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■ Cash & CrashFür Renditen reicht der Zufall

Hamburg (taz) – Die Kurszettel der deutschen Börsen werden länger. 1998 wuchs die Zahl der gehandelten Aktienwerte um fast ein Drittel. Doch: Welche der 860 inländischen und mehr als 3.000 ausländischen Aktien soll ein Anleger kaufen? Ein Vergleich der Kurse ist nicht genug. Entscheidungshilfen versprechen Kennzahlen: Die bekannteste von ihnen ist das „Kurs-Gewinn-Verhältnis“ (KGV). Damit wird versucht, Aktien mit unterschiedlichen Kursniveaus zu vergleichen. Das KGV errechnet sich aus „aktuellem Kurs der Aktie“ geteilt durch den „Jahresgewinn des Unternehmens“. Zum Beispiel: Liegt der Kurs bei 180 Mark und der Jahresgewinn pro Aktie bei 9 Mark, ist das KGV 20, was einem durchschnittlichen Wert entspricht. Je kleiner die Kennzahl, um so günstiger ist die Aktie.

Statt Unternehmensgewinn wird auch der Cash-flow oder das Eigenkapital mit dem Kurs in Beziehung gesetzt. Als Maßstab bieten sich auch die Dividendenzahlungen an. Die Dividendenrendite mißt die Dividende in Prozent des aktuellen Kurses und errechnet damit die Verzinsung des eingesetzten Kapitals.

Daneben stehen die technischen Analysedaten. Sie beziehen sich oft auf Index-Kurven. Die scheinbar zufälligen Zacken der kurzfristigen Schwankungen sollen eliminiert werden durch längerfristige Trends. So werden für die „Advance-Decline-Linie“ die jeweiligen Gewinner und Verlierer gegenüber dem allgemeinen Index ermittelt.

Andere Analysten setzen auf Trendkanäle: Die Tiefpunkte einer Kurskurve werden durch eine Gerade verbunden, gleiches geschieht mit den höchsten Punkten. Verlaufen beide Linien annähernd parallel, bilden sie einen Trendkanal. Bricht der Kurs daraus aus, wird dies als Signal gewertet.

Das Deutsche Aktieninstitut empfiehlt, solche markttechnischen Analysen nicht überzubewerten. Private Anleger sollten auf die fundamentalen Daten eines Unternehmens und die Kennzahlen achten. Auf keinen Fall sollten alle Aktiengesellschaften über einen einzigen Bewertungsleisten geschlagen werden, so nützen selbst Kennzahlen vorrangig bei Vergleichen innerhalb einer Branche. Kleinanleger sind gut beraten, wenn sie nur mit ihrem nicht wirklich benötigten Ersparten spekulieren und dies in verschiedene Aktienwerte investieren. Hermannus Pfeiffer

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