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Lola stoppt Diepgen

■ Filmverleih und -produktionsfirma fordern Unterlassung von Diepgens Spurtplagiatplakat

Es hätte alles so schön sein können: Wehendes Haar, flatternde Krawatte auf grauem Anzug – dynamisch und erfolgreich, so wollte er erscheinen. Also ließ der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen dieses Bild auf die Plakatwände der Hauptstadt kleben. Und wählte als Vorlage für das Motiv den erfolgreichen Kinofilm „Lola rennt“.

Lola rennt, Diepgen rennt – Diepgen stolpert. Denn aus dem Faxgerät in der CDU-Landeszentrale kam eine unterschriftsreife Unterlassungserklärung. Absender: der Münchener Verleih Prokino, der „Lola rennt“ in die Kinos brachte. Zu stark sei das CDU-Plakat, vom Motiv bis zur Schrift, an das Filmplakat angelehnt. Deshalb solle die CDU die Kampagne stoppen und die Unterlassung unterschreiben – bis vergangenen Mittwoch, 17 Uhr. „Das Plakat ist doch eher eine Persiflage als eine Kopie. Und auf das Wort ,rennt‘ wird niemand ein Copyright halten“, meint CDU-Sprecher Mathias Wambach. „Wir lassen prüfen, ob Prokino überhaupt berechtigt ist, eine Unterlassung zu fordern.“ Um dafür Zeit zu gewinnen, bat die Partei, die Frist zu verlängern – bis gestern, 17 Uhr.

Es könnte für die CDU nicht die einzige Unterlassungserklärung bleiben. Auch die Berliner Produktionsfirma X-Filme, die „Lola“ drehte, droht. „Wir überlegen, ob wir zuerst eine Abmahnung schicken und später eine einstweilige Verfügung erwirken“, sagte X-Filme-Justitiar Andro Steinborn. Prokino hat die Rechte am Artwork, also der Gestaltung des „Lola“-Plakats. „Regisseur Tom Tykwer und X-Filme aber halten die Rechte an Idee und Konzept. Wir werden seine Urheberrechte schützen“, so Steinborn. Bis Redaktionsschluß war noch keine Unterlassungserklärung unterschrieben. Ilja Weitzel

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