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KommentarTypische Frauenfalle

■ Immer um Gnade betteln

Frau F. sitzt in einer Falle, in die nur Frauen und Kinder geraten. Außer der Gnade einer Härtefallregelung hat sie keine Chance. Die größte, die sie jemals hatte, war vermutlich, alles auf eine Karte zu setzen und mit der ganzen Familie in Deutschland einen Asylantrag zu stellen.

Erst jetzt, zehn Jahre später, jetzt wo nichts mehr geht, wird offenbar, daß der Einsatz dieser Frau ungeahnt hoch war. Er war die Zukunft ihrer Kinder und die eigene. Eine Abschiebung zerstört nicht nur jede Hoffnung, die die Familie sich in Deutschland jemals machen durfte. Eine Abschiebung der Frau, die sich vom gewalttätigen Ehemann getrennt hat – ein vermutlich ohnehin schwerer Schritt – macht sie zur Paria. Oder welche anderen Entwürfe gibt es für das Leben einer 38jährigen geschiedenen Analphabetin, Mutter von sechs Kindern, von denen das jüngste acht Jahre alt ist? Dieses Leben möchte in Deutschland niemand führen, geschweige denn in der Türkei oder im Libanon, wohin der Abschiebetrupp des Ausländeramtes Mutter und Kinder verfrachten wird.

Auch die geplante Reform des Staatsbürgerschaftsrechts und die erwartete Altfallregelung halten für Mütter, die Kinder großgezogen haben, keine Lösung parat. Bleiben darf auch künftig nur, wer eigenes Geld verdient. Mütter werden weiterhin betteln müssen. So wie jetzt Frau F. Dabei ist es doch nicht ihr Fehler. Eva Rhode

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