: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Die Abenteuer von Huck Finn USA 1993, R: Stephen Sommers, D: Lijah Wood, Courtney B.Vance, Ron Perlman
„Eine Disney-Adaption des Klassikers von Mark Twain. Huck Finn flieht mit dem entflohenen Sklaven Jim auf eine Insel am Fluß und fällt in die Hände der Erzgauner King und Duke. Eine solide, großzügig ausgestattete Verfilmung, gegen die sich kaum etwas sagen läßt.“ (taz) Kino 46
Abschied von Algier Algerien 1994, R: Merzak Allouache /Originalfassung mit Untertiteln
„In nahezu neorealistischem Stil versucht Allouache, einen Querschnitt durch die untere Gesellschaftsschicht Algeriens zu legen. Wie nebenbei erfährt man von den Sorgen der Männer um ihren Lebensunterhalt und der Sehnsucht der Frauen nach mehr Eigenständigkeit; man sieht die kleinen Tagediebe und Junkies, die orientierungslos von Frankreich träumen, obwohl alle zurückgewiesen wurden, die es einmal dorthin geschafft haben.“ (Peter Buchka) Cinema
Akte X - der Film USA 1998, R: Rob Bowman, D: David Duchovny, Dillian Anderson
„Am offenen Ende wissen wir, daß wir keiner Regierung trauen sollten und daß Scully und Mulder einander wirklich und wahrhaftig lieben. Mehr Ungereimtheiten als jede Verschwörungstheorie - aber für Fans ein Muß!“ (TV-Spielfilm) Filmstudio
Der Amerikanische Neffe Irland 1998, R: Eugene Brady, D: Hill Harper, Pierce Brosnan
„Inis Dara ist der Name einer kleinen Insel vor der Küste Irlands. Wie das Land, so die gute Dutzendschaft Bewohner der Insel. Weltabgewandt, schweigsam und störrisch hat sich die Generation der Alten und Älteren mit der Natur, die sie umgibt und der Natur des Menschen, wie sie sie verstehen, arrangiert. Doch Chad, den sein schockierter Onkel pflichtbewußt am Kai abholt, ist anders als alles, was diese Insel und ihre Bewohner je erlebt haben: er ist redselig, offen, liebesbedürftig, kritisch und vor allem ist er - schwarz. Diese aberwitzige Kombination zwischen dem urbanen Hipster und der archaisch strukturierten Dorfgemeinschaft setzt eine dramaturgische Fallhöhe, mit der Geschichte und Regie gut umzugehen wissen. Daß dieser etwas eckige Heimatfilm sich dem Melodram konsequent verschließt, Superstar Pierce Brosnan, der Produzent dieses Filmes, sich als verstockt zorniger Gastwirt in seiner Nebenrolle konzentriert zurückhält und die Beiläufigkeit des Erzählten an der Tragik des Vergangenen bricht wie die Wellen an der Felsenküste - all dies besticht in seiner Unaufdringlichkeit.“ (epd-film) CinemaxX, UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Antz USA 1998, R: Eric Darnell, Tim Johnson
„Die titelgebenden emsigen Ameisen in diesem digitalen Animationsfilm werden von Schauspielergrößen wie Woody Allen, Sharon Stone oder Gene Hackman gesprochen. Selbst die eigentlich recht grausigen Kauwerkzeuge der Sechsbeiner wichen den Gesichtszügen und Persönlichkeiten einiger Stars (in der deutschen Fassung sind die Stimmen der jeweiligen Synchronsprecher zu hören). Die Arbeiter-Ameise Z-4195 sehnt sich nach Individualität im durchorganisierten Ameisenstaat und nach der Liebe der Prinzessin Bala. Sein Freund ist der treue Ameisenmuskelprotz Weaver, sein Feind der totalitäre General Mandible. Rasant, spannend, liebeswert und intelligent. Mainstream, der zufrieden macht, ohne zu unterfordern.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanca (Ol) / im UFA-Palast auch Originalfassung ohne Untertitel
Armageddon USA 1998, R: Michael Bay, D: Bruce Willis, Billy Bob Thornton, Steve Buscemi
„Logik, selbst deren rudimentäre Reste, darf man von einem Film wie „Armageddon“ nicht erwarten. Hier zählt nur das Wesentliche: Macht kaputt, was euch kaputtmacht – und sicherheitshalber auch alles andere. Alles an diesem Film ist übertrieben und restlos aufgebläht. Doch gerade im selbstironischen Spiel mit den Klischees des Genres entfaltet sich der subversive Witz des Macho-Spektakels.“ (Cinema) Atelier
B
Blade USA 1998, R: Stephen Norrington, D: Wesley Snipes, Kris Kristofferson
„Blade, ein Mensch-Vampir-Hybrid, wurde von Whistler, einem Vampirjäger, darauf abgerichtet, die Kreaturen der Nacht zu töten, deren Aktivitäten immer tollkühner und organisierter werden. Blades Gegenspieler, ein Vampir namens Frost, hofft, die etablierte Vampir-Aristokratie zu stürzen, indem er eine Serie von apokalyptischen Geschehnissen auslöst – die von Vampirpropheten vorhergesagt wurden und die dazu führen sollen, daß die Vampire die Menschheit beherrschen. Man sagt oft, daß die Filme heute wie Comics wirken, aber wie oft stimmt das wirklich? Im Fall von „Blade“ – der auf einem Marvel-Comic basiert – kann ich erfreut berichten, daß all die gespenstischen Farben, phantasmagorischen Bilder, rücksichtlose Action, byzantinischen Intrigen und sublimierten Homoerotismen, die das Comic-Genre auszeichnen, hier in liebevollen Details glänzen. Besonders in diesem Jahr der enttäuschenden Großproduktionen Hollywoods ist „Blade“ knallig erfolgreiche Unterhaltung.“ (Sight and Sound) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)
Bremen Historie 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz
In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, exportiert, importiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Marktständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton gelehrt dahinredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte der Filmchronik gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. Dieser Film wird als Kauf-Videocassette vermarktet, und er soll das ideale Weihnachtsgeschenk für alteingesessene Bremer Eltern sein. (hip) Schauburg
Bube, Dame, König, Gras Großbritannien 1998, R: Guy Ritchie, D: Jason Flemyng, Dexter Fletcher
„Die Uhr läuft, die Zeit drängt – wird der Held es schaffen, innerhalb der gesetzten Frist die Aufgabe zu bewältigen? Wenn nicht, droht ihm Schlimmes, das wird drastisch klargemacht. Hier geht es allerdings nicht primär um die Dimension der Zeit. Dieser britische Debütfilm stellt sich einer anderen Herausforderung: Indem er ein komplexes Gegeneinander rivalisierender Parteien entfaltet. In dieser sorgfältigen Konstruktion liegt die eigentliche Qualität des Films, der sich zweifellos auch darin am Vorbild Quentin Tarantino orientiert. So ist es durchaus nicht nur ein Werbeversprechen, wenn man „Look, Stock and Two Smoking Barrels“ als die britische Antwort auf Tarantino bezeichent, als Kombination aus der raffinierten Erzählweise von „Pulp Fiction“ und der Männerweltphantasie von „Reservoir Dogs“. Zumal auch das „Britische“ dabei ein wesentliches Element ist. Sein Manko ist die Erzählweise, die zu sehr von der Verkürzung der Videoclips geprägt ist: Die Personen bleiben Typen, jede einzelne Szene spielt auf ein Maximum an Effekten ab.“ (epd-film) City, Casablanca (Ol)
C
College USA 1927, R: Buster Keaton, D: Buster Keaton / Stummfilm
„College“ ist die glänzendste Sportparodie der Filmgeschichte. Man lacht über den schuftenden Körper Busters und ist betroffen von dem Gesicht, das starr bleibt, stur vor Anstrengung. Die tragische Dimension in dieser Komik wird durch die Fotografie in „College“ vollendet. Nicht umsonst spricht Bunuel in seiner begeisterten Kritik zu dem Film von „Photogenie“. (Walter Schobert) Kino 46
D
Dr. Dolittle USA 1998, R: Betty Thomas, D: Eddie Murphy, Oliver Platt
„Wie schon in „The Nutty Professor“ wird Eddie Murphy hier wieder von den Special Effects an die Wand gespielt. Die versammelte Tierwelt bewegt in „Dr. Dolittle“ mindestens genauso synchron die Lippen wie die Viecher in „Ein Schweinchen namens Babe“. Aber ich sehnte mich im Laufe das Films immer mehr nach der Unschuld von „Babe“ oder des original Dolittle-Films von 1967. Hier sind die Gags extrem rüde und basieren fast ausschließlich auf Körperausscheidungen und Fürzen. Ich weiß, daß mein 7jähriger Sohn all das lieben wird, denn der Film ist ausschließlich für ein infantiles Publikum gemacht: Er ist „Junk Cinema“! (Christopher Tookey) CinemaxX, Wallkino (Ol), Solitaire (Westerstede)
E
Eine wüste Bescherung USA 1998, R: Arlene Sanford, D: Jonathan Taylor Thomas
„Es gibt Spaßigeres, als im Weihnachtskostüm durch die kalifornische Wüste zu trampen. Das weiß auch Jonathan Taylor Thomas (aus „Hör' mal, wer das hämmert“) in dieser umgedrehten, ansonsten aber durchschnittlichen „Kevin - allein zu Haus“-Variante.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, Passage (Del)
Ein Zwilling kommt selten allein USA 1998, R: Nancy Meyers, D: Lindsay Lohan, Dennis Quaid, Natasha Richardson
„Zwillinge, seit der Geburt getrennt, führen mit einem pfiffigen Plan die geschiedenen Eltern wieder zusammen. Die Story sehen wir jetzt zum vierten Mal im Kino. Für die erste Verfilmung seines Romans „Das doppelte Lottchen“ schrieb Erich Kästner 1950 noch selbst das Drehbuch. 1961 kam Disney, 1993 Joseph Vilsmeyer, jetzt nochmal Disney. Schlechter geworden ist die Story nicht, sie hat Witz, Tempo und einen erfreulich niedrigen Süßstoff-Gehalt.“ (TV-Spielfilm) Schauburg
