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KommentarBranoner, Demba, Specht

■ Das Berliner Parteiensystem ist in Gefahr

In Bonn weiß man's seit dem stilvollen Rücktritt (der ja in Wirklichkeit ein Fortschritt war) von Oskar Lafontaine: Die Parteien und mit ihr die Demokratie sind in einer Krise, vielleicht sogar der schwersten in der mittlerweile 50jährigen Geschichte der Republik. Selbst Besserwisser Jürgen Trittin, einst K-Grüppler, hatte es gemerkt: Was ist schon ein rechter Sozialdemokrat gegen einen linken Christdemokraten. Alle sind sie gleich, gleich schlecht oder gleich gut.

Was Bonn recht ist, muß Berlin natürlich billig sein. Anstatt vor den jeweils eigenen roten, grünen oder schwarzen Haustüren zu kehren, setzen die Berliner Politiker den Bonner Verhältnissen noch die Krone auf. Allen voran die CDU. Nach der christdemokratischen Kreuzigung der Parteiliberalen Grütters und Kurth in Wilmersdorf wurde nun auch Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner abgestraft. Und das, obwohl der smarte Liberale in Neukölln seine politische Karriere begann.

Während es von Branoner allerdings noch keine Wechselgerüchte gibt, ist die PDS-Nähe der von den Grünen enttäuschten Judith Demba stadtbekannt. Nicht nur bei Demos, sondern auch beim Doppelkopf trifft sie sich lieber mit den Fundi-Wolfs als mit den Realo-Schreyers. Wie sehr bei manchen Grünen das Herz links schlägt, hatte zuvor ja schon die grüne Parteisprecherin Birgit Daiber mit ihrem Wechsel auf roten Socken demonstriert.

Nun könnte man wohl einwenden, daß eine Demba noch keine PDS und eine Partei noch keine Demokratie macht. Aber auch jenseits des parteiendemokratischen Sektors sieht die Lage genauso ernst und hoffnungslos aus. Kaum hatte sich Christian Specht, Holzkameraträger, Politiclown und Behindertenaktivist, von seinen häufig wechselnden Politikpartnern getrennt und sich für eine Kandidatur für die KPD/RZ entschieden, wurde er abserviert wie weiland nur der Scharping von Lafontaine.

Zumindest in einem sind die Kreuzberger damit den Bonnern und Restberlinern voraus. Bei ersteren wird der Laden von einem Kabarettisten geleitet, bei den anderen heißt das immer noch Politiker. Uwe Rada

Siehe auch Seite 20

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