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Der Onkel macht O-Saft in Bremen

■ Dittmeyer zieht in den Europahafen / Bis zu 150 neue Jobs

Die Amerikaner sind irgendwie nicht zurechtgekommen mit seinem edlen Tropfen. Diese Erkenntnis ließ Rolf H. „Onkel“ Dittmeyer nicht ruhen: Als der US-Nahrungsmittelkonzern Procter & Gamble die Orangensaft-Marke „Valensina“ losschlagen wollte, überbot er 19 Mitbewerber und stieg wieder in das Geschäft ein, das er vor 14 Jahren, im Alter von 63 Jahren verkauft hatte. Das habe er „emotional entschieden“, sagt der Unternehmer, der in den achtziger Jahren durch TV-Werbespots für Valensina zur Kultfigur wurde.

Seit gestern ist es amtlich: Valensina zieht nach Bremen. Dittmeyer, seit Jahren in Hamburg ansässig, hat im Europahafen die Schuppen 1 und 3 gekauft, insgesamt 111.000 Quadratmeter. Hierher wird er über See frische Orangen und Konzentrat anliefern lassen und daraus Saft produzieren. Sein Ziel: Valensina soll der qualitativ beste Apfelsinensaft auf dem Markt werden, der am nächsten dem frischgepreßten ähnelt, schwärmt der Unternehmer.

Unter amerikanischer Regie setzt Valensina bisher rund 100 Millionen Mark im Jahr um. Seit die Kunde von der Heimkehr in die Hand des guten Onkels durchs Land eilt, greifen nach Angaben Dittmeyers wieder mehr Menschen als erwartet zur guten alten Valensina-Flasche. Aus dem ehemaligen Dittmeyer-Geschäft behält P&G die Marke „Punica“. „Aber das ist kein Saft, eher ein Nektar“, sagt der studierte Philologe Dittmeyer über das Produkt, das nicht seinen hohen Anforderungen entspricht.

Rund 100 Millionen läßt sich Dittmeyer, der auch Blaubeeren bei Worpswede anbaut, die Investition kosten. Bis zu 100 BremerInnen werden einen Job bei Valensina finden, 50 weitere Arbeitsplätze könnten später hinzukommen.

Möglich machte die Ansiedlung nicht nur der Wunsch Dittmeyers, trotz kaufmännisch besserer Angebote aus anderen Häfen in Holland und Belgien nicht noch weiter von zu Hause wegzugehen, sondern auch die jüngst erfolgte Umsiedlung des Fruchtumschlags aus dem Europahafen nach Bremerhaven.

„Eine delikate Lösung für beide Seiten“, sprach Hafensenator Uwe Beckmeyer (SPD), dessen Außenwirtschaftsförderung BBI den Kontakt eingefädelt hatte. Für den Hafensenator ist die Ansiedlung von Valensina ein großer Erfolg in dem Bestreben, hafennahes Produktionsgewerbe in den alten Hafenrevieren anzusiedeln. Dazu erhielt er ausdrückliche Glückwünsche von CDU-Fraktionschef Ronald-Mike Neumeyer. Nun soll der Zollzaun um den Hafen so schnell wie möglich fallen. fog

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