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Hools planten Schlägerei

■ 159 Festnahmen vor DFB-Pokalfinale. Polizei: Randale „nicht außergewöhnlich“

Trotz umfangreicher Observationen ist es der Polizei am Samstag nicht gelungen, beim DFB-Pokal-Finale zwischen Bayern München und Werder Bremen Auseinandersetzungen rivalisierender Hooligan-Gruppen zu verhindern. Die Polizei nahm vor dem Spiel 142 Personen fest, die sich in Mitte anscheinend gezielt zu einer Massenschlägerei getroffen hatten.

Nach Angaben der Polizei handelte es sich dabei um einen „Nordverbund“ von Hooligans aus Berlin, Bremen und Magdeburg und einem „Südverbund“ von Hooligans aus München.

Die Polizei observierte am frühen Samstagnachmittag 50 bis 60 Berliner Hools bei „Eis-Henning“ an der Karl-Marx-Allee in Mitte. Das Café gilt als Szenetreffpunkt für Fußballfans. Dort trafen einige Zeit später 20 bis 30 Bremer Fans ein, um letzte Absprachen für die Schlägerei zu treffen, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Münchner Hooligans, ebenfalls rund 50 bis 60 Personen, sammelten sich in einem Irish Pub am Hackeschen Markt.

Beide Gruppen fuhren dann zu einem Wohngebiet in der Nähe des S-Bahnhofs Jannowitzbrücke. Dort sollte die Schlägerei stattfinden. An der Kreuzung von Schillingstraße und Singerstraße kam es schließlich nach Auskunft der Polizei zu „körperlichen Auseinandersetzungen“. Dabei seien drei Menschen verletzt worden.

Der Polizeisprecher teilte mit, daß die Hools kurz vorher „sämtliche Uhren, Schlüssel und Fotoapparate einer weiblichen Person übergaben“, bevor sie losschlugen. Die Polizei hatte das Zusammentreffen beobachtet, kesselte die Schläger nach kurzer Zeit ein und nahm 142 Personen wegen Landfriedensbruchs fest. 240 Polizeibeamte waren im Einsatz. Keiner der Randalierer wurde dem Haftrichter vorgeführt, alle seien wieder auf freiem Fuß, so ein Polizeisprecher gestern. Es habe sich bei der Schlägerei „um nichts Außergewöhnliches, sondern um normale Randale“ gehandelt, so seine Einschätzung.

17 weitere Fußballfans nahm die Polizei aus nicht bekannten Gründen direkt am ausverkauften Olympiastadion fest. Zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fans ist es nach Polizeiangaben am Wochenende auch nach Beendigung des Spiels nicht gekommen.

Bierselig und latent aggressiv verhielten sich jedoch auch die Werder- und Bayern-Fans, die auf dem Kurfürstendamm und der Tauentzienstraße schon gegen Mittag die Cafés lautstark bevölkerten. An der Ecke Joachimstaler Straße versammelten sich so viele Fans, daß die übrigen Passanten nicht mehr durchkamen. Rund um die Gedächtniskirche waren Bier- und Brezelstände für die Fans aufgebaut worden. Mit Sprüchen wie „Scheißnordlichter“ und „Bayerndeppen“ stachelten sich die Fans gegenseitig an. Dabei kam es zu kleineren Rangeleien. nau

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