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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Akte X – der Film USA 1998, R: Rob Bowman, D: David Duchovny, Dillian Anderson

„Am offenen Ende wissen wir, daß wir keiner Regierung trauen sollten und daß Scully und Mulder einander wirklich und wahrhaftig lieben. Mehr Ungereimtheiten als jede Verschwörungstheorie - aber für Fans ein Muß!“ (TV-Spielfilm) Atelier

Der amerikanische Neffe Irland 1998, R: Eugene Brady, D: Hill Harper, Pierce Brosnan

„Inis Dara ist der Name einer kleinen Insel vor der Küste Irlands. Wie das Land, so die gute Dutzendschaft Bewohner der Insel. Weltabgewandt, schweigsam und störrisch hat sich die Generation der Alten und Älteren mit der Natur, die sie umgibt und der Natur des Menschen, wie sie sie verstehen, arrangiert. Doch Chad, den sein schockierter Onkel pflichtbewußt am Kai abholt, ist anders als alles, was diese Insel und ihre Bewohner je erlebt haben: er ist redselig, offen, liebesbedürftig, kritisch und vor allem ist er - schwarz. Diese aberwitzige Kombination zwischen dem urbanen Hipster und der archaisch strukturierten Dorfgemeinschaft setzt eine dramaturgische Fallhöhe, mit der Geschichte und Regie gut umzugehen wissen. Daß dieser etwas eckige Heimatfilm sich dem Melodram konsequent verschließt, Superstar Pierce Brosnan, der Produzent dieses Filmes, sich als verstockt zorniger Gastwirt in seiner Nebenrolle konzentriert zurückhält und die Beiläufigkeit des Erzählten an der Tragik des Vergangenen bricht wie die Wellen an der Felsenküste - all dies besticht in seiner Unaufdringlichkeit.“ (epd-film) UFA-Palast, Ziegelhofkinos (Ol)

Antz USA 1998, R: Eric Darnell, Tim Johnson

„Die titelgebenden emsigen Ameisen in diesem digitalen Animationsfilm werden von Schauspielergrößen wie Woody Allen, Sharon Stone oder Gene Hackman gesprochen. Selbst die eigentlich recht grausigen Kauwerkzeuge der Sechsbeiner wichen den Gesichtszügen und Persönlichkeiten einiger Stars (in der deutschen Fassung sind die Stimmen der jeweiligen Synchronsprecher zu hören). Die Arbeiter-Ameise Z-4195 sehnt sich nach Individualität im durchorganisierten Ameisenstaat und nach der Liebe der Prinzessin Bala. Sein Freund ist der treue Ameisenmuskelprotz Weaver, sein Feind der totalitäre General Mandible. Rasant, spannend, liebeswert und intelligent. Mainstream, der zufrieden macht, ohne zu unterfordern.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol) / im CinemaxX auch Originalfassung ohne Untertitel

B

Bad Taste Neuseeland 1987, R: Peter Jackson, D: Terry Potter, Peter O'Herne / Originalfassung ohne Untertitel

„Bad Taste ist ein abgründig-komisches Splatter-movie, es geht um Außerirdische, die die Bewohner eines Dorfes zu Hackfleisch verarbeitet haben, und um vier Aufrechte, die den Kampf gegen sie aufnehmen. In die Quere kommt ihnen dabei allerdings ein Sozialarbeiter, den sie aus den Klauen der Außerirdischen (und aus der Marinade, die ihn zum Abschiedsessen vorbereiten soll) befreien mußten. „Bad Taste“ bringt die Schockeffekte des Genres auf den Punkt, macht sich zugleich über sie lustig und versucht nie, ihre billige Herstellung zu verbergen.“ (epd-film) Kino 46

Blade USA 1998, R: Stephen Norrington, D: Wesley Snipes, Kris Kristofferson

„Blade, ein Mensch-Vampir-Hybrid, wurde von Whistler, einem Vampirjäger, darauf abgerichtet, die Kreaturen der Nacht zu töten, deren Aktivitäten immer tollkühner und organisierter werden. Blades Gegenspieler, ein Vampir namens Frost, hofft, die etablierte Vampir-Aristokratie zu stürzen, indem er eine Serie von apokalyptischen Geschehnissen auslöst – die von Vampirpropheten vorhergesagt wurden und die dazu führen sollen, daß die Vampire die Menschheit beherrschen. Man sagt oft, daß die Filme heute wie Comics wirken, aber wie oft stimmt das wirklich? Im Fall von „Blade“ – der auf einem Marvel-Comic basiert – kann ich erfreut berichten, daß all die gespenstischen Farben, phantasmagorischen Bilder, rücksichtlose Action, byzantinischen Intrigen und sublimierten Homoerotismen, die das Comic-Genre auszeichnen, hier in liebevollen Details glänzen. Besonders in diesem Jahr der enttäuschenden Großproduktionen Hollywoods ist „Blade“ knallig erfolgreiche Unterhaltung.“ (Sight and Sound) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)

Der Blaue Pfeil Italien/Schweiz/Luxemburg 1996, R: Enzo D'Alo

„Eine ganze Kompanie von Spielzeug nimmt die Bescherung in eigene Hand. Zumindest soll das mal passiert sein, irgendwann in Italien am 5. Januar. Ein turbulenter, spannender Zeichentrickfilm nimmt vor aquarelliertem Hintergrund in einem norditalienischen Städtchen seinen Lauf. Die einfach gezeichneten Figuren sind eine Wohltat angesichts der disneyschen Grimassendramaturgie. Nicht nur, daß die Dialoge von feinem Humor zeugen, manchmal klingt sogar Zynismus durch. Auch die Handlung ist erfrischend unpädagogisch, nämlich rücksichtslos dramatisch.“ (tip) UFA-Palast

Bube, Dame, König, Gras Großbritannien 1998, R: Guy Ritchie, D: Jason Flemyng, Dexter Fletcher

„Die Uhr läuft, die Zeit drängt – wird der Held es schaffen, innerhalb der gesetzten Frist die Aufgabe zu bewältigen? Wenn nicht, droht ihm Schlimmes, das wird drastisch klargemacht. Hier geht es allerdings nicht primär um die Dimension der Zeit. Dieser britische Debütfilm stellt sich einer anderen Herausforderung: Indem er ein komplexes Gegeneinander rivalisierender Parteien entfaltet. In dieser sorgfältigen Konstruktion liegt die eigentliche Qualität des Films, der sich zweifellos auch darin am Vorbild Quentin Tarantino orientiert. So ist es durchaus nicht nur ein Werbeversprechen, wenn man „Look, Stock and Two Smoking Barrels“ als die britische Antwort auf Tarantino bezeichent, als Kombination aus der raffinierten Erzählweise von „Pulp Fiction“ und der Männerweltphantasie von „Reservoir Dogs“. Zumal auch das „Britische“ dabei ein wesentliches Element ist. Sein Manko ist die Erzählweise, die zu sehr von der Verkürzung der Videoclips geprägt ist: Die Personen bleiben Typen, jede einzelne Szene spielt auf ein Maximum an Effekten ab.“ (epd-film) City, Casablanca (Ol)

Buffalo 66 USA 1998, R: Vincent Gallo, D: Vincent Gallo, Christina Rici, Anjelica Huston

„Fünf Jahre saß Billy Brown im Gefängnis für eine Tat, die er nicht begangen hat. Seinen Eltern hat er vorgegaukelt, er sei im Auftrag der Regierung unterwegs. Um bei seiner Heimkehr eine Schwiegertochter präsentieren zu können, entführt er kurzerhand die Tänzerin Layla. Die Kindfrau mit den großen Augen weicht ihrem Kidnapper von nun an nicht mehr von der Seite. Doch das ist mehr emotionale Nähe, als Billy ertragen kann. Das sehenswerte Regiedebüt des Schauspielers Vincent Gallo ist absurd und melancholisch, inspiriert von Cassavetes, Bunuel, Scorsese und rosarotem Hollywoodkitsch.“ (tip) Cinema

D

Dark Tales 3: Mord und Totschlag Elf Kurzfilme deren Titel schon allein programmatisch sind: The Hero, Verfolger, Klinik des Grauens, Deadline, Midday Chrisis, the Debt, das Ei, Pact, Die Seele des Geschäfts, The Bloody Olive, Kitchen Sink und Killing Heinz.“ (Kommunalkino) Kino 46

Dr. Dolittle USA 1998, R: Betty Thomas, D: Eddie Murphy, Oliver Platt

„Wie schon in „The Nutty Professor“ wird Eddie Murphy hier wieder von den Special Effects an die Wand gespielt. Die versammelte Tierwelt bewegt in „Dr. Dolittle“ mindestens genauso synchron die Lippen wie die Viecher in „Ein Schweinchen namens Babe“. Aber ich sehnte mich im Laufe das Films immer mehr nach der Unschuld von „Babe“ oder des original Dolittle-Films von 1967. Hier sind die Gags extrem rüde und basieren fast ausschließlich auf Körperausscheidungen und Fürzen. Ich weiß, daß mein 7jähriger Sohn all das lieben wird, denn der Film ist ausschließlich für ein infantiles Publikum gemacht: Er ist „Junk Cinema“! (Christopher Tookey) CinemaxX, Casablanca (Ol), Solitaire (Westerstede)

E

Eine wüste Bescherung USA 1998, R: Arlene Sanford, D: Jonathan Taylor Thomas

„Es gibt Spaßigeres, als im Weihnachtskostüm durch die kalifornische Wüste zu trampen. Das weiß auch Jonathan Taylor Thomas (aus „Hör' mal, wer das hämmert“) in dieser umgedrehten, ansonsten aber durchschnittlichen „Kevin – allein zu Haus“-Variante.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, Passage (Del)

Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant

In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Atlantis, Gondel, Passage (Del)

Erklärt Pereira Italien/Frankreich 1995, R: Roberto Faenza, D: Marcello Mastroianni

„Lissabon unter der Salazar-Diktatur Ende der dreißiger Jahre: Der Kulturredakteur Pereira ist der bürgerlich-unpolitische Intellektuelle schlechthin, doch die Begegnung mit einem jungen Regimefeind läßt ihn zum Widerstandskämpfer werden. Aus dem berühmten Buch von Antonio Tabucchi ist ein allzu literarisch-betulicher Film geworden, den jedoch Marcello Mastroianni in seiner vorletzten Rolle mit wärmender Melancholie erfüllt.“ (Der Spiegel) Gondel

F

The Frighteners Neuseeland/USA 1996, R: Peter Jackson, D: Michael J. Fox, Trini Alvardo / Originalfassung ohne Untertitel

„Es gibt beinahe keinen ruhigen Moment in diesem effektgeladenen Geisterfilm. Dennoch bietet er weit mehr als nur hektisches Computer- und Make-up-Rambazamba. Frank Banister (Michael J. Fox) kann seit einem traumatischen Autounfall mit Geistern kommunizieren und hat aus dieser Gabe eine lukrative Ghostbuster-Agentur aufgebaut. Doch dann pfuscht ihm der Sensenmann persönlich in sein Geschäft. Außerdem bringen ein Serienkiller und die Romanze mit einer jungen Witwe Abwechslung in seinen wenig alltäglichen Alltag. Regisseur Peter Jackson hat ein Faible für abstruse Horroreinfälle („Brain Dead“) und tiefbewegende Außenseiter-Dramen („Heavenly Creatures“). Beides verknüpft er auf geniale Weise zu einer effektvollen Horrorkomödie mit Herz und Hirn.“ (TV-Spielfilm) Kino 46

From Dusk till Dawn USA 1996, R: Robet Rodriguez, D: Quentin Tarantino, Harvey Keitel

Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Skript aus der Schublade, überarbeitete es und spielte zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen, so daß man nun unmöglich sagen kann, wer von den beiden für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Auch wenn Rodriguez noch so rasant schneidet, verliert man in der zweiten, mexikanisch-vampiristischen Hälfte des Films schnell die Übersicht und das Interesse daran, wer schon untot ist und wer noch ungebissen auf alle anderen eindrischt. (hip) CinemaxX

Frühstück bei Tiffany USA 1961, R: Blake Edwards, D: Audrey Hepburn, Mickey Rooney

„Auf einer Ebene eine romantische Komödie mit Audrey Hepburn in ihrer schönsten Rolle und der oscargekrönten Filmmusik von Henry Mancini. Auf einer anderen Ebene aber eine asexuelle Travestie von Truman Capotes Roman ohne viel Schwung. Achten Sie besonders auf Mickey Rooneys exzessiv rassistische Karikatur eines japanischen Fotografen.“ (Christopher Tookey) Europa

H

Hamam – Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D'Aloja

„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante einen Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um ihn zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmung und Menschen, bleibt er und restauriert den Haman. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch erzählt es atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung dank Sinnlichkeit und kreativer Langsamkeit orientalischer Lebensweise.“ (Zoom) Cinema, Casablanca (Ol)

Helden und andere Feiglinge Deutschland 1998, R: Dennis Satin, D: Ralf Bauer, Carin C. Tietze

„Wie ein Comic wirkt „Helden und andere Feiglinge“, und das ist wohl auch beabsichtigt: die Handlung ist hanebüchen, der Text hätte leicht in einer Sprechblase Platz, und die Charaktere sind noch eindimensionaler gestrickt als die Disneyschen Panzerknacker. Wie diese haben es die schöne Carla und der ebenso schöne Alex auf jede Menge Geld abgesehen, nämlich das einer sinistren Waffenschieberbande. Der Plan geht natürlich schief, vor allem weil Alex zwar ein Frauen-, ansonsten aber nur ein Maulheld ist. Letzter Auftrag für Derrick: Finden Sie heraus, von welchen guten Geistern die Filmförderungsanstalt verlassen war, als sie den Entschluß zur Förderung dieses Streifens faßte! Der gehört als Pausenfüller ins Nachtprogramm des Privatfernsehens, Sat 1 hat schließlich mitfinanziert.“ (epd-film) CinemaxX, Wall-Kinos (Ol), Passage (Del)

Hinter dem Horizont USA 1998, R: Vincent Ward, D: Robin Williams, Annabella Sciorra

Hollywood hat das Jenseits entdeckt. In „Stadt der Engel“, dem US-Remake von Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“ spielt Nicolas Cage einen Engel, der den Sterbenden über die letzte Schwelle hilft. In „Hinter dem Horizont“ bekommen wir gleich eine vollständige, auf dem Computer geschaffene Hollywood-Version des Himmels – und die Hölle noch als Zugabe obendrauf. Der Kinderarzt Chris kommt bei einem Autounfall ums Leben, und wir fahren mit ihm aufwärts. Zuerst sieht er noch, wie seine Frau und Freunde auf seinen Tod reagieren, wandelt auf seiner eigenen Beerdigung durch die Kirchenreihen, aber dann kommt schon der Tunnel mit dem strahlenden Licht am Ende und Chris findet sich – in einem Gemälde seiner Frau wieder. Jeder schafft sich dort oben seine eigene Realität, so die Hauptprämisse des Films. Und da Chris seine Frau noch über den Tod hinaus liebt, wünscht er sich unbewußt in ihre Werke hinein. Das ist natürlich für Vincent Ward eine ideale Gelegenheit für spektakuläre Spezial-Effekte. Inspiriert durch die Werke von Monet, van Gogh und Caspar David Friedrich schuf er viele wunderschön anzusehenden Welten – Seelenlandschaften ist hier das genau passende Wort. Robin Williams gibt der Figur einen trockenen Witz, der den Film über lange Stecken davor bewahrt, gänzlich im Jenseits-Kitsch zu versinken. Denn das Drehbuch ist die große Schwäche des Films. Alle theologischen Grundprobleme und typisch amerikanischen Ehekonflikte werden in der allzu lehrstückhaften Drmaturgie abgehandelt. So wird der Film im letzten Drittel leider arg pathetisch und verliert so endgültig den übermütigen Charme, den er durch die abgehobenen Spezial-Effekte über lange Strecken hatte. (hip) CinemaxX, MUWI-Kino (Ol)

Die Hochzeit meines besten Freundes USa 1997, R: P.J. Hogan, D: Julia Roberts, Rupert Everett, Cameron Diaz

„Dies ist ein äußerst komischer Film, der von vielen Kritikern in den USA und in England völlig falsch verstanden wurde. Wie die meisten meiner Kollegen habe auch ich mich in den letzten Jahren über Julia Roberts mokiert, aber hier gibt sie eine brilliante Leistung als komische Schauspielerin. Dies ist eine „screwball comedy“, und bei den Versuchen, auf irrwitzigen Umwegen ihre große Liebe zu erobern, stellt sich Julia Roberts auch nicht absurder an als Cary Grant in „His Girl Friday“ auf der Jagd nach Rosalind Russelll. Es scheint nur viele zu stören, daß diesmal die Frau die aktive Rolle spielt.“ (Christopher Tookey) Atelier

