: Startschuß für den Naturpark Barnim
Brandenburgs neunter Naturpark umfaßt 750 Quadratkilometer. Chance für die Region: In Landschaftsschutzgebieten spielt Tourismus eine immer größere Rolle ■ Von Volker Wartmann
Am 9. Mai wird in Wandlitz der neunte Naturpark in Brandenburg feierlich eröffnet: Der Barnim ist etwa 750 Quadratkilometer groß. „Rund 30 Prozent des Landes Brandenburg stehen unter Landschaftsschutz, und etwa acht Prozent der Landesfläche stehen unter Naturschutz beziehungsweise befinden sich in entsprechenden Verfahren“, so Florian Engels, Pressesprecher des Umweltministeriums des Landes Brandenburg. Zum Vergleich: Bundesweit stehen nur etwa zwei Prozent der Gesamtfläche unter Naturschutz.
„Naturparks und Biosphärenreservate sind Modellregionen, in denen die Entwicklung ressourcenschonender, natur- und sozialverträglicher Formen der Landnutzung im Mittelpunkt steht“, so Peter Gärtner, Leiter des Naturparks Barnim. Insgesamt gibt es in Brandenburg 13 Großschutzgebiete. Neben den neun Naturparks sind dies die drei Biosphärenreservate Schorfheide-Chorin, Spreewald und Flußlandschaft Elbe sowie der Nationalpark Unteres Odertal. 1994 gab es in Brandenburg erst vier ausgewiesene Großschutzgebiete. In Nationalparks sind die Schutzkriterien wesentlich strenger als in Naturparks und Biosphärenrereservaten (siehe Kasten). Nationalparks dienen der Wiederherstellung einer möglichst naturnahen, ungenutzten Landschaft, die jedoch für den Tourismus erlebbar sein soll. Sie sollen vor allen Dingen dem Schutz von Arten dienen, die auf großflächige und ungenutzte Naturräume angewiesen sind. „Im öffentlichen Bewußtsein spielt Natur- und Umweltschutz heute kaum noch eine Rolle“, sagt Romuald Buryn, Leiter des Nationalparks Unteres Odertal. „Dabei können großflächige Schutzgebiete als touristischer Anziehungspunkt zum Motor einer regionalen Entwicklung in strukturschwachen Gebieten werden.“ In Deutschland gibt es derzeit 13 Nationalparks. Etwa 80 Prozent der Nationalparkflächen sind allerdings Watt- und Wasserflächen.
Die von den UN festgelegten Qualitätskriterien wie beispielsweise einen gewissen Prozentsatz an ausgewiesenen Naturschutzgebieten erfüllen nur wenige deutsche Nationalparks. Die Mehrzahl der deutschen Nationalparks sind daher sogenannte Entwicklungsnationalparks. „Ziel des Naturparkkonzepts ist eine nachhaltige Regionalentwicklung“, sagt Ronald Resch, Leiter des Naturparks Uckermärkische Seen. „Daß heißt, hier sollen möglichst naturverträglich Forst- und Landwirtschaft sowie Tourismus praktiziert werden.“ Um die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen, sei die die kontinuierliche Diskussion mit den Menschen und Kommunen notwendig. Der Naturpark Uckermärkische Seen liegt etwa 80 Kilometer nördlich von Berlin, umfaßt rund 900 Quadratkilometer und ist ein beliebtes Ausflugsziel von Berliner Wochenendtouristen. Der Tourismus spielt in den Naturparks und Biosphärenreservaten eine immer größere Rolle. Die durchschnittliche Verweildauer von Touristen liegt in diesen Gebieten über dem Landesdurchschnitt. Darauf baut auch Resch: „Tourismus ist der Sektor mit den besten Zukunftsaussichten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen