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Erzfeind schwer belastet

■ „Hürriyet“ zitiert Öcalan: Griechenland hat die PKK mit Waffen gegen die Türkei unterstützt

Istanbul/Berlin (rtr/taz) – Abdullah Öcalans PKK hat einem Bericht der Tageszeitung Hürriyet zufolge Waffen für den Kampf der Kurden gegen die Türkei aus Griechenland erhalten. Das Blatt, dem enge Kontakte zum türkischen Sicherheitsapparat nachgesagt werden, zitierte als Gewährsmann den inhaftierten PKK-Chef selbst. „Griechenland hat die PKK jahrelang unterstützt“, habe Öcalan ausgesagt. „Griechenland half uns sogar mit Waffen und Raketen.“ Vor seiner Verschleppung aus Kenia habe ihm der griechische Geheimdienst zur Seite gestanden.

Es ist nicht das erste Mal, daß die Türkei Griechenland beschuldigt, die PKK zu unterstützen. Tatsächlich unterhält die PKK ein Büro in Athen – wie in vielen anderen europäischen Städten auch. Viele Kurden leben im griechischen Exil. Meldungen, nach denen Griechenland der PKK Waffenhilfe gewähre, haben sich aber in der Vergangenheit als falsch erwiesen. So behauptete im Sommer 1998 ein deutscher Kurde, in einem Lager auf der Insel Euböa an der Waffe ausgebildet worden zu sein. Der genannte Ort entpuppte sich jedoch als Ausflugslokal. Als der Kurde später in der Türkei auftauchte, blieb er unbehelligt von den Sicherheitskräften.

Öcalan ist nicht der erste PKK- Kader, der nach seiner Festnahme angeblich von griechischer Unterstützung der PKK berichtet. PKK- Vize Semdin Sakik, Anfang 1998 gefaßt, sprach von PKK-Basen auf griechischem Boden. Einiges spricht dafür, daß der türkische Geheimdienst MIT die Berichte über PKK-Basen fabriziert, um den türkischen „Erzfeind“ Griechenland zu belasten. Allerdings kann man nicht ausschließen, daß einzelne Griechen die PKK tatsächlich mit Waffen unterstützen – um den „Erzfeind“ Türkei zu schwächen. klh

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