J

Jackie Chan ist Nobody Hongkong 1998, R: Jackie Chan, D: Jackie Chan, Michelle Ferre

„Der Titel ist natürlich glatt gelogen, denn seit der inzwischen 44jährige Martial-Arts-Kasper aus Hongkong auch in Hollywood Fuß gefaßt hat, ist er nun keineswegs ein Niemand mehr. Nobody, sein neuester Streich, wurde allerdings wieder in Hongkong produziert, und man merkt es dem haarsträubenden Machwerk in jeder Sekunde an, daß sich hier ein Meister seines Fachs nach Herzenslust austobt: hinter der Kamera als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur, davor als völlig enthemmter Hauptdarsteller. Die hanebüchene Story führt unseren naiven, nach einem sabotierten Kommandoeinsatz in Afrika an Gedächtnisverlust leidenden Helden zu einem netten Eingeborenenstamm, vor dort über eine irrwitzige Wüstenrallye bis ins Zentrum des Bösen: Rotterdam. Jackie mimt und prügelt sich durch haarsträubende Drehbuchverschlingungen, deren Höhepunkte, klar, des Meisters choreographisch einwandfreie Stunteinlagen sind. Das alles kommt so unbedarft und dummfröhlich daher, daß es eine wahre Freude ist.“ (Zitty) UT-Kinocenter

K

Kalle Blomquist – Sein neuester Fall Schweden 1997, R: Göran Carmback, D: Malte Forsberg, Totte Steneby

„Drei Kinder werden in die Entführung eines Professors und seines Sohnes verwickelt. Gemeinsam gelingt es ihnen, den Plan der Kidnapper zu vereiteln und sie der Polizei auszuliefern. Neuverfilmung eines Jugendkrimis von Astrid Lindgren um ihren jungen Meisterdetektiv Kalle, die in ihrem Patriotismus leicht angestaubt wirkt. Doch die jungen Darsteller vermitteln in ihrem lebendigen Spiel überzeugend ein von Rollenklischees fast freies Bild jugendlicher Freundschaft.“ (Zoom) Kino 46

L

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Roberto Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das Ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerien und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (Neue Zürcher Zeitung) Schauburg, Europa, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Liebe deine Nächste Deutschland 1998, R: Detlev Buck, D: Lea Mornar, Moritz Bleibtreu, Heike Makatsch

„Buck is back. Der komische Coole aus dem Norden widmet sich nach den Knackis aus der „Männerpension“ nun der Heilsarmee. Genauer: Zwei Soldatinnen, die in die Großstadt versetzt werden, um dort unter den Obdachlosen gute Taten zu verrichten. Wer jedoch lakonischen Humor à la „Karniggels“ oder ein verschrobenes Figurenkabinett wie in „Wir können auch anders“ erwartet, der wird gnadenlos enttäuscht. Die Helden im jüngsten Buck sind allesamt Karikaturen aus der Klischeekiste: der miese Macho, die verschreckten Ossis, die willfährigen Frauen, die guten Penner, die bösen Yuppies. Mit derart holzschnittarigen Akteuren kann sich keine prickelnde Psychologie entwickeln. Alles bliebt platt, banal und langweilig. Das hat der Meister wohl auch selbst bemerkt, und so versucht er mit aufdringlichen Werbebildchen dem Zuschauer Goldstaub in die Augen zu streuen. Doch der videoclippige „Flashdance“-Stil verträgt sich nicht mit der altbackenen Oliver-Twist-Geschichte und verkommt zum manierierten MTV-Firlefanz der nervigen Art.“ (Bremer) Schauburg, Apollo (Whv)

M

Mrs. Dalloway Großbritannien 1996, R: Marleen Corris, D: Vanessa Redgrave, Natascha McElhone / Originalfassung ohne Untertitel

„Die ältliche Mrs. Dalloway, die vor drei Jahren der Leidenschaft entsagte, um einen prüden Biedermann zu ehelichen, kompensiert ihren Lebensfrust mit glamourösen Parties. Dieser träge inszenierte Film (nach dem Roman von Virginia Woolf) beobachtet voller Nachsicht die Zipperlein der britischen High-Society.“ (tip) Kino 46

Mulan USA 1998, R: Barry Cook, Tony Bancroft

„Mulan ist der seit langem gelungenste Zeichentrickfilm von Disney: schwungvoll, witzig und streckenweise hochdramatisch, auch tragisch, aber nicht sentimental. Die Figuren sind weniger niedlich, mehr menschlich gezeichnet, und so wirken ihre Schicksale wirklich anrührend. Die Orientierung nach Osten hat das Produktionsteam sichtlich beflügelt. Die Chefzeichner mixten ihre moderne Comicstrip-Kunst mit klassischer chinesischer Malerei, was man besonders besonders an den Landschaftsentwürfen sehen kann, und bei den großen Schlachtszenen werden gar Erinnerungen an die Epen des jüngst verstorbenen Akira Kurosawa wach. Die Figuren und Kostüme sind asiatischen Vorbildern nachempfunden, Mulans Gesicht etwa entspricht mit zierlichen Zügen und Kirschmund dem chinesischen Schönheitsideal. Sie ist Disneys erste Heldin, die nicht aussieht wie Barbie.“ (Cinema) CinemaxX, Ufa-Palast, UT-Kino, Wall-Kino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen), Solitaire (Westerstede)

N

Night of the Living Dead USA 1968, R: George A. Romero, D: Judith O'Dea, Russell Steiner / Originafassung mit Untertiteln

„Noch nicht bestattete Tote, durch außerirdische Strahleneinwirkung in eine Art Leben zurückgekehrt, dringen in einer ländlichen Gegend von Pennsylvania in die Häuser ein, bringen Menschen um und ernähren sich von deren Fleisch. Diese „Untoten“ können einzig durch Kopfschüsse oder Verbrennung umgebracht werden. Auf der Flucht vor ihnen geraten sieben Personen in ein Bauernhaus. Romeros grausiger Horrorfilm, nach seiner Premiere von Kritikern als banales und brutales Ekelstückchen eingestuft, avancierte später zum „Kultfilm“. Romero will die Schubursachen dieses Erfolgs in den „soziopolitischen Untertönen“ seines zur Zeit des Vietnamkriegs gedrehten Films erblicken, während sein Drehbuchautor glaubt, „der Film war nicht viel mehr als ein Versuch, Geld zu machen.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

P

Pecker USA 1998, R: John Waters, D: Edward Furlong, Christina Ricci, Lili Taylor

„Pecker ist ein vergleichsweise harmloser Film des professionellen Bürgerschrecks John Waters, dessen Ambition sich in dem guten Vierteljahrhundert seit seinen Anfängen konsequent durchhielt: Provokation durch Erzeugung von maximal schlechtem Geschmack. „Pecker“ ist nun kompromißbereiter und zielt auf ein größeres Publikum. Titelheld ist ein 18jähriger charismatischer Fotokünstler. Der passionierte Blick durch die Linse des charmanten Jungen verleiht der alltäglichen und skurrilen Umgebung Baltimores, in dem seine Familie und seine Freunde leben, einen ganz besonderen Touch. Waters zeichnet in seiner schräg-utopischen Phantasie einen ganz und gar sympathischen Helden, der sich nichts aus Ruhm und Karriere macht, seine Unschuld und Integrität inmitten der handgreiflichsten Versuchungen bewahrt. Dies gilt hier hier übrigens für alle in dem Film: Egal ob mit Kunst, Lumpen, Waschsalons, Stehlen oder Strippen beschäftigt – sie gehen ihrer Profession mit Würde und Aufmerksamkeit nach, Erfüllung, nicht Karriere suchend. Eine Utopie, wie gesagt, und ein Stück Gesellschaftskritik.“ (epd-Film) City

Der Pferdeflüsterer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kristin Scott Thomas

Die Romanvorlage von Nicolas Evans ist bereits ein Bestseller, und einige enthusiasmierte Leserinnen aus meinem Bekanntenkreis warten schon seit Monaten sehnsüchtig auf den Film. Für solch ein Publikum kann der Film gar nicht lang genug sein, aber seltsamerweise stört man sich auch als unvorbelasteter Zuschauer nicht an seinen 159 Minuten. Redford hat ein genaues Gefühl dafür, wie er den Kitsch, der hier natürlich bei jedem Pferdeschnauben droht, im Zaume halten kann. Dies ist ein Taschentuchfilm – keine Frage –, aber der Herzschmerz wird so geschickt, klug und geschmackvoll präsentiert, daß man/frau sich der feuchten Augen nicht zu schämen braucht.“ (hip) UT-Kino, CinemaxX

Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1997, R: Clive Smith

„Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd... Wer jetzt noch nicht mitsummt, sollte sich vielleicht ernsthaft fragen, wie und womit er seine Kindheit verbracht hat. Eine moderne Zeichentrickversion!“ (TV-Spielfilm) Gondel

Ponette Frankreich 1996, R: Jacques Doillon, D: Victoire Twivisol, Marie Trintignant

„Die fünfjährige Ponette stellt die Abwesenheit in Abrede - den Tod der Mutter. Die Beharrlichkeit, mit der sich die Kleine weigert, die unwiderrufliche Leere zu akzeptieren, hat geradezu existentielle Größe. Ponette kämpft: Gegen die albernen Jesusgeschichten der Tante, gegen das Unverständnis des Vaters und gegen die eigene Trauer. Dabei stellt sich die Kindlichkeit der Fünfjährigen vor das Pathos der sogenannten letzten Dinge, während der Ernst der Dialoge den Film vor pittoreskem Kinderkitsch bewahrt. Man kann sich Doillons Heldin einfach nicht entziehen, ihrem nachdenklichem Trotz, ihrem skeptischem Blick, ihrer Entschloßenheit, es allen zu zeigen, inklusive Jesus, „diesem Blödmann“. (tip) Cinema

Der Prinz von Ägypten USA 1998, R: Brenda Chapman, Simon Wells

„Der kleine Moses landet im (computeranimierten) Weidekörbchen bei der Frau des Pharao, die ihn zusammen mit ihrem eigenen Sohn Ramses aufzieht. Entsetzt über die Massaker an den Hebräern, verläßt der erwachsene Moses Ägypten. Ramses wird Pharao, Moses kehrt zurück und fordert: „Let my people go!“ Der Film ist eindeutig nicht für Kinder gedacht; das soll auch so sein, heißt es bei dem Produktionsstudio Dreamworks. Doch wer seriöse Religionsauseinandersetzung sucht, geht kaum in einen Trickfilm, so ernsthaft der auch gemeint ist. Eindrucksvoll ist „The Prince of Egypt“, wenn er ausspielt, was Trickfilm ausmacht: Dinge erschaffen, die Realfilmern (außer James Cameron) nicht möglich sind: der Bau der Pyramiden, der Auszug der Hebräer, die Teilung des Roten Meeres. Doppelt schade, daß die Geschichte streckenweise hart am Soap-Niveau entlangschrammt.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter, UFA-Palast, Wall-Kinos (Ol), Lichtspielhaus (Del)