Der Eisbär Deutschland 1998, R: Til Schweiger, Granz Henman, D: Till Schweiger, Karina Krawczyk
„Man kann's ihm nicht mal verübeln: Til Schweiger ist wohl ein so großer Fan von Quentin Tarantino, daß er für sein Regiedebüt alles haben wollte, was auch Mr. T. hatte: coole Killer, Dialoge über Fast Food und Sex sowie Schußwechsel, bei denen man die Übersicht verliert. Das Ergebnis ist eine allzu läppische und statische, aber bisweilen recht elegant aus Versatzstücken anderer Filme zusammengestoppelte Krimikomödie. Patchwork à la Quentin.“ (TV-Spielfilm) Cinemaxx, Wallkino (Ol)
Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant
In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Atlantis, Gondel
Erklärt Pereira Italien/Frankreich 1995, R: Roberto Faenza, D: Marcello Mastroianni
„Lissabon unter der Salazar-Diktatur Ende der dreißiger Jahre: Der Kulturredakteur Pereira ist der bürgerlich-unpolitische Intellektuelle schlechthin, doch die Begegnung mit einem jungen Regimefeind läßt ihn zum Widerstandskämpfer werden. Aus dem berühmten Buch von Antonio Tabucchi ist ein allzu literarisch-betulicher Film geworden, den jedoch Marcello Mastroianni in seiner vorletzten Rolle mit wärmender Melancholie erfüllt.“ (Der Spiegel) Gondel
Evita USA 1996, R: Alan Parker, D: Madonna, Antonio Banderas
„Daß es nicht damit getan ist, das Wunder der Santa Regina Evita im Stil marxistischer Moritaten anzuprangern, hat Parker kongenial erfaßt - und deshalb Madonna für die Titelrolle angeheuert. Abgesehen davon, daß Madonna die Gelegeneheit hat, sich als Charakterdarstellerin zu behaupten, spiegelt ihr eigenes Image als self-made-woman und Pop-Ikone Evitas Verherrlichung auf frappante Weise wieder.“ (epd-film) Europa
G
Der gewisse Kniff Großbritannien 1964, R: Richard Lester, D: Rita Tushingham, Michael Crawford, Ray Brooks
„Ein unbedarftes Mädchen vom Lande kommt in die Großstadt London und gerät in die Wohnung eines großmäuligen Frauenhelden, bevorzugt aber schließlich dessen Vermieter, einen schüchternen Lehrer. Turbulente und temporeiche Parodie auf Männlichkeitswahn, Leistungsprinzip und Großstadtethik, zugleich ein liebevolles Portrait des „Swinging London“ der sechziger Jahre. Kinodebüt des früheren Fernseh- und Werbefilmregisseurs Richard Lester, der unbekümmert Stilelemente der Popkultur, der französischen „nouvelle vague“ und des amerikanischen Slapstick zu einer gelungenen Avantgarde-Komödie verbindet.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46
Der Glöckner von Notre Dame USA 1939, R: William Dieterle, D: Charles Laughton, Maureen O'Hara
„Eine als angebliche Hexe verfolgte Zigeunerin im mittelalterlichen Paris findet bei dem körperlich verunstalteten Glöckner von Notre Dame, selbst ein verachteter Außenseiter, Zuflucht und Hilfe. Verfilmung des dramatisch-romantischen Historienromans von Victor Hugo mit detailiert ausgeführtem Zeitkolorit, bewegten Massenszenen, brillanter Kameraführung und einer anrührenden Verkörperung der Titelrolle durch Charles Laugthon. Unter den zahlreichen Filmfassungen wird diese der literarischen Vorlage und der historischen Atmosphäre am besten gerecht.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46
H
Hamam – Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D'Aloja
„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante einen Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um ihn zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmung und Menschen, bleibt er und restauriert den Haman. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch erzählt es atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung dank Sinnlichkeit und kreativer Langsamkeit orientalischer Lebensweise.“ (Zoom) Cinema, Casablanca (Ol)
Helden und andere Feiglinge Deutschland 1998, R: Dennis Satin, D: Ralf Bauer, Carin C. Tietze
"Wie ein Comic wirkt „Helden und andere Feiglinge“, und das ist wohl auch beabsichtigt: die Handlung ist hanebüchen, der Text hätte leicht in einer Sprechblase Platz, und die Charaktere sind noch eindimensionaler gestrickt als die Disneyschen Panzerknacker. Wie diese haben es die schöne Carla und der ebenso schöne Alex auf jede Menge Geld abgesehen, nämlich das einer sinistren Waffenschieberbande. Der Plan geht natürlich schief, vor allem weil Alex zwar ein Frauen-, ansonsten aber nur ein Maulheld ist. Letzter Auftrag für Derrick: Finden Sie heraus, von welchen guten Geistern die Filmförderungsanstalt verlassen war, als sie den Entschluß zur Förderung dieses Streifens faßte! Der gehört als Pausenfüller ins Nachtprogramm des Privatfernsehens, Sat 1 hat schließlich mitfinanziert.“ (epd-film) CinemaxX, UFA-Palast, Wall-Kinos (Ol), Gloria (Del)
