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Nicht immer ganz überzeugend: Die Stipendiaten 98 stellen gemeinsam im Kunsthaus aus ■ Von Hajo Schiff
Gleich beim Betreten der Ausstellung fällt auf, Malerei ist wieder in. Folgt die junge Kunst damit einem aktuellen Trend oder wird nur einmal wieder sichtbar, wie unsterblich diese Kunstgattung allen Unkenrufen zum Trotz ist? Paßt die Malereierforschung der Johanne Meß gut in das Bild einer bisher von Jaakov Blumas und Martin Conrad angeführten Hamburger Malerschule, so dürfen bei den in der figürlichen Maltradition befangenen, hier zu einem Marientriptychon gehängten Bildern von Jan Klink ernsthafte Zweifel an der Bedeutung solcher gleichermaßen theatralisch wie mit modernen Versatzstücken des Unvollendeten versehenen Zitaten aufkommen.
Doch Vorsicht: Nach allem Einsatz für den ungekürzten Erhalt des Hamburger Arbeitsstipendiums für bildende Kunst scheint es kulturpolitisch nicht gerade opportun, an einer Ausstellung der Stipendiaten des letzten Jahres auch nur einen Hauch von Negativem zu finden. Inzwischen wurde sogar ein fünfter Mäzen gefunden, so daß die bisherige Anzahl von zehn Stipendien für 1600 Mark im Monat trotz Halbierung des Staatsanteils auch 1999 vergeben werden kann. Aber so wichtig diese Einrichtung auch ist, Kritik muß sein, soll denn der Kunstbetrieb noch ernst genommen werden. Und leider verwundert es etwas, daß Stefan Exler zwar genauestens auskalkulierte Fotos macht, aber seit über drei Jahren stets nur dieselben Bilder zeigt.
Oft sind es nicht die ausgestellten Dinge selbst, die den Kern der künstlerischen Arbeit darstellen: Muß eine Jury aus 175 Bewerbungen auswählen, entscheiden oft auch erkennbare Haltungen und seit längerem geleistete Arbeit. Sicherlich sind die präsentierten Videoclips zur Datenautobahn von Cornelia Sollfrank weitaus weniger bedeutend als ihre „cyberfeministische“ Arbeit im und mit dem Internet und ihre seit langem betriebenen medienkritischen Aktivitäten mit den Gruppen „Frauen und Technik“ und „-innen“, wie sie der Katalog dokumentiert.
Und wenn Anna Gudjonsdottir die isländische Landschaft als Blick durch eine altmodische Glasvitrine malt, ahnt man, daß auch bei ihr hinter der Malerei ein zusätzliches Vermittlungsmodell steht: die zusammen mit dem Künstler Till Krause betriebene Galerie für Landschaftskunst in Altona als eine zwar kleine, aber höchst anregende Institution. In deren Umfeld gehört auch Florian Hüttner, der ebenso mit realen Eingriffen in die Natur arbeitet wie mit fein distanzierten Großzeichnungen des deutschen Waldes. Auch Wu Shan Zhuans beeindruckende Bildtafeln könnten zwar für sich allein stehen, sind aber der Bildteil eines langfristigen, für alle Additionen offenen Romanprojekts.
Am meisten im Gedächtnis bleiben zwei Auslotungen sozialer Grenzbereiche: Still und zurückhaltend Goffredeo Winkler mit seinen Blicken in eine Wohngruppe geistig Behinderter und schrill und präsent Susanne Klein, die für ihre Vorliebe für Fetische eine künstlerische Form gefunden hat und ihren „Körperverbesserungsanzug für Frauen“ im Video und real in geradezu schlachthofartiger Hängung präsentiert.
Hamburger Arbeitsstipendium für bildende Kunst 1998: John Bock, Stefan Exler, Anna Gudjonsdottir, Florian Hüttner, Susanne Klein, Jan Klink, Johanne Meß, Cornelia Sollfrank, Goffredeo Winkler, Wu Shan Zhuan, Kunsthaus, Klosterwall 15, bis 28. Februar, Katalog: 25 Mark
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