R

Ronin USA 1998, R: John Frankenheimer, D: Robert De Niro, Jean Reno, Natascha McElhone, Katharina Witt

„Unter dem Befehl einer geheimnistuerischen Terroristentusse soll ein international zusammengewürfelter Gangsterhaufen einen silbernen Koffer rauben. Worum es geht und was denn eigentlich im Köfferchen ist, weiß keiner, und man will es auch gar nicht wissen. Veteran John Frankenheimer inszeniert so, als habe er vor vielen, vielen Jahren ein paar Filme des Genres gesehen, aber leider völlig vergessen, wie sie funktionieren. Die Männerfreundschaft zwischen De Niro und Jean Reno bleibt genauso vage wie das Agenten-Spektakel drumherum.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, Ziegelhofkino (Ol)

Ronja Räubertochter Scheden/Norwegen 1984, R: Tage Danielsson, D: Hanna Zetterberg

Neben den Pippi Langstrumpf Filmen sicher die gelungenste Adaption eines Romans von Astrid Lindgren. Die Räuber sind lieb und dumm, die Landschaft ist richtig schön wild und Ronja eine pfiffige sowie durch und durch pazifistische Heldin. (hip) Atelier

Die Rote Violine Kanada/Italien 1998, R: François Girard, D: Carlo Cecchi, Irene Grazioli, Samuel L. Jackson

„Eine kleine Violine auf der Reise durch die Länder und Jahrhunderte, ein perfektes Instrument, das herzzerreißende Töne von sich gibt und jeden seiner Besitzer das Leben kostet: Das klingt nach sattem Kitsch. Tatsächlich ist Francois Girards Film sentimental, aber eben auch sehr phantasievoll und unberechenbar, legendenhaft pathetisch, ein bißchen esoterisch und schließlich – raffiniert strukturiert. Er funktioniert. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil sein Thema, nur matt verschleiert durch eine Liebesgeschichte zwischen dem Geigenbauer und seiner Frau, ungewöhnlich ist. Die fünf geschickt verklammerten Episoden enthalten fünf Märchen über die fast besessene, unbedingte Hingabe an die Musik oder wenigsten an ein Musikinstrument. Der Film wird zur Zeitreise, Lebensreise, Weltreise.“ (epd-film) Atlantis

S

Santa Clause – eine schöne Bescherung USA 1995, R: John Pasquin, D: Tim Allen

„Ein Zyniker, der den Weihnachtsmann ins Koma trieb, zieht sich die rote Kutte an und wandelt fürderhin als Menschenfreund über die Lande. Diese Erbauungskomödie, abstoßend süßlich und mit einer schmierigen Gutmenschenmoral, wird auch durch die überzeugende Performance eines geblähten Rentiers nicht akteptabel.“ (tip) Schauburg

Scream II USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, David Arquette / Originalfassung mit Untertiteln

„In einer des besten Szenen dieses Films wird über Fortsetzungen berühmter Filme diskutiert und warum die niemals gelingen können. „Scream II“ ist eine Fortsetzung, und sie ist noch gelungener als ihr Vorgänger. Womit einiges über die Cleverness dieses Horrorfilms erzählt wäre, der sein eigenes Genre spiegelt, um das Spiegelbild noch einmal zu spiegeln.“ (Der Spiegel) Kino 46

Sherlock Jr. USA 1924, R: Buster Keaton, D: Buster Keaton / Stummfilm mit Live-Musikbegleitung durch das Film- und Fernsehorchester Hamburg

„Ein Film über die Macht des Kinos: Der von Buster Keaton gespielte Filmvorführer eines typischen Großstadtkinos der 20er Jahre mit Orchester und Dirigent träumt sich in den von ihm projizierten Film hinein und nimmt das Personal aus seinem eigenen Leben gleich mit. Während ihm im Alltag todsicher mißlingt, war er sich vorgenommen hat, entgeht er im Film nicht nur allen ihm zugedachten Todesarten mit spielerischer Leichtigkeit. „Sherlock Jr.“ lebt von den für Keaton typischen Action-Szenen, in denen sich die Gegenstände der Welt gegen den Protagonisten verschwören und die er nur mit dem Glück des Traumwandlers besteht. Die tricktechnischen Kenntnisse der Ausstatter, der Wagemut des sich in allen Szenen selbst spielenden Hauptdarstellers und der Filmschnitt verleihen der Verfolgungsjagd ein unglaubliches Tempo. Und selbst der Schlußgag hält die Essenz des Kinos fest: Es ist weniger ein Ort der Erziehung als der des Traumes.“ (Reclam Filmklassiker) Kino 46

Sie liebt ihn – Sie liebt ihn nicht USA/Großbritannien 1998, R: Petrer Howitt, D: Gwyneth Paltrow, John Hannah

„Was wäre, wenn die Londoner PR-Agentin Helen ihre U-Bahn noch kriegen würde statt sie zu verpassen? Nach zehn Minuten läuft der Film ein paar Herzschläge zurück, und diesmal schafft es Helen, die sich schließende Tür des Wagens offenzuhalten. Von nun an vermischen sich die beiden Geschichten: Im Strang eins nimmt Helen ein Taxi, wird überfallen, kommt deshalb später nach Hause und findet dort ihren Freund Gerry etwas zerzaust. Im zweiten Strang kriegt Helen die Bahn, begegnet dem Schicksal in Form des netten Charmeurs James, kommt heim, findet Garry im Bett mit seiner alten Flamme Lydia und zieht aus der Wohnung aus. Verwirrt? Nicht für lange, denn wenn die beiden Stränge sich überkreuzen, kommt ein dramaturgischer Trick zum Einsatz, der alles einfacher macht. Howitt beweist beim Verweben der beiden Geschichten viel Talent als Regisseur, aber in ersten Linie ist dies ein Schauspielerfilm.“ (The Observer) CinemaxX