Hinter dem Horizont USA 1998, R: Vincent Ward, D: Robin Williams, Annabella Sciorra
Hollywood hat das Jenseits entdeckt. In „Stadt der Engel“, dem US-Remake von Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“ spielt Nicolas Cage einen Engel, der den Sterbenden über die letzte Schwelle hilft. In „Hinter dem Horizont“ bekommen wir gleich eine vollständige, auf dem Computer geschaffene Hollywood-Version des Himmels – und die Hölle noch als Zugabe obendrauf. Der Kinderarzt Chris kommt bei einem Autounfall ums Leben, und wir fahren mit ihm aufwärts. Zuerst sieht er noch, wie seine Frau und Freunde auf seinen Tod reagieren, wandelt auf seiner eigenen Beerdigung durch die Kirchenreihen, aber dann kommt schon der Tunnel mit dem strahlenden Licht am Ende und Chris findet sich – in einem Gemälde seiner Frau wieder. Jeder schafft sich dort oben seine eigene Realität, so die Hauptprämisse des Films. Und da Chris seine Frau noch über den Tod hinaus liebt, wünscht er sich unbewußt in ihre Werke hinein. Robin Williams gibt der Figur einen trockenen Witz, der den Film über lange Stecken davor bewahrt, gänzlich im Jenseits-Kitsch zu versinken. Denn das Drehbuch ist die große Schwäche des Films. Alle theologischen Grundprobleme und typisch amerikanischen Ehekonflikte werden in der allzu lehrstückhaften Drmaturgie abgehandelt. So wird der Film im letzten Drittel leider arg pathetisch und verliert so endgültig den übermütigen Charme, den er durch die abgehobenen Spezial-Effekte über lange Strecken hatte. (hip) CinemaxX, UT-Kinocenter
J
Jackie Chan ist Nobody Hongkong 1998, R: Jackie Chan, D: Jackie Chan, Michelle Ferre
„Der Titel ist natürlich glatt gelogen, denn seit der inzwischen 44jährige Martial-Arts-Kasper aus Hongkong auch in Hollywood Fuß gefaßt hat, ist er nun keineswegs ein Niemand mehr. Nobody, sein neuester Streich, wurde allerdings wieder in Hongkong produziert, und man merkt es dem haarsträubenden Machwerk in jeder Sekunde an, daß sich hier ein Meister seines Fachs nach Herzenslust austobt: hinter der Kamera als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur, davor als völlig enthemmter Hauptdarsteller. Die hanebüchene Story führt unseren naiven, nach einem sabotierten Kommandoeinsatz in Afrika an Gedächtnisverlust leidenden Helden zu einem netten Eingeborenenstamm, vor dort über eine irrwitzige Wüstenrallye bis ins Zentrum des Bösen: Rotterdam. Jackie mimt und prügelt sich durch haarsträubende Drehbuchverschlingungen, deren Höhepunkte, klar, des Meisters choreographisch einwandfreie Stunteinlagen sind. Das alles kommt so unbedarft und dummfröhlich daher, daß es eine wahre Freude ist.“ (Zitty) UT-Kinocenter
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann.“ (Der Spiegel) Cinema
K
Kanale Grande / Elfen im Park Deutschland 1998, R: Ulrich Schmidt
„Ulrich Schmidt hat die beiden Stücke von Blaumeier auf Video festgehalten und zu einem eindrucksvollen Zusammenschnitt montiert.“ (Kommunalkino) Kino 46
Die kleine Hexe CSSR/Deutschland 1983, R: Zdenek Smetana
„Eine erst 127 Jahre „junge“ Hexe, der kaum ein Zauber gelingt, wünscht sich sehnlichst, in der Walpurgisnacht auf dem Bocksberg tanzen zu dürfen, obwohl sie eine andere Vorstellung von „Hexerei“ hat als der Hexenrat. Ansprechender Zeichentrickfilm nach dem Kinderbuch von Ottfried Preussler, der trotz einiger Ausrutscher eine amüsant-lehrreiche Bedeutungsebene des Wortes „gut“ bietet.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast
L
Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Roberto Benigni, Nicoletta Braschi
„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das Ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerien und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (Neue Zürcher Zeitung) Schauburg
Die letzten Schlachtgesänge Deutschland 1997, R: Harold Woetzel
„Bei jedem Fußball-Spiel singen, klatschen und tanzen Fußballfans rhythmisch, einstimmig oder im Kanon, einig, stark, laut und imponierend. Dieser Film dokumentiert auf amüsante Weise die letzten Stammeskrieger in den Arenen, ihre Rituale und deren Ursprünge und versucht, sie musikwissenschaftlich zu erklären.“ (Kommunalkino) Kino 46
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Mulan USA 1998, R: Barry Cook, Tony Bancroft
„Mulan ist der seit langem gelungenste Zeichentrickfilm von Disney: schwungvoll, witzig und streckenweise hochdramatisch, auch tragisch, aber nicht sentimental. Die Figuren sind weniger niedlich, mehr menschlich gezeichnet, und so wirken ihre Schicksale wirklich anrührend. Die Orientierung nach Osten hat das Produktionsteam sichtlich beflügelt. Die Chefzeichner mixten ihre moderne Comicstrip-Kunst mit klassischer chinesischer Malerei, was man besonders besonders an den Landschaftsentwürfen sehen kann, und bei den großen Schlachtszenen werden gar Erinnerungen an die Epen des jüngst verstorbenen Akira Kurosawa wach. Die Figuren und Kostüme sind asiatischen Vorbildern nachempfunden, Mulans Gesicht etwa entspricht mit zierlichen Zügen und Kirschmund dem chinesischen Schönheitsideal. Sie ist Disneys erste Heldin, die nicht aussieht wie Barbie.“ (Cinema) CinemaxX, Ufa-Palast, UT-Kino, Wall-Kino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
P
Pecker USA 1998, R: John Waters, D: Edward Furlong, Christina Ricci, Lili Taylor
„Pecker ist ein vergleichsweise harmloser Film des professionellen Bürgerschrecks John Waters, dessen Ambition sich in dem guten Vierteljahrhundert seit seinen Anfängen konsequent durchhielt: Provokation durch Erzeugung von maximal schlechtem Geschmack. „Pecker“ ist nun kompromißbereiter und zielt auf ein größeres Publikum. Titelheld ist ein 18jähriger charismatischer Fotokünstler. Der passionierte Blick durch die Linse des charmanten Jungen verleiht der alltäglichen und skurrilen Umgebung Baltimores, in dem seine Familie und seine Freunde leben, einen ganz besonderen Touch. Waters zeichnet in seiner schräg-utopischen Phantasie einen ganz und gar sympathischen Helden, der sich nichts aus Ruhm und Karriere macht, seine Unschuld und Integrität inmitten der handgreiflichsten Versuchungen bewahrt. Dies gilt hier hier übrigens für alle in dem Film: Egal ob mit Kunst, Lumpen, Waschsalons, Stehlen oder Strippen beschäftigt – sie gehen ihrer Profession mit Würde und Aufmerksamkeit nach, Erfüllung, nicht Karriere suchend. Eine Utopie, wie gesagt, und ein Stück Gesellschaftskritik.“ (epd-Film) City
Peterchens Mondfahrt Deutschland 1987, R: Wolfgang Urchs
„Peterchen und seine Schwester Anneliese fliegen mit dem fünfbeinigen Maikäfer Sumsemann auf den Mond, um dort dessen seit Generationen „verlorenes“ Bein zurückzuholen. Auf Kinder im Märchenalter zugeschnittenes, spannendes und humoriges Zeichentrickfilmabenteuer.“ (Lexikon des internationalen Films) CinemaxX, Casablanca (Ol)
Der Pferdeflüsterer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kristin Scott Thomas
Der Westernmythos hat schon die seltsamsten Verwandlungen durchgemacht – jetzt ist er bei den Frauen gelandet. Robert Redford bildete schon mit Paul Newman zusammen in „Butch Cassidy and Sundance Kid“ solch ein schönes Paar von Outlaws, daß sich diesen Western damals fast genauso viele Zuschauerinnen ansahen wie Männer. Als Tom Booker ist Redford nun ein altgewordener Sundance Kid, der statt des Revolvers nur noch das Lasso schwingt. Als der Pferdeflüsterer versteht er sich so gut auf die Tiere, daß er sie ohne Zwang durch Gesten und in die Ohren geflüsterte Laute zähmen und trainieren kann. Auf dem Umweg über ihr Pferd heilt Booker auch die Seele der 14-jährigen Grace, die bei einem fürchterlichen Reitunfall ein Bein verlor. Ihre Mutter wird durch die Landluft von Montana nicht nur ihren obsessiven Ehrgeiz und New Yorker Zynismus los, sondern verliebt sich natürlich auch in Cowboy Redford.“ (hip) UT-Kino, CinemaxX, Solitaire (Westerstede) / am 12.12 im CinemaxX um 16 Uhr Originalfassung mit Untertiteln
Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1997, R: Clive Smith
„Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd... Wer jetzt noch nicht mitsummt, sollte sich vielleicht ernsthaft fragen, wie und womit er seine Kindheit verbracht hat. Eine moderne Zeichentrickversion!“ (TV-Spielfilm) Filmstudio
Ponette Frankreich 1996, R: Jacques Doillon, D: Victoire Twivisol, Marie Trintignant
