: Drei Drosseln singen Pow-wow
■ Die Vorschau: Am Mittwoch beginnt das zweiwöchige „women in (e)motion“-Festival / Vom portugiesischen Fado bis zum indianischen Folk reicht das Angebot
Der kommende Monat steht ganz im Zeichen des renommierten Fe-stivals „women in (e)motion“, das sich dem besonderen Beitrag von Frauen zur populären Musik widmet. Auch dieses Jahr hat Festivalmacherin Petra Hanisch ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das gut für musikalische Entdeckungen ist. Der stilistische Bogen spannt sich von Blues und Gospel über „indianischen“ A-capella-Gesang und zeitgenössische Folkvarianten bis hin zu mediterranen Klängen von beiderseits des Mittelmeers.
Den Auftakt macht die US-amerikanische Sängerin und Gitarristin Toshi Reagon mit ihrer Gruppe Big Lovely. Die Band verknüpft die Traditionen afro-amerikanischer Musik von Gospel und Blues mit modernen Spielweisen von Funk bis Hip Hop. Dazu singt Toshi Reagon mit kraftvoller Stimme Texte, die nicht nur von Liebe handeln, sondern sich auch mit den politischen und sozialen Verhältnissen in den USA auseinandersetzen.
Die Schlagzeugerin und Perkussionistin Marilyn Mazur ist vor allem als Mitglied der späten Miles Davis Band bekannt geworden, bis heute tritt sie regelmäßig mit Jan Garbarek auf. In ihren eigenen Formationen bevorzugt sie stilistisch eine Mixtur aus Jazzrock und Folkmaterial. Nach Bremen kommt die Wähldänin mit ihrer Landsfrau Lotte Anker (sax) und dem schwedischen Bassisten Anders Jormin, der auch in den Gruppen von Bobo Stenson und Charles Lloyd spielt.
Schon in den letzten Jahren präsentierte Veranstalterin Petra Hanisch z.B. mit Veda Hille oder Holy Cole außergewöhnliche Musikerinnen aus Kanada,. So auch dieses Jahr. Die Sängerin und Gitarristin Kinnie Starr aus Vancouver pflegt eine harschen Crossover aus Folk und Songwritertum mit Anleihen bei Rock und Hip Hop. Das erinnert manchmal an Alanis Morrisette. Harte Gitarrenriffs, eine zwischen leicht und brüchig pendelnde Stimme und bissige Texte kennzeichnen die Musik der Feministin.
Deutlich rockbetonter tritt ihre Landsfrau Lucie Idlout auf. Die Inuit-Frau greift dabei z.T. auf die Musik der kanadischen Inuit (Eskimos) zurück. In ihren Texten thematisiert sie auch die Situation ihres Volkes. So singt Lucie Idlout sowohl in Englisch wie in Inuit.
Der Auftritt des „indianischen“ A-capella-Trios Ulali könnte einer der Höhepunkte werden. Ulali ist ein Tuscarora-Wort und bedeutet soviel wie Singdrossel. Die drei Sängerinnen Pura Fé, Soni Moreno und Jennifer Elizabeth Kreisberg, die sich auf Perkussionsinstrumenten begleiten, klingen zuweilen wie eine 'indianische' Ausgabe von Crosby, Stills, Nash & Young: einfache, aber berückende mehrstimmige Vokalharmonien, die ins Ohr gehen. Das Trio singt vorwiegend in den Muttersprachen ihrer Mitglieder und hat auch traditionelle Pow-wow-Gesänge im Programm.
Zum Abschluß des Festivals gibt es mediterrane Klänge. Amina Alaoui aus Marokko ist eine wichtige Vertreterin des arab-andalusischen Gesangs, der Musik des maurischen Spaniens. In dieser „alten“ Musik verbinden sich byzantinische, persische, arabische, kabylische (berberische) und romanische Einflüsse. Begleitet wird sie vom Oud-Spieler Nabil Khalidi.
Auch der portugiesische Fado ist Ergebnis der Begegnung von Orient und Okzident. Die beiden Sängerinnen Maria Amélia Proença und Mafalda Arnauth aus Lissabon verkörpern zwei Generationen des Fado und gehören zu den Stars dieser wehmütig-melancholischen, poetischen Liedform Arnaud
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