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Lob und Eigensucht

■ Kontroverse Diskussion über Hamburger Suchtbericht in der Bürgerschaft

„Nicht die Droge allein sorgt für Verelendung, sondern ihre Illegalität.“ Peter Zamory wurde noch einmal grundsätzlich, als die Bürgerschaft gestern den Hamburger Suchtbericht diskutierte. In Frankreich, so erläuterte der gesundheitspolitische Sprecher der GAL, heiße es inzwischen nicht mehr legal oder illegal. Dort unterscheide man Drogen nach ihrer Gefährlichkeit. An erster Stelle stehe danach Heroin, gemeinsam mit Kokain und Alkohol. Auf dem zweiten Platz rangierten Drogen wie LSD oder Tabak, auf dem dritten und somit ungefährlichsten landete Cannabis.

Martin Schäfer von der SPD konnte der französischen Wertung nur zustimmen: „Die Schäden, die durch Alkohol entstehen, sind bei weitem größer als die durch illegale Drogen.“ Ein gemeinsames Plädoyer für die Legalisierung von Cannabis stimmten beide Abgeordneten dennoch nicht an. Statt dessen fanden sie einhellig lobende Worte für den Bericht des Senats. „Hamburg hat ein hochdifferenziertes Suchthilfesystem“, bescheinigte Zamory, das von niedrigschwelligen Angeboten bis hin zu Ausstiegshilfen mittels Suchtakupunktur reiche. Einzigartig in Europa sei auch, daß Süchtige sogar in Hamburgs Gefängnissen mit Hilfe von Akupunktur von der Droge loskommen könnten.

„Schönrederei“ polterte da die CDU in Person des Abgeordneten Wolfgang Beuß. Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD) focht das nicht an. Sie toppte die vorausgegangenen Lobeshymnen von GAL und SPD mit Eigenlob: „Wir haben es innerhalb eines Jahres immerhin geschafft, die Konsumplätze in den Gesundheitsräumen der Stadt von 13 auf 50 zu steigern.“

Karin Flothmann

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