„Die fünfjährige Ponette stellt die Abwesenheit in Abrede - den Tod der Mutter. Die Beharrlichkeit, mit der sich die Kleine weigert, die unwiderrufliche Leere zu akzeptieren, hat geradezu existentielle Größe. Ponette kämpft: Gegen die albernen Jesusgeschichten der Tante, gegen das Unverständnis des Vaters und gegen die eigene Trauer. Dabei stellt sich die Kindlichkeit der Fünfjährigen vor das Pathos der sogenannten letzten Dinge, während der Ernst der Dialoge den Film vor pittoreskem Kinderkitsch bewahrt. Man kann sich Doillons Heldin einfach nicht entziehen, ihrem nachdenklichem Trotz, ihrem skeptischem Blick, ihrer Entschloßenheit, es allen zu zeigen, inklusive Jesus, „diesem Blödmann“. (tip) Cinema
Der Prinz von Ägypten USA 1998, R: Brenda Chapman, Simon Wells
„Das einzig Interessante an diesem biblischen Zeichentrickfilm ist es, wie die Filmemacher es schafften, die immerhin ja recht abenteuerliche Lebensgeschichte von Moses so langweilig zu erzählen.“ (eine englische Kritikerin auf Sky News) UFA-Palast, Wall-Kinos (Ol)
Pulp Fiction USA 1994, R: Quentin Tarantino, D: John Travolta, Bruce Willis, Harvey Keitel
„Daß da ausgerechent Tarantino laxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wird, ist absurd: Von Oliver Stones dumpf gespreitzter, schockgeiler und schmierig-koketter Verhunzung des Tarantino-Drehbuchs „Natural Born Killers“ trennen „Pulp Fiction“ Welten.“ (Thomas Klingenmeier) CinemaxX
R
Robin and Marian USA 1970, R: Richard Lester, D: Sean Connery, Audrey Hepburn / Originalfassung ohne Untertitel
„Sean Connery and Audrey Hepburn are wittily matched, and their dark-brown eyes are full of life, but the picture's revisionist approach to legends results in a series of trivialising attitudes and whimsical poses. As the Sheriff of Nottingham, Robert Shaw makes speeches about Robin Hood's death fixation, and Marian poisons herself and Robin because he's a fool who lives to fight. The line between tragic horror and joking make-believe has got smudged; the film is so sententious that it's difficult to gauge when to laugh and when to be appalled.“ (Pauline Kael) Kultursaal der Angestelltenkammer
Ronin USA 1998, R: John Frankenheimer, D: Robert De Niro, Jean Reno, Natascha McElhone, Katharina Witt
„Unter dem Befehl einer geheimnistuerischen Terroristentusse soll ein international zusammengewürfelter Gangsterhaufen einen silbernen Koffer rauben. Worum es geht und was denn eigentlich im Köfferchen ist, weiß keiner, und man will es auch gar nicht wissen. Veteran John Frankenheimer inszeniert so, als habe er vor vielen, vielen Jahren ein paar Filme des Genres gesehen, aber leider völlig vergessen, wie sie funktionieren. Die Männerfreundschaft zwischen De Niro und Jean Reno bleibt genauso vage wie das Agenten-Spektakel drumherum.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, Ziegelhofkino (Ol)
Die Rote Violine Kanada/Italien 1998, R: François Girard, D: Carlo Cecchi, Irene Grazioli, Samuel L. Jackson
„Eine kleine Violine auf der Reise durch die Länder und Jahrhunderte, ein perfektes Instrument, das herzzerreißende Töne von sich gibt und jeden seiner Besitzer das Leben kostet: Das klingt nach sattem Kitsch. Tatsächlich ist Francois Girards Film sentimental, aber eben auch sehr phantasievoll und unberechenbar, legendenhaft pathetisch, ein bißchen esoterisch und schließlich – raffiniert strukturiert. Er funktioniert. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil sein Thema, nur matt verschleiert durch eine Liebesgeschichte zwischen dem Geigenbauer und seiner Frau, ungewöhnlich ist. Die fünf geschickt verklammerten Episoden enthalten fünf Märchen über die fast besessene, unbedingte Hingabe an die Musik oder wenigsten an ein Musikinstrument. Der Film wird zur Zeitreise, Lebensreise, Weltreise.“ (epd-film) Atlantis
S
Sehr verdächtig USA 1998, R: Pat Proft, D: Leslie Nielsen, Michael York
„Na, fleißig Filme gesehen in den letzten Jahren? Hoffentlich, denn will man sich über diese Filmparodie richtig amüsieren, dann sollte man tunlichst die meisten der hier veralberten Filme kennen. Star-Geiger Leslie Nielsen steht unter Verdacht, den Millionär Michael York umgebracht zu haben. Tatsächlich war der Täter ein einarmiger, einbeiniger, einäugiger Killer. Auf der Flucht vor einem US-Marschall muß Nielsen seine Unschuld beweisen. Trotz einger gelungener Gags: Das Genre der Filmparodien ist ausgereizt.“ (TV-Spielfilm) Atelier
Sie liebt ihn – Sie liebt ihn nicht USA/Großbritannien 1998, R: Petrer Howitt, D: Gwyneth Paltrow, John Hannah
