Das Porträt: Sie will nicht länger Tränen vergießen
■ Daniela Wagner
Daniela „Dany“ Wagner ist der sehr lebendige Beweis dafür, daß die Bündnisgrünen immer die etwas andere Partei sind. Von keinem „Förderkreis“ nominiert, und vor dem Landesparteitag am Sonnabend in Hofheim selbst ohne Ambitionen auf das Amt der Landesvorstandssprecherin, eroberte die 41 Jahre alte Dezernentin für Schule und Kultur in Darmstadt mit einer flammenden Rede die Herzen im Sturm. Sie sprach von der Wiederentdeckung der „Leidenschaft“ in der grünen Politik. Danach bestürmt zu kandidieren, schlug sie ihre Konkurrentin Wichmann aus Nordhessen haushoch: 367 gegen 53 Stimmen.
Wagner ist bekannt in Hessen. Zwischen 1987 und 1995 saß sie im Landtag. Oft ging sie in Opposition zu den Hyperrealpolitikern und „Gockeln“ (Wagner) um Joschka Fischer und Rupert von Plottnitz. Sie galt als „Fundi-Frau“; eine Etikettierung, die sie für „grundfalsch“ hält. Am Sonnabend sagte sie, sie könne nicht länger mit ansehen, wie Schröder in seiner „Rabattbude“ den Grünen täglich ihre Würde raube – und die sich das auch noch gefallen ließen: „Da schießen mir vor dem Fernseher die Tränen in die Augen.“ Der Parteitag dankte mit stehenden Ovationen.
In die Lokalgeschichte wird Wagner als „Waschmaschinenpolitikerin“ eingehen. Voriges Jahr sorgte sie in Darmstadt dafür, daß der Magistrat die Anschaffung von Öko-Waschmaschinen mit 50 Prozent der Anschaffungskosten subventionierte. Die CDU schäumte.
Wagner studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Zu den Grünen kam sie 1981. Sie begann ihre politische Laufbahn mit einem Sitz im Kreisvorstand der Grünen in Darmstadt; danach (1985) wurde sie Stadtverordnete und 1989 Fraktionsvorsitzende.
In ihrer Kurz-Biographie für den Landtag legte sie noch großen Wert auf ihr „Engagement für die Friedensbewegung und gegen den Bau der Startbahn 18 West“. Nun will sie als Landesvorstandssprecherin der arg gerupften Partei ein „Reformpaket“ schnüren; zusammen mit ihrem Vorstandskollegen Hartmut Bäumer (50) aus Gießen. Die hessische Doppelspitze der Grünen: erstmals ohne Anbindung an den legendären „Frankfurter Kreis“. Für die grüne Basis ein emanzipatorischer Akt. Klaus-Peter Klingelschmitt
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