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Strategischer Zauber

■  Pro 7 behext die Zuschauer mit der Spelling-Serie „Charmed“

Die Entwicklung von Fernsehserien machte ihn zum mehrfachen Millionär. Über Jahrzehnte hinweg bewies der Film- und TV-Produzent Aaron Spelling einen unvergleichlichen Spürsinn für publikumswirksame Stoffe, gepaart mit der Fähigkeit, Zeitströmungen in seriellen Erzählungen aufzufangen. Zuletzt 1990 setzte Spelling Maßstäbe mit der Teenager-Soap „Beverly Hills, 90210“, der er die personell verknüpfte Twentysomething-Serie „Melrose Place“ folgen ließ. Beide Serien folgten den Konventionen der Seifenoper, waren aber inhaltlich ganz auf ihr Zielpublikum zugeschnitten.

Was damals Trend war, ist heute Schnee von gestern. „Melrose Place“ wurde eingestellt, „Beverly Hills, 90210“ kriselt. Das junge Publikum hat sich neue Lieblinge erkoren. In Serien wie „Sabrina – Total verhext“, „Buffy – Im Bann der Vampire“ oder „Dawson s Creek“ bestimmen junge, selbstbewußte Frauen das Geschehen oder spielen eine mindestens gleichberechtigte Rolle. Die Urheber dieser Serien bauen auf die Medienkompetenz ihrer Klientel und machen sich einen Spaß daraus, die Phantome der Seifenoper über die Metaebene zu jagen. Sie lassen ihre Protagonisten uneigentliche Rede führen, streuen Popzitate ein, vor allem aber beweisen sie ausgeprägtes Gespür für Empfindungen, Denk- und Wahrnehmungsweisen der Heranwachsenden.

Die Serie „Charmed“ ist der Versuch des Nestors Aaron Spelling, den aktuell gefragten Themen und Formen entgegenzukommen. Er war damit in den USA einmal mehr erfolgreich, obwohl die Serie einen originären Entwurf vermissen läßt. Drei zeitweise getrennt lebende Schwestern im Alter zwischen Anfang und Mitte zwanzig ziehen zusammen und erkennen, daß sie über paranormale Kräfte verfügen. Damit bewältigen sie diverse Herausforderungen irdischer wie überirdischer Natur. Die Angriffe feindseliger Hexer müssen abgewehrt, daneben aber auch berufliche oder partnerschaftliche Belange bewältigt werden. Diese Mischung aus phantastischen Elementen mit weit weniger zaubrischen Alltagserfahrungen kennzeichnete schon die Serien um die junge Hexe Sabrina und die eher widerwillig ihrer ererbten Aufgabe nachgehenden Vampirjägerin Buffy. Es spricht für sich, wenn das US-Network WB vor der naheliegenden Kombination der Serien „Charmed“ und „Buffy“ zurückschreckte: man befürchtete inhaltliche Überschneidungen. Daß sich „Charmed“ bei jungen US-Zuschauern dennoch großer Beliebtheit erfreut, ist nicht zuletzt auf eine fuchsschlaue Besetzungspolitik zurückzuführen. In den Hauptrollen agieren drei Schauspielerinnen, die die Zielgruppe durch frühe Fernsehtage begleitet haben: die zeitweilig skandalumwitterte „Beverly Hills, 90210“-Abtrünnige Shannen Doherty, Holly Marie Combs („Picket Fences“) und Alyssa Milano („Wer ist hier der Boss?“; „Melrose Place“).

Ein wohlüberlegter Zug – während andere Serien der neueren Generation durch ihr Konzept überzeugten und unbekannte Schauspieler zu Stars machten, wurden hier drei Darstellerinnen engagiert, die ihre bestehenden Images, von der einschlägigen Presse befördert und kolportiert, in die Rollen einbringen: die gereifte Doherty, die ernsthafte Combs, die quicke Milano – drei Charaktere, drei Rollenbilder, drei unterschiedliche Identifikationsangebote. Der in den USA erfolgreiche Hattrick könnte auch in Deutschland funktionieren. Harald Keller ‚/B‘„Sabrina – Total verhext“, Sa., 14.45 Uhr; „Buffy – Im Bann der Dämonen“, Sa., 15.15 Uhr, Pro 7; „Charmed“, So., 15.10 Uhr, Pro 7; „Dawson's Creek“, So., 15.55 Uhr, Sat.1

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