: Bürgerprotest trägt erste Früchte
■ Überarbeitete Pläne für das Einkaufszentrum „Haven Höövt“
Der Bürgerprotest in Vegesack zeigt erste Wirkung: Die umstrittenen Pläne für das Einkaufszentrum „Haven Höövt“ sind jetzt in Ansätzen überarbeitet worden. Orts- und Bauamt laden die Bevölkerung heute zur Präsentation der vom Bauressort angekündigten „Nachbesserungen“. Wie berichtet war der 100 Meter lange und 12 Meter hohe Einkaufskomplex von der Bürgerinitiative „Arbeitskreis Haven Höövt“ massiv kritisiert worden. Auch die mangelhafte Bürgerbeteiligung hatte für Aufregung gesorgt.
„Die mußten einfach etwas tun, sonst hätten sie vor Ort gleich einpacken können“, sagt Reinhold Koch von der grünen Vegesacker Beiratsfraktion zu der jetzt ganz neuartigen Einladung. Die Bürgerinitiative hatte den planenden Ämtern nämlich wiederholt „Informationsverweigerung“ vorgeworfen. Als in Vegesack endlich erste Pläne präsentiert wurden, schlugen die Wogen aber erst recht hoch – wegen des präsentierten abriegelnden Einkaufszentrum-Klotzes.
Luftiger, leichter und in Form eines Schiffsrumpfes soll das Zentrum jetzt dem Vernehmen nach gestaltet werden. Komplett neu geplant haben die Architekten von Investor Frank Albrecht den Kom-plex aber nicht, bestätigt Bauressort-Sprecher Thomas Wedrich. Das hatte die Bürgerinitiative aber eigentlich gefordert: Die Planung samt großem Warenhaus mit Bowling-Bahn, Kino und Disco sowie Parkdecks für 1.200 Autos werde der ausgewiesenen Uferlage am Hafen überhaupt nicht gerecht. Kleinteiliger Einzelhandel sei dagegen auf dem „Sahnegrundstück“ am Wasser viel angemessener.
Die neuen „geringfügigen Änderungen“ deutet der Grüne Reinhold Koch jetzt als „rein taktisches Ausweichmanöver“: Denn geforderte Gutachten über mögliche Verkehrsbelastung sowie Folgen für den Vegesacker Einzelhandel stehen weiter aus. Die Vegesacker fürchten, daß schon der geplante Space-Park viel Kaufkraft aus Vegesack abzieht. Die große Koalition setzt dagegen durch das „Haven Höövt“ auf neue Käufer aus dem Umland.
Parteiinterne Kritiker wurden längst auf Linie gebracht: Schon im Mai will man die Pläne im Parlament absegnen lassen. Grundlegende Änderungen wären ohnehin kaum möglich gewesen. Investor Albrecht hat das Grundstück gekauft und will immerhin fast 150 Millionen Mark investieren: Da könne man ihm schlecht etwas Konkretes vorschreiben, klärt das Bauressort wiederholt die Kritiker auf. kat
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