Südafrika grübelt über Truppen für den Kongo

■ Präsident Thabo Mbeki hat einen Kongo-Einsatz versprochen. Aber ist Südafrika dazu überhaupt in der Lage? Die Opposition will lieber die eigenen Verbrecher bekämpft sehen

Johannesburg (taz) – Nach der Unterzeichnung des langersehnten Waffenstillstands für die Demokratische Republik Kongo beginnt die Debatte über die Entsendung der geplanten Friedenstruppe. Südafrika spielte eine führende Rolle im Vermittlungsprozeß und signalisierte mehrfach Bereitschaft, den Frieden mit eigenen Truppen sichern zu wollen.

Diese von Präsident Thabo Mbeki geäußerte Botschaft ist grundsätzlich von politischen Parteien im Land begrüßt worden, doch kritische Stimmen sehen massive Probleme. So schließt ein vorläufiger Truppenstillstand nicht die zahlreichen weniger organisierten Milizen ein, die vom Osten Kongos aus operieren, um ihre Regierungen im benachbarten Ruanda, Uganda und Burundi zu schwächen.

Mark Malan vom Institut für Sicherheitsstudien äußert sich kritisch: „Es stehen so viele Interessen auf dem Spiel, wir müssen den Plan sehr sorgfältig durchdenken.“ Und Südafrika besitze wenig Erfahrung in Friedenssicherung. Abgesehen von den ethnisch und politisch motivierten Konflikten im Kongo sei die riesige Fläche des drittgrößten Landes Afrikas nicht zu unterschätzen: Dichter Dschungel und mangelnde Infrastruktur stellten Probleme für Nachschub und Versorgung dar. Tropische Krankheiten und fremde Sprachen seien weitere Schwierigkeiten.

„Wir müssen über die genaue Aufgabe unserer Armee absolute Gewißheit haben, bevor wir Truppen in den Kongo schicken“, erklärte Philipp Grobler, Sprecher der Demokratischen Partei (DP), der größten Oppositionspartei in Südafrika. Südafrika solle eher die politischen Verhandlungen weiter ausbauen. Mbeki habe außerdem bei seinem Amtsantritt angekündigt, verstärkt Soldaten im eigenen Land zur Bekämpfung von Verbrechen einzusetzen. Dieses Vorhaben dulde keinen Aufschub.

Noch ist unklar, ob Südafrika Truppen bereitstellen wird. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte, zunächst müsse sichergestellt sein, daß alle am Konflikt beteiligten Parteien im Kongo „an Bord“ seien. Die Rebellen – die bisher nicht unterzeichnet haben – müßten klare Zeichen setzen, bevor weitere Schritte festgelegt werden könnten. Auf dem beginnenden OAU-Gipfel in Algier äußerte sich der südafrikanische Präsident optimistisch: „Ich bin überzeugt, die Rebellen werden den Vertrag bald unterzeichnen.“ Martina Schwikowski