: Alles war nur eine Spielerei
■ Erst hatte Pro 7 eine gute Idee, nun will man doch nicht mehr Schleichwerbung für VW machen
„Werbung muß als solche erkennbar sein“, so steht's im Gesetzbuch. Darum muß der TV-Sender vor der Werbung einen Werbetrenner senden. Zeit genug für den Halter einer Fernbedingung, den Kanal zu wechseln, bevor die Reklame anläuft. Es sei denn, die Werbung fängt schon im Trenner an, der dann nicht trennt, sondern gewissermaßen zusammenführt.
So staunten Zapper am Wochenende nicht schlecht, als sie im Werbe-Trenner von Pro 7 den New Beetle („Neuen Käfer“) von VW wiederentdeckten. Ein Trenner mit Botschaft sozusagen. Geschmeidig fährt die Kamera über die roten Rundungen des neuen Volkswagens. Wo VW zur Zeit das Land mit großen Plakatflächen vollstellt, wollten auch die Designer des Privatsenders nicht zurückstehen und verschönerten gleich noch das Pro 7-Logo, die stiliserte Sieben. Die Sieben, ist immer aus einem Balken oben und dem Viertel einer Kreisscheibe unten zusammengesetzt. Letzter bestand bei diesem Werbetrenner nun aus Kotflügel samt Frontscheinwerfers des neuen Käfers wahrlich ein Blickfang.
Am Dienstag war Pro 7-Sprecher Torsten Rossmann auf taz- Nachfrage noch stolz auf diese Idee. Bislang habe man für den Werbetrenner Tiere oder Wasser verwendet, jetzt habe man „halt Sachen aus dem modernen Leben“ nehmen wollen. Ja richtig: Schleichwerbung ist ja auch sehr modern. So wollte auch Pro 7 schon am 30. Dezember den Willy- Bogner-Film „Feuer, Eis und Dynamit“, indem zum Beispiel eine Chiquita-Banane, eine Milka-Kuh und ein Paulaner-Bierfaß mit um die Wette flitzen. Pro 7 fand nichts dabei, die für den Sender zuständige Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) wollte das Ganze nur als „Dauerwerbesendung“ erlauben. Die Sache ist noch vor Gericht, aber vorerst einigte man sich auf einen Kompromiß.
Und die Werbung im Werbe- Trenner? Das war nach der taz- Nachfrage auch die MABB zuviel des Modernen. Und plötzlich war auch bei Pro 7 die Laune nicht mehr so gut. „Ab sofort“, so meldete sich gestern Pro7-Sprecher kleinlaut bei der taz am Telefon, werde man den Trenner nicht mehr ausstrahlen. Dabei sei das „wirklich keine Werbung“, sondern nur eine „Spielerei“, rechtfertigte sich Rossmann, die schönen runden Formen seien einfach „zu verlockend“ gewesen. Doch „weil wir kein Geld dafür kriegen“, schloß der Sprecher, „gehen wir keinen Streit mit dem MABB ein“. Es sei aber doch gar kein VW- Symbol zu erkennen gegewesen, sagt er noch. Und das Auto sei doch ein „normaler Gebrauchsgegenstand des täglichen Lebens“. Da stört es offenbar auch nicht, das der Neue Käfer im täglichen Leben bislang fast nur auf Werbeplakaten vorkommt.
Mit den Design-Elementen im Werbetrenner hatte Rossmann noch am Dienstag begeistert erklärt, „vermitteln wir die Bild- Welt von Pro7“. Dazu gehört offenbar auch die Präsentation der neuesten Markenartikel. Matthias Urbach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen