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Beinahe-Embargobruch

■ Passagiere versuchen vergeblich, Piloten zur illegalen Landung in Libyen zu zwingen

Kairo (taz) – Afrikanische Staatschefs haben sich schon seit längerem einen Sport daraus gemacht, das seit sechs Jahren gegen Libyen verhängte UN-Luftembargo zu brechen. Neuerdings versuchen auch einfache Passagiere, die Dinge in die eigenen Hände zu nehmen. Eine Gruppe meist libyscher und jemenitischer Passagiere an Bord eines ägyptischen Flugzeuges auf dem Weg nach Tunesien versuchte gestern, den Piloten zur Landung in Libyen zu zwingen.

Planmäßig sollte die im Jemen gestartete Maschine in Tunis landen, von wo aus Libyer üblicherweise die Reise in ihr Land auf dem beschwerlichen Landweg fortsetzen. Diesen Umstand wollten die Passagiere nicht hinnehmen. „Warum lang, wenn es auch kurz geht?“ fragten sie sich und versuchten den ägyptischen Piloten von den Vorzügen einer direkten Landung in Libyen zu überzeugen. Der weigerte sich zunächst, das UN-Embargo zu brechen, wechselte aber dann den Kurs – vermeintlich Richtung Libyens Hauptstadt Tripolis. Zur Überraschung der Passagiere landete die Maschine jedoch um zwei Uhr morgens auf der tunesischen Halbinsel Dscherba. Aus Protest dagegen weigerte sich nach der Landung ein Teil der libyschen Reisenden, die Maschine zu verlassen.

Die Entführung ist der bisher bizarrste Versuch, das nach einem Bombenanschlag auf ein US-Flugzeug über Lockerbie gegen Libyen verhängte UN-Embargo zu umgehen. Bisher war dies neben afrikanischen Präsidenten Libyens Staatschef Gaddafi und Mekka- Pilgern vorbehalten. Karim El-Gawhary

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