Smoke Signals USA 1998, R: Chris Eyre, D: Evan Adams, Irene Bedard, Adam Beach

„Victor und Thomas machen sich auf den Weg vom nördlichen Washington ins südliche Arizona. Dort wollen sie die Asche von Victors verstorbenem Vater holen und ins heimatliche Reservat überführen. Der erst 26jährige Arapaho-Cheyenne-Indianer Chris Eyre erzählt in seinem Roadmovie den bekannten Vater-Sohn-Konflikt auf indianische Weise. Weit entfernt davon, die Lage der Indianer mitleidig zu beweinen, zeigt „Smoke Signals“ das breite Spektrum heutigen indianischen Lebens: die Bedeutung von Heimat und Tradition, aber auch Armut und Zerfall von Familie und Stamm.“ (tip) Cinema

Snake Eyes USA 1998, R: Brian de Palma, D: Nicolas Cage, Gary Sinise / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Spiel auf Zeit“: „Da es den Regisseur Brian de Palma wieder einmal lockte, Hitchcock übertrumpfen zu wollen, hat er nun ein Attentat in einer Boxkampfarena in Szene gesetzt, wobei der Todesschuß genau im Augenblick des K.O.-Schlags fällt. Das Arrangement ist zwar konspirationstechnisch absurd, aber filmsportlich ergiebig, weil es der Effekthascherei Tür und Tor aufreißt. Während Nicolas Cage – bis zur Sebstparodie überdreht – als korrupter Cop auf Verbrecherjagd dem Publikum Dampf macht, kann sich De Palma mit lügnerischer Rückblende, Kamera-Sturzflug, Pirouette und Purzelbaum den Ekstasen der zweckfreien Virtuosität hingeben.“ (Der Spiegel) UFA-Palast

Staatsfeind Nr. 1 USA 1998, R: Tony Scott, D: Will Smith, Gene Hackman, Jon Voight

„Spannender Überwachungs-Paranoia-Thriller. Was du auch machst, sie sehen dich. Die Umkehrung der „Truman Show“. Da beobachten alle einen. Hier beobachten einige wenige alle. Egal, wohin du gehst, sie sind dabei. Per Satellit. Tony Scott montiert effektvoll verschiedene Aufnahmematerialien zusammen – Filmszenen, Überwachungsvideobänder, Fotos, Satellitenbilder – und stellt die Handlung abwechselnd aus der Sicht des Gejagten und der Jäger dar. Der Gejagte (Will Smith) ist ein sympathischer, selbstbewußter Yuppie, und seine Verfolger (Gene Hackman, Jon Voight) sind keine bösartigen Verbrechertypen, sondern intelligente Technokraten ohne große Skrupel, denen ihr Job sichtlich Spaß macht.“ (tip) CinemaxX, UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Kino (Wildeshausen) / Originalfassung mit Untertiteln im Filmstudio und Wallkino (Ol)

Studio 54 USA 1998, R: Mark Christopher, D: Ryan Philippe, Salma Hayek, Neve Campbell

„Sex, Drugs & Disco - nicht nur Samstag nachts ging es einst im New Yorker Studio 54 zur Sache. In den Siebziger Jahren tobte im legendärsten aller Tanzschuppen der Bär - und die Prominenz jener Tage. Schillernde Szene-Typen wie Truman Capote, Bianca Jagger und Andy Warhol, ja sogar Grace Kelly gaben sich die Klinke in die Hand - bis die Steuerfahndung dem dekadenten Disco-Tempel auf die Pelle rückte. Ein Stoff, wie für die Leinwand gemacht. Und einer, den sich Newcomer Mark Christopher für sein Regiedebüt ausgesucht hat. Aus der Perspektive eines naiven Jünglings rollt er die wilden Auswüchse jener Tage auf. In den Beziehungen der Figuren kommt jedoch trotz der toll auftrumpfenden Besetzung kaum etwas ins Rollen - was wahrscheinlich daran liegt, daß die Produzenten an diesem nostalgischen Trip zurück herumpfuschten. Die ursprüngliche Bisexualität des Helden, sein Wille, Sex als Mittel zum Zweck zu nutzen - all das bleibt in der jetzigen Version allenfalls dezent angedeutet.“ (Bremer) City

T

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D:; Leonardo Di Caprio, Kate Winslet

Im Kino will und will sie nicht untergehen. UFA-Palast

Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Jaura Linney, Ed Harris

Hatten Sie nicht auch schon manchmal das Gefühl, Sie wären in einem schlechten Film oder – noch schlimmer – in einer Fernsehserie? Genau dieser Verdacht beschleicht Truman Burbank eines Morgens, als direkt vor seine Füße ein Scheinwerfer aus dem strahlend blauen Himmelszelt fällt. Aber Trumans Himmel ist genaugenommen eine Kuppel: Ein riesiger künstlicher Dom, unter dem eine ganze Kleinstadt konstruiert wurde. Und all das nur für Truman Burbank, denn dieser ist, ohne es zu wissen, seit seiner Geburt der Star einer täglich rund um die Uhr gesendeten Fernsehserie. Alle Bewohner von Seahaven, seine Freunde, Kollegen, seine Ehefrau sind Schauspieler. Nur er glaubt, ein authentisches Leben zu führen. Der Film erzählt davon, wie er langsam erkennt, daß er der einzige Untertan eines totalitären Systems ist. „Die Truman Show“ ist eine scharfsinnige und sehr komische Satire auf die Entwicklung der Medien, die Obsession eines Millionenpublikums mit Fernsehserien und ihre Gier nach immer mehr „reality“. (hip) Schauburg, CinemaxX, UT-Kino, Gloria (Del), Casablanca (Ol), Solitaire (Westerstede)

