piwik no script img

Angriff auf Columbuskaje

■ Hapag-Lloyd zieht Hamburg als angeblich attraktiveren Zielhafen vor

Bremerhaven. Keine Sehenswürdigkeiten, schlechte Verkehrsverbindungen und noch nicht einmal ein Parkplatz für Touristenbusse: „Bremerhaven ist Kreuzfahrtpassagieren nicht zumutbar“, sagt Claus Wülfers, stellvertretender Vorstandschef der Hapag-Lloyd AG. Statt wie geplant in ein neues Passagierzentrum zu investieren, solle die Seestadt lieber ihren konkurrenzfähigen Containerhafen ausbauen. „Das hätte mehr Zukunft.“ Bremerhaven will aber die alte Fahrgastanlage an der Columbuskaje für 40 Millionen Mark zu einem modernen Kreuzfahrt-Terminal umgestalten.

„Damit hätte man vor zehn Jahren anfangen sollen“, kritisiert der Touristik-Manager. Denn auch Hamburg plane ein neues Passagierzentrum, nur wenige Minuten Fußweg von der Speicherstadt entfernt. Wülfers: „Wenn das in zwei Jahren fertig wird, hat Hamburg einfach mehr zu bieten.“ Hapag-Lloyd gehe nur dorthin, wo die Kunden seien. „Wenn die Passagiere künftig Berlin und Weimar sehen wollen, müssen wir auch in Warnemünde anlegen“, sagt Wülfers. Die Columbuskaje habe dagegen ihre Schuldigkeit bereits zu Zeiten der Auswanderer getan. In jedem Fall wird das neue Kreuzfahrtschiff „Europa“ einen Bogen um Bremerhaven machen – nur ein Anlauf zur „Sail 2000“ ist geplant.

„Hapag-Lloyd taktiert auf Kosten Bremerhavens“, ist der SPD- Bürgerschaftsabgeordnete aus der Seestadt, Wilfried Töpfer, überzeugt. Für den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden ist die Kritik des Touristik-Unternehmens „ein reines Ablenkungsmanöver“. Er glaubt, daß Hapag-Lloyd in Wahrheit den Bau des Hamburger Passagierterminals vorantreiben will. „Hapag-Lloyd konzentriert sich zunehmend auf Hamburg, obwohl dort die Abfertigungsmöglichkeiten noch viel schlechter sind als in Bremerhaven“, meint Töpfer.

Bremens Hafensenator Uwe Beckmeyer (SPD) habe „die Äußerungen von Hapag-Lloyd mit großer Gelassenheit zur Kenntnis genommen“, teilt sein Sprecher Rüdiger Staats mit. Das Unternehmen sei „nur einer von vielen Kreuzfahrtanbietern“, andere hätten die geplante Modernisierung der Bremerhavener Columbuskaje ausdrücklich begrüßt. „Das zeigt, daß wir mit unseren Investitionen auf dem richtigen Weg sind.“ Bremen ist Hauptgesellschafter der „Columbus Cruise Center Bremerhaven GmbH“ (CCC).

Als Abfahrts- und Zielhafen ist Bremerhaven nach Staats' Worten „immer noch die Nummer eins in Deutschland.“ Jedes Jahr laufen rund 60 Passagierschiffe die Seestadt an. Um außerdem als Zwischenstopp einer Kreuzfahrtreise attraktiver zu werden, sollen neue Sehenswürdigkeiten entstehen. Staats: „Neben dem geplanten Ocean-Park wollen wir mit einem Auswanderer-Museum gezielt Reisende aus den USA ansprechen.“ Dies könne sich lohnen, da die US-Reedereien verstärkt Fahrten nach Europa planten. „Die amerikanischen Touristen wollen sehen, von wo ihre Vorfahren ausgewandert sind.“ dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen