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Klimawandel on the rocks

Bohrungen in der Antarktis mit neuen Hinweisen auf drohenden Treibhauseffekt. Eiszeit in der Klimapolitik  ■   Von Matthias Urbach

Berlin (taz) – Französische Forscher haben einen weiteren Hinweis auf den drohenden Treibhauseffekt gefunden. Erstmals gelang es ihnen, das Erdklima bis auf 420.000 Jahre zurückzuverfolgen. Ihr Ergebnis: Nie gab es soviel Methan und Kohlendioxid in der Atmosphäre – ein Hinweis darauf, daß der Erde eine besonders heiße Wärmeperiode bevorsteht.

Eine weitere Motivation für die Politiker also, Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. Bis Ende kommender Woche tagen in Bonn Diplomaten aus aller Welt, um sich über die Details des Kioto-Protokolls zu einigen. Doch dort herrscht vor allem zwischen Europa und USA politische Eiszeit. Auch die EU-Regierungschefs wollen sich morgen und übermorgen auf ihrem Gipfel auf eine gemeinsame Klimaschutzstrategie einigen. Doch auch der EU-Kommission ist es aufgrund der Zerstrittenheit der Länder nicht gelungen, einen vernünftigen Entwurf vorzulegen. Wie es aussieht, wird das Thema auf den nächsten Gipfel Ende des Jahres verschoben werden müssen. „Die EU hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, klagt Stephan Singer vom Umweltverband WWF. Dabei könne Klimaschutz sogar Jobs schaffen, wie das Fraunhofer-Institut für Innovationsforschung in Karlsruhe für den WWF ermittelte. Besonders die Vermarktung von stromsparenden Haushaltsgeräten und höhere Wärmeschutzstandards könnten europaweit viele neue Jobs schaffen.

Die aktuelle Studie zum Klimawandel wurde unter Leitung von Jean-Robert Petit vom geophysikalischen Institut in Saint Martin d'Heres erarbeitet. Er wertete einen 3.600 Meter tiefen Bohrkern von antarktischem Eis bei Vostok aus. Dabei konnten die Wissenschaftler vier Zyklen von Eiszeiten und Warmphasen aufspüren. Außerdem konnten sie den Gehalt der wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid und Methan in der Luft ermitteln. „Deren Konzentrationen verändern sich in Entsprechung mit der antarktischen Temperatur“, schreibt Projektleiter Petit in der aktuellen Ausgabe des britischen Wissenschaftsmagazins nature. Petit nimmt daher an, daß die Treibhausgase eine wichtige Rolle beim natürlichen Klimawandel einnehmen.

Nach den Messungen der Franzosen war der Luftgehalt an Methan und Kohlendioxid niemals in den vergangenen 420.000 Jahren so hoch wie heute. Wenn aus den Ergebnissen auch nicht klar wird, ob die schwankenden Treibhausgaskonzentrationen den Wechsel zwischen Eiszeit und Warmphase auslösten, so haben sie ihn zumindest verstärkt. Die Messungen zeigen, daß bisher das Klima zwar stark schwankte, das aber in schöner Regelmäßigkeit: Etwa alle 100.000 Jahre wiederholte sich eine Eiszeit, die jüngste verschwand vor 18.000 Jahren.

Erst vor kurzem hatten Wissenschaftler einen weiteren Hinweis auf den Treibhauseffekt entdeckt. Während auf der Erde die Erwärmung in diesem Jahrhundert nur bei 0,7 Grad Celsius liegt und der Anteil der Menschen daran immer noch unsicher ist, ist in den sehr hohen Luftschichten viel mehr zu spüren. So kühlte die Mesosphäre, in 50 bis 90 Kilometer Höhe, in den vergangenen dreißig Jahren um jährlich ein Grad ab. Während nämlich der Treibhauseffekt die Wärme in den bodennahen Luftschichten festhält, fehlt die Wärme in den oberen Schichten. Auch die Stratosphäre in 15 bis 50 Kilometern, in der sich die schützende Ozonschicht befindet, kühlte in den vergangenen Jahren vor allem über der Arktis ab. Nach Nasa-Berechnungen beschleunigt das den Ozonabbau: Auch über der nördlichen Erdhalbkugel könnte bald ein Ozonloch klaffen, wie bisher nur über der Antarktis. Vor allem beunruhigt die Forscher, daß die Abkühlung deutlich stärker ausfiel als vorhergesagt.

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