U

Der Untergang der Titanic Deutschland 1912, R: Mime Misu, D: Anton Ernst Rückert, Otto Rippert / Stummfilm mit Live-Musikbegleitung durch das Film- und Fernsehorchester Hamburg

„Zugegeben, James Cameron hat den teuersten und erfolgreichsten Film aller Zeiten gedreht – aber was ist das gegen eine Produktion, die im gleichen Jahr produziert wurde, indem das Unglück geschah?“ (Kommunalkino) Kino 46

V

Velvet Goldmine Großbritannien 1998, R: Todd Hayner, D: Ewan McGregor

„Das Erhabene und das Lächerliche – in der Ästhetik des Glam Rock waren sie schon immer eineiige Zwillinge. Nur konsequent, daß sich auch das Glamourmedium Film an diese Glamourphase erinnert. „Velvet Goldmine“, Todd Haynes Kinobilderbogen, erzählt die Geschichte eines David Bowie nachempfundenen Rockstars, und er erzählt sie von ihrer großartigen, mythenkompatiblen Seite: Triumph und Verrat, Rausch und Katzenjammer, The Rise and Fall of ... Doch wer glaubt, dieser Film sei einer über die siebziger Jahre, irrt. Es ist ein Film darüber, wie die späten Neunziger sich die frühen Siebziger wünschen: eine verlorenen Episode voller schöner Gesten, romantischer Helden, androgyn, sexy, schwelgerisch und dekandent wie der Adel im 18. Jahrhundert. Kreuz und quer, auch durch die Geschlechter, lümmeln sich Leiber auf Tudorsofas und nehmen Drogen.“ (taz) Europa

Verrückt nach Mary USA 1998, R: Peter & Bob Farrelly, D: Cameron Diaz, Ben Stiller, Matt Dillon

„Geschmacklosigkeiten unter der Gürtellinie – und doch ist irgendwas dran an dieser Komödie: In Reißverschlüsse eingeklemmte Geschlechtsteile, Sperma als Haargel, in Ganzkörpergips verpackte Schoßhunde – ziemlich krank, oft daneben und zum Schreien komisch. Und wer wäre nicht verrückt nach „Mary“ alias Cameron Diaz.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kino, UFA-Palast, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Violent Cop Japan 1989, R: Takeshi Kitano, D: Beat Takeshi, Maiko Kawakami / Originalfassung mit Untertiteln

„Sieben Filme mußte Kitano drehen, bis man nach dem preisgekrönten „Han-Bi“ auch im Westen auf ihn aufmerksam wurde. In seinem Regie-Debüt „Violent Cop“ spielt er die erste seiner typischen nihilistischen Männerfiguren, den Bullen Azuma, der nach der Entführung und Vergewaltigung seiner Schwester in einen aussichtslosen Privatkrieg gegen einen Drogendealer-Ring zieht. Doch schon in „Violent Cop“ deutet sich an, daß es Kitano vornehmlich um etwas anderes geht: das Vergehen der Zeit und die Zeitlichkeit des filmischen Bildes und Erzählens. Eine Autoverfolgungsjagd findet nicht statt, weil sich die Cops ständig verfahren oder im Einbahnstraßen-Dickicht steckenbleiben. Statt die Kamera zu bewegen oder zu schneiden, verlegt Kitano lieber alle Bewegung ins Bild.“ (taz) Kino 46

W

Das Wissen vom Heilen Schweiz 1996, R: Franz Reichle

Der Dalai Lama hat Husten, und sein Leibarzt Dr. Tenzin Choedrak flüstert ihm ehrerbietig seine Ratschläge zu: Seine Heiligkeit möge möglichst viel ruhen und die verschriebenen Pillen einnehmen. Diese Szene in Franz Reichles Dokumentarfilm wirkt zugleich rührend und komisch in ihrer weltlichen Normalität. Solch einen Hausarzt wie dieses kleine, runzlige Männlein möchte man auch haben, und der Film belegt sehr überzeugend, daß seine tibetanischen Kuren und Kräutermischungen eine ganz erstaunliche Heilkraft besitzen. (hip) Cinema

Z

Zauberhafte Schwestern USA 1998, R: Griffin Dunne, D: Sandra Bullock, Nicole Kidman, Dianne Wiest

„Es fängt schon krude an: Mit magischer Kraft bringt eine junge Frau, die als Hexe verurteilt ist, den Strick ihres Galgens zum Reißen. Fortan muß sie auf einer einsamen Insel leben und ein Baby austragen. Die Gebeutelte erlegt sich selbst einen Fluch auf, mit dem ihre Nachfahren noch mehrere hundert Jahre später zu kämpfen haben: nie wieder Männer! Die heutigen Hexen sind zwei krakeelende Girlies (Sanda Bullock und Nicole Kidman), denen es gar nicht in den Kram paßt, daß jeder Mann, in den sie sich verlieben, eines frühen Todes sterben muß. Das alles ist recht schwachsinnig konstruiert und wahrscheinlich in der Absicht entstanden, Esoterik und Sex und Kitsch und Grusel publikumswirksam zu vermischen. Doch Hollywoods Hexeneinmaleins funktioniert hier nicht: Dieser Film ist fauler Zauber.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Ziegelhofkino (Ol) / OF im City

Y

Young Collection

Eine neue Ausgabe des regelmäßigen Kurzfilmprogramms des Bremer Filmbüro. Kino 46

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