: Mit Rap gegen rechts
■ Die Heinrich-Böll-Stiftung schreibt bundesweiten Wettbewerb gegen Rechtsextremismus und Rassismus aus - 80.000 Mark Preisgeld winken
„Unwissenheit ist die größte Gefahr, durch die Menschen radikal werden“, sagt Aziza-A., deutsch-türkische Rapperin aus Berlin. Deshalb gibt die 27jährige nicht nur Rap-Workshops für Jugendliche, sondern sitzt auch in der Jury des bundesweiten Wettbewerbs „Anstiftung zur Einmischung“, den die bündnisgrüne Heinrich-Böll-Stiftung gestern vorgestellt hat.
Initiativen und Vereine, die Kultur- und Jugendarbeit machen, können bis zum 30. März bei der Böll-Stiftung modellhafte Projekte gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit für den Wettbewerb einreichen. Angesprochen sind sowohl ehrenamtlich tätige Bürgerinitiativen als auch bezahlt arbeitende Projekte. Ralf Fücks, Vorstandsmitglied der Stiftung, erhofft sich durch den Wettbewerb eine stärkere Vernetzung der Projekte, aber auch eine kritische Reflexion der bereits getätigten Arbeit.
Der Wettbewerb ist mit rund 80.000 Mark dotiert. Fücks geht davon aus, daß jeweils ein Projekt aus West- und Ostdeutschland prämiert wird. Zusätzlich sollen 20.000 Mark für die Organisation und Öffentlichkeitsarbeit des Wettbewerbs verwendet werden.
Die Jury, in der neben Aziza-A. auch die Ausländerbeauftragte des Senats, Barbara John (CDU), und der ehemalige Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) sitzen, soll die interessantesten Konzepte auswählen. Marieluise Beck, die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, hat die Schirmherrschaft übernommen.
Als eine der größten Gefahren nannte Fücks bei der Vorstellung des Wettbewerbs die „Verfestigung rechtsextremer Strukturen im Alltag“. Die Stukturen der NPD hätten es geschafft, in vielen ostdeutschen Städten die Jugendszene im öffentlichen Raum zu beherrschen. Dagegen anzugehen sei nicht nur eine Sache von Polizei und Justiz, sondern eine „Herausforderung der Zivilgesellschaft“. Dazu sollten die am Wettbewerb beteiligten Projekte beitragen.
Nach Ansicht von Thomas Krüger gibt es mittlerweile sehr viele Analysen über die Ursachen von Rechtsextremismus. „Praxisorientierte Aktionen“ aber, so Krüger, müßten gestärkt werden. Aziza-A. glaubt, daß Musik dabei ein gangbarer Weg sei: „Dadurch kommt man an die Leute viel leichter ran.“ Julia Naumann
Wettbewerbsunterlagen können bei der Heinrich-Böll-Stiftung, Rosenthaler Straße 40/41 in 10178 Berlin oder unter einmischen@boell.de angefordert werden.
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