piwik no script img

Eiszeit beim Bio-Markt

Tiefkühlkost boomt auf der Grünen Woche auch im Ökosektor  ■ Von Martin Kaluza

Die Grüne Woche wird – und das liegt im Trend – immer noch grüner. In Halle 5.2b können die Besucher der Lebensmittelmesse dieses Jahr zum zweiten Mal über den Bio-Markt bummeln; wenn in dem Gedränge denn von Bummeln die Rede sein kann. Auf dem Bio-Markt präsentieren sich Hersteller, Händler und Direktvermarkter von ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Gegenüber dem letzten Jahr wurde die Ausstellungsfläche um die Hälfte auf nunmehr 1.500 Quadratmeter vergrößert.

Die Aussteller rechnen damit, an den Erfolg des letzten Jahres nahtlos anknüpfen zu können. „Der Bio-Markt hat unserer Branche einen echten Popularitätsschub gegeben“, so Marita Odia, Sprecherin der Bundesverbände Naturkost Naturwaren (BNN).

Während sich die altbekannten Bio-Lebensmittel weiter im Aufwind befinden, ist die Branche bemüht, die bestehende Produktpalette weiter auszubauen. In den nächsten Jahren wird das vor allem auf dem Gebiet der Tiefkühlkost geschehen. Nach Angaben des BNN schätzten 90 Prozent der Naturkosthändler, daß „fix und fertig vorbereitete Mahlzeiten immer wichtiger werden“.

Der Berliner Großhandel Terra Frischdienst etwa steigt (pünktlich zum zehnjährigen Firmenjubiläum) in den Vertrieb von ökologischer Tiefkühlkost ein. Am Terra- Stand werde, so Burkhard Paschke, Lasagne abgetaut, aufgebacken und verkauft. Ebenfalls ins Angebot aufgenommen hat die Firma Eis, Tiefkühlpizza und -gemüse (das Eis wird nicht aufgebacken).

Zwar werden die biologischen Kühlprodukte genauso in Lastwagen durch die Republik gefahren wie herkömmliche Gefrierkost. Doch immerhin stammen die Lebensmittel wie gewohnt aus kontrolliertem Anbau und werden besonders schonend weiterverarbeitet.

Traditionell wird bei Naturkosthändlern die Vermarktung regionaler Erzeugnisse betrieben. Damit werden sowohl größte Frische als auch geringere Umweltbelastung durch kurze Transportwege gewährleistet. Bei Obst, Gemüse und Molkereiprodukten beträgt der Anteil von Regionalware um die fünfzig Prozent. Mit ihrer Kampagne „Regional ist erste Wahl“ rennen der Terra Frischdienst und seine Partner bei ihren Kunden denn auch offene Türen ein. Unter diesem Motto werden zur Zeit gezielt Kartoffeln aus Brandenburg angeboten. Als nächstes ist eine Aktion mit Milch von Gut Schmerwitz bei Belzig geplant. Hier hat das Drogenprojekt Synanon vor einigen Jahren einen Hof gekauft und betreibt unter anderem eine Molkerei.

Jetzt im Winter müsse freilich der regionale Aspekt etwas zurückgestellt werden, das meiste Obst und Gemüse kommt derzeit aus Südeuropa. Paschke: „Im Winter gibt's hier ja nur Kohl“, doch im Sommer wird wieder auf Brandenburger Zulieferer umgestellt.

Ebenfalls unter den Ausstellern wird sich der demeter-Bund befinden, der in diesem Jahr seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag feiert. Obwohl der Bund weltweit arbeitet, setzt man auch hier auf den regionalen Vertrieb der Erzeugnisse. Simon Ziegler von der demeter Brandenburg erklärt: „Unsere Fleischprodukte kommen zu 100 Prozent aus der Region, bei Kartoffeln und Getreideerzeugnissen sind wir nah dran.“

Die demeter Brandenburg wird auf der Grünen Woche vor allem die Erweiterungen ihres Fleischsortiments vorstellen. Ziegler schwärmt von den Produkten der neuen „Salamifamilie“ und hält den Markt für Ökofleisch in Berlin noch lange nicht für ausgereizt.

Eine weitere Herausforderung sieht Ziegler in der Verbesserung der Produktqualität. So seien viele der Brandenburger Betriebe, die mit der demeter zusammenarbeiten, noch sehr jung und mithin etwas unerfahren: „Manchmal sind die Produkte dann nicht so schön und perfekt ausgeformt. Und dann soll man noch mehr dafür bezahlen. Wenn man vermeiden will, daß die Kunden sich ärgern, muß man hier hohe Qualität liefern.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen