Kommentar: Gemeingefährlich?
■ Landkreis zeigt Desinteresse an Kurden
Du sollst objektiv berichten, lauten die zehn JournalistInnen-Gebote. Wer dies im Zusammenhang mit dem Kirchenasyl einer kurdischen Familie im ostfriesischen Warsingsfehn tun will, verzweifelt. Denn die Schäfchen und ihre Hirten entwickeln dort ein beachtliches Beißverhalten. Außerdem läuft gegen den kurdischen Familienvater ein Verfahren wegen sexueller Belästigung.
Niemand blickt durch den Schlamassel in dieser Kirchengemeinde hindurch. Die Pastoren nicht, die Gemeindemitglieder nicht, die oberen Kirchenherren nicht und – jetzt nicht einmal mehr die zuständige Landkreisbehörde. Sie will das Schreiben vom abgelehnten Asylfolgeantrag, das dem Anwalt bereits vorliegt, nicht kennen. Das hätte die kurdische Familie, wenn sie das Kirchenasyl wie vorgesehen verlassen hätte, buchstäblich den Kopf kosten können.
Vielleicht sind die Fachkräfte dieser Behörde nur dämlich, haben den Ablehnungsbescheid des Asylfolgeantrags der Kurden nicht geöffnet – und so eine Abschiebung provoziert. Gemeingefährlich wäre es, wenn sie bewußt die Kirchenleitung hinters Licht geführt hätte – um die Kurden abschieben zu können. Was, zum Teufel, soll man wünschen? Thomas Schumacher
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