„Was wäre, wenn die Londoner PR-Agentin Helen ihre U-Bahn noch kriegen würde statt sie zu verpassen? Nach zehn Minuten läuft der Film ein paar Herzschläge zurück, und diesmal schafft es Helen, die sich schließende Tür des Wagens offenzuhalten. Von nun an vermischen sich die beiden Geschichten: Im Strang eins nimmt Helen ein Taxi, wird überfallen, kommt deshalb später nach Hause und findet dort ihren Freund Gerry etwas zerzaust. Im zweiten Strang kriegt Helen die Bahn, begegnet dem Schicksal in Form des netten Charmeurs James, kommt heim, findet Garry im Bett mit seiner alten Flamme Lydia und zieht aus der Wohnung aus. Verwirrt? Nicht für lange, denn wenn die beiden Stränge sich überkreuzen, kommt ein dramaturgischer Trick zum Einsatz, der alles einfacher macht. Howitt beweist beim Verweben der beiden Geschichten viel Talent als Regisseur, aber in ersten Linie ist dies ein Schauspielerfilm.“ (The Observer) CinemaxX
Smoke Signals USA 1998, R: Chris Eyre, D: Evan Adams, Irene Bedard, Adam Beach
„Victor und Thomas machen sich auf den Weg vom nördlichen Washington ins südliche Arizona. Dort wollen sie die Asche von Victors verstorbenem Vater holen und ins heimatliche Reservat überführen. Der erst 26jährige Arapaho-Cheyenne-Indianer Chris Eyre erzählt in seinem Roadmovie den bekannten Vater-Sohn-Konflikt auf indianische Weise. Weit entfernt davon, die Lage der Indianer mitleidig zu beweinen, zeigt „Smoke Signals“ das breite Spektrum heutigen indianischen Lebens: die Bedeutung von Heimat und Tradition, aber auch Armut und Zerfall von Familie und Stamm.“ (tip) Cinema
Stadt der Engel USA 1998, R: Brad Silberling, D: Nicolas Cage, Meg Ryan
„Als Vorlage zu diesem kraftvollen Schmalzwalzer diente, kaum zu glauben, Wim Wenders' meditativer „Himmel über Berlin“ von 1987. Von der transzendentalen Vertracktheit des Originals ist kaum noch etwas zu merken, aber Nicolas Cage liefert als Engel alles an zartfühlender und sexy Empathie, was das Herz der Frau von heute begehrt.“ (Der Spiegel) Atelier
Studio 54 USA 1998, R: Mark Christopher, D: Ryan Philippe, Salma Hayek, Neve Campbell
„Sex, Drugs & Disco - nicht nur Samstag nachts ging es einst im New Yorker Studio 54 zur Sache. In den Siebziger Jahren tobte im legendärsten aller Tanzschuppen der Bär - und die Prominenz jener Tage. Schillernde Szene-Typen wie Truman Capote, Bianca Jagger und Andy Warhol, ja sogar Grace Kelly gaben sich die Klinke in die Hand - bis die Steuerfahndung dem dekadenten Disco-Tempel auf die Pelle rückte. Ein Stoff, wie für die Leinwand gemacht. Und einer, den sich Newcomer Mark Christopher für sein Regiedebüt ausgesucht hat. Aus der Perspektive eines naiven Jünglings rollt er die wilden Auswüchse jener Tage auf. In den Beziehungen der Figuren kommt jedoch trotz der toll auftrumpfenden Besetzung kaum etwas ins Rollen - was wahrscheinlich daran liegt, daß die Produzenten an diesem nostalgischen Trip zurück herumpfuschten. Die ursprüngliche Bisexualität des Helden, sein Wille, Sex als Mittel zum Zweck zu nutzen - all das bleibt in der jetzigen Version allenfalls dezent angedeutet.“ (Bremer) Europa
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Titanic USA 1997, R: James Cameron, D:; Leonardo Di Caprio, Kate Winslet
Im Kino will und will sie nicht untergehen. UFA-Palast
Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Jaura Linney, Ed Harris
Hatten Sie nicht auch schon manchmal das Gefühl, Sie wären in einem schlechten Film oder – noch schlimmer – in einer Fernsehserie? Genau dieser Verdacht beschleicht Truman Burbank eines Morgens, als direkt vor seine Füße ein Scheinwerfer aus dem strahlend blauen Himmelszelt fällt. Aber Trumans Himmel ist genaugenommen eine Kuppel: Ein riesiger künstlicher Dom, unter dem eine ganze Kleinstadt konstruiert wurde. Und all das nur für Truman Burbank, denn dieser ist, ohne es zu wissen, seit seiner Geburt der Star einer täglich rund um die Uhr gesendeten Fernsehserie. Alle Bewohner von Seahaven, all seine Freunde, Arbeitskollegen, seine Ehefrau sind Schauspieler. Nur er glaubt, ein authentisches Leben zu führen, und ahnt lange nichts von den 5.000 versteckten Minikameras, die ihn in jedem Winkel seiner kleinen Welt beobachten. Der Film erzählt davon, wie er langsam erkennt, daß er der einzige Untertan eines totalitären Systems ist, daß ein „1984“ nur für ihn geschaffen wurde. Die Besetzung der Hauptrolle durch den Zappelphilipp Hollywoods zeigt, welch ein gewiefter Regisseur Peter Weir ist. Alle Mankos von Jim Carrey – sein manisches Wesen, sein zu breites Lächeln, seine plakative Körpersprache – machen ihn zur Idealbesetzung. (hip) Schauburg, CinemaxX, UT-Kino, Tivoli, Lichtspielhaus (Del), Casablanca (Ol)
