: Friedrichstraße: Letztes Grün wird zugebaut
■ Das „Trompetenwäldchen“ südlich des Bahnhofs Friedrichstraße soll noch in diesem Jahr einem Büro- und Wohnblock weichen. Investor Züblin hat den Zuschlag erhalten. Im Bezirk Mitte regt sich kaum Widerstand
Die letzte Grünfläche in der Friedrichstraße soll noch in diesem Jahr zubetoniert werden. Auf der Südseite des Bahnhofs Friedrichstraße, wo heute das „Trompetenwäldchen“ steht, soll einer der typischen Friedrichstraßenblocks entstehen. Der Investor, die Baufirma Züblin, plant nach dem städtebaulichen Entwurf des Büros Aßmann, Salomon und Scheidt den Bau von neun Häusern in Blockrandbebauung mit einer Bruttogeschoßfläche von 45.000 Quadratmetern. Die Investitionssumme beträgt etwa 300 Millionen Mark.
Züblin hatte den Zuschlag für das 10.700 Quadratmeter ehemalige „Wintergarten“-Quartier bereits im November vergangenen Jahres von Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) erhalten. Damit konnte sich die Baufirma mit der gebotenen Summe von mehr als 90 Millionen Mark gegen den Mitkonkurrenten Advanta durchsetzen. Advanta hatte etwa zehn Millionen Mark weniger geboten. Zwar hatte die Advanta bereits seit 1995 einen Entwurf des Architekten Gernot Nalbach für einen Block mit Büros, Geschäften und Wohnungen vorgelegt. Streitereien mit der Finanzverwaltung um den Kaufpreis hatten die Investition allerdings auf Eis gelegt. Nach einer Ermittlung des Verkehrswerts des Grundstücks in Höhe von 92 Millionen Mark hatte die Finanzverwaltung das Quartier im Juni 1998 neu ausgeschrieben. Ein zwischenzeitlich von der Advanta angestrengtes Gerichtsverfahren, so heißt es aus dem Bezirksamt Mitte, spiele für das weitere Verfahren keine Rolle.
Einer Erteilung des Bauvorbescheids steht nach Ansicht von Züblin-Projektentwickler Peter Koslowski nun nichts mehr in Wege. Bereits Ende des Jahres solle mit dem Bau begonnen werden. Zwei Jahre später würde der Block fertig sein. Nach dem Entwurf von Aßmann, Salomon und Scheidt werde die östliche Seite des Blocks zwischen Friedrichstraße, dem Bahnhof, dem Hotel Maritim und der Neustädtischen Kirchstraße geschlossen. Läden solle es dabei vor allem an der Georgenstraße und an der Friedrichstraße geben.
Unterdessen gibt es im Bezirk kaum Widerstand gegen die Bebauung des nach Kriegsende mit Hilfe amerikanischer Spenden angelegten Wäldchens aus Trompetenbäumen. „Selbst das Natur- und Grünflächenamt unternimmt nichts“, klagt Ursula Thierfelder, die für das „Bündnis Mitte“ in der Bezirksverordnetenversammlung sitzt. Und auch im Bezirksamt, so Thierfelder, „lächeln die nur“. Aber auch Thierfelder räumt ein, daß einer Bebauung rechtlich nichts im Wege steht. Da das Quartier vor dem Krieg mit dem Hotel Central und dem Wintergarten bebaut war, wurde es nie zur Grünfläche umgewidmet. Statt dessen haben auch zahlreiche Alteigentümer Ansprüche auf die verschiedenen Grundstücke des Areals angemeldet.
Eine Bebauung des Wintergarten-Quartiers war auch schon im Zusammenhang mit dem städtebaulichen Wettbewerb Bahnhof Friedrichstraße vorgesehen. Den hatten 1994 die Architekten Joanne und Gernot Nalbach mit einem an die Blockrandbebauung der kritischen Rekonstruktion angelehnten Entwurf gewonnen. Bebaut werden sollen dabei auch noch die Flächen nördlich des Bahnhofs Friedrichstraße bis zur Weidendammer Brücke werden. Uwe Rada
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen