so geschickt, klug und geschmackvoll präsentiert, daß man/frau sich der feuchten Augen nicht zu schämen braucht.“ (hip) Gondel, UT-Kino, CinemaxX, Solitaire (Westerstede)

Der Prinz von Ägypten USA 1998, R: Brenda Chapman, Simon Wells

„Das einzig Interessante an diesem biblischen Zeichentrickfilm ist es, wie die Filmemacher es schafften, die immerhin ja recht abenteuerliche Lebensgeschichte von Moses so langweilig zu erzählen.“ (eine englische Kritikerin auf Sky News) UFA-Palast

R

Ronin USA 1998, R: John Frankenheimer, D: Robert De Niro, Jean Reno, Natascha McElhone, Katharina Witt

„Unter dem Befehl einer geheimnistuerischen Terroristentusse soll ein international zusammengewürfelter Gangsterhaufen einen silbernen Koffer rauben. Worum es geht und was denn eigentlich im Köfferchen ist, weiß keiner, und man will es auch gar nicht wissen. Veteran John Frankenheimer inszeniert so, als habe er vor vielen, vielen Jahren ein paar Filme des Genres gesehen, aber leider völlig vergessen, wie sie funktionieren. Die Männerfreundschaft zwischen De Niro und Jean Reno bleibt genauso vage wie das Agenten-Spektakel drumherum.“ (tip) Cinemaxx, UFA-Palast, Ziegelhofkino (Ol)

Die Rote Violine Kanada/Italien 1998, R: François Girard, D: Carlo Cecchi, Irene Grazioli, Samuel L. Jackson

„Eine kleine Violine auf der Reise durch die Länder und Jahrhunderte, ein perfektes Instrument, das herzzerreißende Töne von sich gibt und jeden seiner Besitzer das Leben kostet: Das klingt nach sattem Kitsch. Tatsächlich ist Francois Girards Film sentimental, aber eben auch sehr phantasievoll und unberechenbar, legendenhaft pathetisch, ein bißchen esoterisch und schließlich – raffiniert strukturiert. Er funktioniert. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil sein Thema, nur matt verschleiert durch eine Liebesgeschichte zwischen dem Geigenbauer und seiner Frau, ungewöhnlich ist. Die fünf geschickt verklammerten Episoden enthalten fünf Märchen über die fast besessene, unbedingte Hingabe an die Musik oder wenigsten an ein Musikinstrument. Der Film wird zur Zeitreise, Lebensreise, Weltreise.“ (epd-film) Atlantis, Europa

S

Schneewittchen DDR 1961, R: Gottfried Kolditz, D: Doris Weikow, Marianne Christina Schilling

„Kann man nicht verlangen, daß ein bei uns hergestellter Märchenfilm den Kindern einen tieferen Eindruck hinterläßt als eine Märchenbuch-Illustration? Dann hätte Autor Dr. Günther Kaltofen freilich etwas tiefer bohren müßen. Die Märchenfiguren sind nicht viel mehr als bewegte, von Menschen dargestellte Puppen. So entstand ein gefälliger, glatter und konventioneller Märchenfilm, der weder die Phantasie des Kindes beflügelt noch sein Gefühl für Bösartigkeit und menschliche Güte sonderlich vertiefen kann.“ (Junge Welt, 1961) Kino 46

Sehr verdächtig USA 1998, R: Pat Proft, D: Leslie Nielsen, Michael York

„Na, fleißig Filme gesehen in den letzten Jahren? Hoffentlich, denn will man sich über diese Filmparodie richtig amüsieren, dann sollte man tunlichst die meisten der hier veralberten Filme kennen. Star-Geiger Leslie Nielsen steht unter Verdacht, den Millionär Michael York umgebracht zu haben. Tatsächlich war der Täter ein einarmiger, einbeiniger, einäugiger Killer. Auf der Flucht vor einem US-Marschall muß Nielsen seine Unschuld beweisen. Trotz einger gelungener Gags: Das Genre der Filmparodien ist ausgereizt.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio

Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt

„Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorener Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestimmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert.“ (World Premiere) CinemaxX

Sie liebt ihn – Sie liebt ihn nicht USA/Großbritannien 1998, R: Petrer Howitt, D: Gwyneth Paltrow, John Hannah

„Was wäre, wenn die Londoner PR-Agentin Helen ihre U-Bahn noch kriegen würde statt sie zu verpassen? Nach zehn Minuten läuft der Film ein paar Herzschläge zurück, und diesmal schafft es Helen, die sich schließende Tür des Wagens offenzuhalten. Von nun an vermischen sich die beiden Geschichten: Im Strang eins nimmt Helen ein Taxi, wird überfallen, kommt deshalb später nach Hause und findet dort ihren Freund Gerry etwas zerzaust. Im zweiten Strang kriegt Helen die Bahn, begegnet dem Schicksal in Form des netten Charmeurs James, kommt heim, findet Garry im Bett mit seiner alten Flamme Lydia und zieht aus der Wohnung aus. Verwirrt? Nicht für lange, denn wenn die beiden Stränge sich überkreuzen, kommt ein dramaturgischer Trick zum Einsatz, der alles einfacher macht. Howitt beweist beim Verweben der beiden Geschichten viel Talent als Regisseur, aber in ersten Linie ist dies ein Schauspielerfilm, weil Paltrow und John Hannah das Material nicht nur tragen, sondern aufheben. Das Drehbuch ist längst nicht so witzig, wie es gerne wäre, aber die beiden Hauptdarsteller verführen uns dazu, über die Pointen zu lachen und tun dies zudem mit einer beeindruckenden Leichtigkeit.“ (The Observer) CinemaxX, Passage (Del), Ziegelhofkinos (Ol)

Smoke Signals USA 1998, R: Chris Eyre, D: Evan Adams, Irene Bedard, Adam Beach

„Victor und Thomas machen sich auf den Weg vom nördlichen Washington ins südliche Arizona. Dort wollen sie die Asche von Victors verstorbenem Vater holen und ins heimatliche Reservat überführen. Der erst 26jährige Arapaho-Cheyenne-Indianer Chris Eyre erzählt in seinem Roadmovie den bekannten Vater-Sohn-Konflikt auf indianische Weise. Weit entfernt davon, die Lage der Indianer mitleidig zu beweinen, zeigt „Smoke Signals“ das breite Spektrum heutigen indianischen Lebens: die Bedeutung von Heimat und Tradition, aber auch Armut und Zerfall von Familie und Stamm.“ (tip) Cinema

Der Soldat James Ryan USA 1998, R: Steven Spielberg, D: Tom Hanks, Matt Damon

„Steven Spielbergs sowohl nüchterner wie auch großartiger Kriegsfilm gibt dem Genre Leidenschaft und Sinn zurück, und er tut dies mit solch einer sogartigen Kraft, daß er es ganz neu zu erfinden scheint, und dabei blendet er mit der Intensität seiner Imagination. Keine allgemein anerkannten Konventionen – dramaturgisch oder ideologisch –, schwächen diese Leistung ab. Dieser Film sieht einfach so auf den Krieg wie noch keiner vor ihm. Obwohl die Erfahrungen, die er vermittelt, zermürbend sind, ist es der Film selbst nie. Wie vorher in „Schindlers Liste“ nutzt Spielberg hier seine außergewöhnlichen Talente als Geschichtenerzähler, um das Unvorstellbare zu personalisieren, indem er Charaktere schafft, mit denen man sofort Mitgefühl entwickelt, und indem er das Publikum vom ersten Moment an in Spannung hält. Obwohl der Film mit wuchtigen, unglaublich vitalen Schlachtszenen beginnt und endet, und zahlreiche Tragödien voller Gewalt beinhaltet, wirkt seine Vision des Krieges nie betäubend. (The New York Times) CinemaxX, UT-Kino

Spiel auf Zeit USA 1998, R: Brian De Palma, D: Nicolas Cage, Gary Sinise

„Attentäter, die einen Spitzenpolitiker umbringen wollen, sind in der Regel gut geraten, wenn sie Gelegenheit dazu an einem stillen Örtchen suchen. Sportlicher, spektakulärer und also kinomäßiger ist es hingegen, das Ding vor großem Publikum über die Bühne gehen zu lassen; nicht umsonst hat Hitchcock mit einem Attentat in einem Sinfoniekonzert Furore gemacht. Da es den Regisseur Brian de Palma wieder einmal lockte, Hitchcock übertrumpfen zu wollen, hat er nun ein Attentat in einer Boxkampfarena in Szene gesetzt, wobei der Todesschuß genau im Augenblick des K.O.-Schlags fällt. Das Arrangement ist zwar konspirationstechnisch absurd, aber filmsportlich ergiebig, weil es der Effekthascherei Tür und Tor aufreißt. Während Nicolas Cage – bis zur Selbstparodie überdreht – als korrupter Cop auf Verbrecherjagd dem Publikum Dampf macht, kann sich De Palma mit lügnerischer Rückblende, Kamera-Sturzflug, Pirouette und Purzelbaum den Ekstasen der zweckfreien Virtuosität hingeben.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, Wall-Kino (Ol), Gloria (Del) / Originalfassung ohne Untertitel: City

Stadt der Engel USA 1998, R: Brad Silberling, D: Nicolas Cage, Meg Ryan

„Als Vorlage zu diesem kraftvollen Schmalzwalzer diente, kaum zu glauben, Wim Wenders' meditativer „Himmel über Berlin“ von 1987. Von der transzendentalen Vertracktheit des Originals ist kaum noch etwas zu merken, aber Nicolas Cage liefert als Engel alles an zartfühlender und sexy Empathie, was das Herz der Frau von heute begehrt.“ (Der Spiegel) Filmstudio

St. Martin's Lane (Sidewalks of London) Großbritannien 1938, R: Tim Whelan, D: Charles Laugthon, Vivien Leigh, Rex Harrison / Originalfassung ohne Untertitel

„Ein Londoner Straßenmusikant wird von einer geschickten Diebin um seine Einnahmen gebracht, folgt der jungen Frau, beobachtet ihre Parodie seines Spiels in einer Kneipe und einen weiteren Diebstahl und nimmt sie mit nach Hause. Als sie bald darauf die Aufmerksamkeit eines Herren der oberen Gesellschaftschicht erregt, verläßt sie ihn. Rasch zum Star aufgestiegen, erkennt sie eines Tages in einem blinden Bettler vor dem Theater den Straßenmusikanten von einst. Britisches Vorkriegskino mit exzellenten Schauspielern.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

T

Tango Spanien 1997, R: Carlos Saura, D: Miguel Angel Sola, Cecilia Narova

„Um Tanz und Leidenschaft geht es bei Carlos Saura (“Carmen) nicht zum ersten Mal: Hier spielt sich die Geschichte von Liebe und Eifersucht in einem Film-im-Film-Drama ab. Tolle Tänzer, Musik von Lalo Schifrin.“ (TV-Spielfilm) Atlantis

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D:; Leonardo Di Caprio, Kate Winslet

Im Kino will und will sie nicht untergehen. UFA-Palast

Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Jaura Linney, Ed Harris

Hatten Sie nicht auch schon manchmal das Gefühl, Sie wären in einem schlechten Film oder – noch schlimmer – in einer Fernsehserie? Genau dieser Verdacht beschleicht Truman Burbank eines Morgens, als direkt vor seine Füße ein Scheinwerfer aus dem strahlend blauen Himmelszelt fällt. Aber Trumans Himmel ist genaugenommen eine Kuppel: Ein riesiger künstlicher Dom, unter dem eine ganze Kleinstadt konstruiert wurde. Und all das nur für Truman Burbank, denn dieser ist, ohne es zu wissen, seit seiner Geburt der Star einer täglich rund um die Uhr gesendeten Fernsehserie. Alle Bewohner von Seahaven, all seine Freunde, Arbeitskollegen, seine Ehefrau sind Schauspieler. Nur er glaubt, ein authentisches Leben zu führen, und ahnt lange nichts von den 5.000 versteckten Minikameras, die ihn in jedem Winkel seiner kleinen Welt beobachten. Der Film erzählt davon, wie er langsam erkennt, daß er der einzige Untertan eines totalitären Systems ist, daß ein „1984“ nur für ihn geschaffen wurde. Die Besetzung der Hauptrolle durch den Zappelphilipp Hollywoods zeigt, welch ein gewiefter Regisseur Peter Weir ist. Alle Mankos von Jim Carrey – sein manisches Wesen, sein zu breites Lächeln, seine plakative Körpersprache – machen ihn zur Idealbesetzung von Truman, denn dieser wurde ja von einem Fernsehstudio sozialisiert. „Die Truman Show“ ist eine scharfsinnige und sehr komische Satire auf die Entwicklung der Medien, die Obsession eines Millionenpublikums mit Fernsehserien und ihre Gier nach immer mehr „reality“. (hip) Schauburg, CinemaxX, UT-Kino, Lichtspielhaus (Del) / Originalfassung im Casablanca (Ol)

V

Velvet Goldmine Großbritannien 1998, R: Todd Hayner, D: Ewan McGregor

„Das Erhabene und das Lächerliche – in der Ästhetik des Glam Rock waren sie schon immer eineiige Zwillinge. Nur konsequent, daß sich auch das Glamourmedium Film an diese Glamourphase erinnert. „Velvet Goldmine“, Todd Haynes Kinobilderbogen, erzählt die Geschichte eines David Bowie nachempfundenen Rockstars, und er erzählt sie von ihrer großartigen, mythenkompatiblen Seite: Triumph und Verrat, Rausch und Katzenjammer, The Rise and Fall of ... Doch wer glaubt, dieser Film sei einer über die siebziger Jahre, irrt. Es ist ein Film darüber, wie die späten Neunziger sich die frühen Siebziger wünschen: eine verlorenen Episode voller schöner Gesten, romantischer Helden, androgyn, sexy, schwelgerisch und dekandent wie der Adel im 18. Jahrhundert. Kreuz und quer, auch durch die Geschlechter, lümmeln sich Leiber auf Tudorsofas und nehmen Drogen.“ (taz) City

Verrückt nach Mary USA 1998, R: Peter & Bob Farrelly, D: Cameron Diaz, Ben Stiller, Matt Dillon

„Geschmacklosigkeiten unter der Gürtellinie – und doch ist irgendwas dran an dieser Komödie: In Reißverschlüsse eingeklemmte Geschlechtsteile, Sperma als Haargel, in Ganzkörpergips verpackte Schoßhunde – ziemlich krank, oft daneben und zum Schreien komisch. Und wer wäre nicht verrückt nach „Mary“ alias Cameron Diaz.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kino, UFA-Palast, Ziegelhof-Kino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen) / Originalfassung mU im Casablanca (Ol)

W

Wir Kinder aus Bullerbü Schweden 1966, R: Lasse Hallström, D: Linda Bergström, Hendrick Larsson

„In nostalgisch-utopischer Verklärung wird nach dem bekannten Kinderbuch von Astrid Lindgren die heile Dorfwelt der 20er Jahre beschworen. Der Film, der nur von alltäglichen Ereignissen berichtet und auf Dramatik fast völlig verzichtet, setzt bei Kindern die Fähigkeit der Konzentration und des Träumens voraus.“ (Lexikon des internationalen Films) Filmstudio

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