■ Standbild: Eigenwerbung incl.
„ARD-Exklusiv: Heiße Geschäfte“, Fr., 21.40 Uhr, ARD
Einmal im Jahr schlägt ihre große Stunde, wenn zu Silvester die Feuerwerkskanonen sprechen. Aber was machen die Pyrotechniker den Rest des Jahres? Sie verdienen sich mit Action-Sequenzen für Filme und sonstigen Feuerwerken ihr Geld.
Der WDR hat der Düsseldorfer Firma „flash art“ bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Und der Film hatte alles, was auch eine RTL2- Reportage ausmacht: einen peppigen Titel, einen dramatisierenden Sprecher, müde Wortspielchen – und reichlich Eigenwerbung. WDR- Reporter Per Schnell tingelte mit flash art von einer ARD- Produktion zur nächsten und zeigte jede Menge Funken, Einschußlöcher und brennende Fahrzeuge. Der Markt um Special effects sei „heiß umkämpft“, und die Behörden legten den Pyrotechnikern immer wieder Steine in den Weg: Das Ordnungsamt möge keinen Lärm und die Umweltbehörde keine Verschmutzung.
Im Zentrum des Films stand das Porträt des Firmenchefs. Doch das ist Schnell nur ansatzweise gelungen. Denn was die Pyrotechniker nun genau für Menschen sind, erfuhr der Zuschauer in der halben Stunde nicht. Der Chef wird Andy genannt, man kennt und duzt sich. Er habe einen beinharten Job, in dem er auch draußen arbeite, sagte Andy. „Fehler kannst du dir nicht erlauben. Wenn du dir Fehler erlaubst, bekommst Du keine Aufträge mehr. Das nervt, das streßt!“ Da werden die selbständigen Unternehmer vor dem Fernseher zustimmend mit dem Kopf genickt haben.
Zum Schluß des Films besuchte Andy seine Kollegen, die eine Bühne mit Sprengstoff präparierten. Der Film endete mit Auschnitten aus einem Pur-Konzert und – natürlich – großem Feuerwerk. Felix Göpel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen