piwik no script img

Lafontaine und die Finanzkrise

■ Deutschland will die führenden Industriestaaten im G7-Club zu gemeinsamer Finanzpolitik in Krisenzeiten bewegen. Außerdem fordert Lafontaine wieder niedrigere Zinsen in Euro-Ländern

Bonn (AP/dpa) – Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine will beim G7-Gipfel der Finanzminister und Notenbankgouverneure am kommenden Samstag in Bonn vor allem die künftige Wechselkurspolitik erörtern. Ziel der Bundesregierung sei, stabile Wechselkurse weltweit zu erreichen, sagte ein Sprecher von Lafontaine. Zielzonen für die Wechselkurse von Dollar, Euro und Yen würden nicht gefordert.

Wolfgang Filc, Abteilungsleiter für Internationale Finanz- und Währungsbeziehungen im Finanzministerium, sagte der Welt am Sonntag, daß Deutschland die Gründung eines „Informations- Brokers“ vorschlagen werde. Dieser Institution sollen die Finanzminister und Notenbankchefs der G7-Länder angehören. „Aufgabe dieses Gremiums ist es, Finanzmarktdaten zu analysieren und daraus wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen zu ziehen“, sagte Filc. Das gelte vor allem für die Wechselkurse. „Bei starken Kursänderungen, vielleicht ab zehn Prozent, tritt dieses Gremium zusammen, erläutert die Situation und erklärt, ob wirtschaftspolitische Korrekturmaßnahmen geboten sind.“ Die Bundesregierung wolle mit den G7-Ländern ein weltumspannendes stabiles Finanzsystem schaffen, „um zu verhindern, daß Spekulanten ganze Volkswirtschaften in Armut stürzen“.

Deutschland erneut beigesprungen ist der französische Finanz- und Wirtschaftsminister Dominique Strauss-Kahn. Er forderte, die Parität zwischen dem Euro und dem Dollar müsse zu einem wichtigen Thema der globalen Wirtschaftspolitik werden. Die Idee, Wechselkurszielzonen einzurichten, sei gut. Sie führe zu einer besseren Regulierung des internationalen Währungssystems, er war aber unsicher, ob sich Zielzonen schon verwirklichen lassen.

Unterdessen kämpft Lafontaine auch in der EU. Er will die elf Euro-Länder auf einen Politikkurs zur Bekämpfung der Nachfrageeinbrüche infolge internationaler Krisen bringen. In einem Thesenpapier warb er – gegen Ansichten der Kommission – dafür, auf die Konjunkturschwäche binnen Kürze mit niedrigeren Zinsen oder notfalls kreditfinanzierten Ausgabenprogrammen in den elf Euro- Ländern zu reagieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen