: Bremens neue S(peck)zone
■ Preise für Bus und Bahn steigen: Die Monatskarte kostet zwei Mark mehr / Zusätzlicher Preisanstieg durch neue Tarifzonen
„Durchaus auch humoristische Züge“ trage die anlaufende Werbekampagne des Bremen-Niedersächsischen Verkehrsverbunds (VBN), verkündete Pressesprecherin Andrea Kleeß bei der Vorstellung der neuen öffentlichen Fahrpreise.
„Schon gehört? Von Achim nach Etelsen kostet Sie die Busfahrt ab April dieses Jahres 1.60 Mark mehr – höhöhö!“ wäre hierzu der aktuelle taz-Tip für VBNs Litfaß-Aktion. Aber das ist gemein. Preisanstiege bis zu 50 Prozent sollen eher die Ausnahmen im frischgerodeten Tarifgebiets-Dschungel sein: 200 Leute werden leiden müssen, schätzt ein VBN-Mitarbeiter, die fahren jetzt durch zwei Tarifzonen und zahlen – ein anderes Beispiel – von Dötl nach Wildeshausen plötzlich 3.90 Mark für eine Strecke. Eigentlich aber würden die Fahrpreise so sehr gar nicht steigen, betonte Reiner Strenge: 10 Pfennig mehr aufs einfache Ticket, 2 Mark mehr für die Monatskarte, hält der VBN-Geschäftsführer nach anderthalb Jahren Preisstabilität für verträglich. 65 Mark statt 63 Mark wird die Bremer Karte ab dem 1. April kosten, 3,40 Mark der Bremer Fahrschein – die Lilienthaler, Ritterhuder und Weyher hingegen legen noch 20 Pfennig mehr auf den Tisch (Monatskarte: 67 Mark), wenn sie von der Arbeit nach Hause fahren: Die nämlich wohnen in der Zone S, im neugeschaffenen Bremer Tarif-S-peckgürtel.
Bis zu zwei Millionen Mark Mehr-Umsatz will der VBN mit seiner neuen Tarifstruktur reinholen – Herzstück der Reform ab dem 1. April aber sei die neue Tarifzonen-Ordnung. 1 Gemeindegebiet = 1 Tarifzone ist die Faustregel – die unübersichtliche Überlappung der Tarifzonen sei damit Vergangenheit. So manche Fahrtstrecke werde damit sogar weniger kosten – von Achim oder Verden nach Bremen durchquere man weniger Tarifzonen als bisher. Wer Rechenhilfe braucht, dem soll geholfen werden. Bremens Veranstaltungsagentur KPS fungiert ab dem heutigen 30. Januar als VBN-Call Center: Zum Minutenpreis von 48 Pfennig(!) kann man sich hier zwischen 6.30 Uhr und 21.00 Uhr unter Tel.: 01805/826 82 6 rund ums Thema „Neuer Tarif und Fahrverbindungen“ informieren. Aber auch die alten Infostellen des VBN sind weiterhin – zum Ortstarif – erreichbar: Tel.: 536 32 68 oder 559 63 33.
Reine Kundenfreundlichkeit ist die Rückfahrmöglichkeit, die der Einzelfahrschein ab dem 1. April einräumt. Eine Stunde lang kann man unbehelligt durch Bremen kreuzen: Für 3.40 Mark von Peterswerder zum Kurzbummel in das Ostertorviertel und wieder zurück. Und neu ist auch der Zuschnitt des Wochentickets: Das neue 7-Tage-Ticket ist übertragbar – der erste Geltungstag muß nicht mehr der Montag sein. ritz
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