V
Velvet Goldmine Großbritannien 1998, R: Todd Hayner, D: Ewan McGregor
„Das Erhabene und das Lächerliche – in der Ästhetik des Glam Rock waren sie schon immer eineiige Zwillinge. Nur konsequent, daß sich auch das Glamourmedium Film an diese Glamourphase erinnert. „Velvet Goldmine“, Todd Haynes Kinobilderbogen, erzählt die Geschichte eines David Bowie nachempfundenen Rockstars, und er erzählt sie von ihrer großartigen, mythenkompatiblen Seite: Triumph und Verrat, Rausch und Katzenjammer, The Rise and Fall of ... Doch wer glaubt, dieser Film sei einer über die siebziger Jahre, irrt. Es ist ein Film darüber, wie die späten Neunziger sich die frühen Siebziger wünschen: eine verlorenen Episode voller schöner Gesten, romantischer Helden, androgyn, sexy, schwelgerisch und dekandent wie der Adel im 18. Jahrhundert. Kreuz und quer, auch durch die Geschlechter, lümmeln sich Leiber auf Tudorsofas und nehmen Drogen.“ (taz) City
Verrückt nach Mary USA 1998, R: Peter & Bob Farrelly, D: Cameron Diaz, Ben Stiller, Matt Dillon
„Geschmacklosigkeiten unter der Gürtellinie – und doch ist irgendwas dran an dieser Komödie: In Reißverschlüsse eingeklemmte Geschlechtsteile, Sperma als Haargel, in Ganzkörpergips verpackte Schoßhunde – ziemlich krank, oft daneben und zum Schreien komisch. Und wer wäre nicht verrückt nach „Mary“ alias Cameron Diaz.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kino, UFA-Palast, Ziegelhof-Kino (Ol), Solitaire (westerstede), Apollo (Whv)/ Casablanca (OmU)
W
What Dreams may Come USA 1998, R: Vincent Ward, D: Robin Williams, Annabella Sciorra / Originalfassung ohne Untertitel
Originaltitel und -fassung von „Hinter dem Horizont“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast
Wir Kinder aus Bullerbü Schweden 1966, R: Lasse Hallström, D: Linda Bergström, Hendrick Larsson
„In nostalgisch-utopischer Verklärung wird nach dem bekannten Kinderbuch von Astrid Lindgren die heile Dorfwelt der 20er Jahre beschworen. Der Film, der nur von alltäglichen Ereignissen berichtet und auf Dramatik fast völlig verzichtet, setzt bei Kindern die Fähigkeit der Konzentration und des Träumens voraus.“ (Lexikon des internationalen Films) Gondel
Das Wissen vom Heilen Schweiz 1996, R: Franz Reichle
Der Dalai Lama hat Husten, und sein Leibarzt Dr. Tenzin Choedrak flüstert ihm ehrerbietig seine Ratschläge zu: Seine Heiligkeit möge möglichst viel ruhen und die verschriebenen Pillen einnehmen. Diese Szene in Franz Reichles Dokumentarfilm wirkt zugleich rührend und komisch in ihrer weltlichen Normalität. Solch einen Hausarzt wie dieses kleine, runzlige Männlein möchte man auch haben, und der Film belegt sehr überzeugend, daß seine tibetanischen Kuren und Kräutermischungen eine ganz erstaunliche Heilkraft besitzen. (hip) Cinema
The Witches of Eastwick USA 1987, R: George Miller, D: Jack Nicholson, Susan Sarandon, Cher, Michelle Pfeiffer / Originalfassung ohne Untertitel
„It wavers between satirizing a hyper-sexed male's misogyny and revelling in it. Directed by George Miller (of the Mad Max movies), the movie resembles its source, John Updike's 1984 novel, only in its high gloss, the general outlines of the leading characters, some purloined lines of dialogue, and Jack Nicholson's entertaining uncouth turn of phrase. As „your average horny little devil“ he is so repulsive he's funny, and he has invented some furiously demented slapstick; he's an inspired buffoon. The three beauties whose combined longing for a man is potent enough to lure this devil from New York City to the New England town of Eastwick are Cher as a sculputor, Susan Sarandon as a cellist and music teacher, and Michelle Pfeiffer as a reporter. About half the scenes don't make much sense, and the final ones might as well have a sign posted: „We're desperate for a finish.“ But even at its trashiest the movie keeps bumping along. And those women are a supple trio - not a brittle bone among them. Nicholson has waited all his acting life for a harem like this.“ (Pauline Kael) Kultursaal der Angestelltenkammer
Y
Young Collection
Eine neue Ausgabe des regelmäßigen Kurzfilmprogramms des Bremer Filmbüro. Kino 46
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