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Kein Austausch der Gefangenen

■ Belgrad dementiert die Gefangennahme eines jugoslawischen Leutnants und bereitet Prozeß gegen inhaftierte US-Soldaten vor

Die USA haben kaum Hoffnung, den von der UCK am 14. April gefangenen und an die USA ausgelieferten jugoslawischen Leutnant gegen die drei seit dem 31. März in Belgrad inhaftierten US-Soldaten austauschen zu können. Diese Einschätzung gab ein Sprecher des Pentagon, Michael Doubleday, am Samstag. Doubleday begründete seine Zweifel vor allem mit dem Belgrader Dementi der Gefangennahme. Gestern schrieb die jugoslawische Zeitung Blic zum fraglichen Vorgang, es handle sich um Spekulationen und Nato-Propaganda, eine Gefangennahme habe es nicht gegeben.

Am vergangenen Freitag wurde der Gefangene jugoslawische Offizier er mit einem Hubschrauber vom jugoslawisch-albanischen Grenzgebiet zunächst in die albanische Hauptstadt Tirana ausgeflogen. Von dort wird er wahrscheinlich nach Italien gebracht. Der Gefangene sei medizinisch versorgt worden und könne mit seinen Angehörigen Kontakt aufnehmen, versicherte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington. Er werde nicht propagandistisch mißbraucht werden. Nach ärztlichen Angaben befindet er sich in gutem Gesundheitszustand.

Am 31. März waren drei US-Soldaten in jugoslawische Gefangenschaft geraten. Die Stabsfeldwebel Christopher J. Stone und Andrew A. Ramirez sowie Unteroffizier Steven M. Gonzales waren nach Nato-Angaben in der Nähe der mazedonischen Stadt Kumanovo von serbischem Militär gefangengenommen worden. Kumanovo liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zum Kosovo entfernt. Nach Darstellung Belgrads befanden sich die drei allerdings auf jugoslawischem Territorium. Das Belgrader Staatsfernsehen hatte später Bilder der drei US- Soldaten während einer Vernehmung gezeigt. Die Gefangenen sahen mitgenommen aus und waren offensichtlich im Gesicht verletzt worden. Nach Angaben Belgradswird gegen sie ein Prozeß wegen Terrorismus vorbereitet. dpa

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