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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Analyze This USA 1999, R: Harold Rami, D: Robert DeNiro, Billy Crystal / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Reine Nervensache“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast

Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John

„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – brauchen sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat.“ (Zitty) CinemaxX

B

Better than Chocolate Anne Wheeler, D: Wendy Crewson, Karyn Dwyner, Christina Cox / Previews am Freitag nur für Frauen

„Wenn Frauen zu sehr lieben: Die neugierige Maggie reibt sich auf zwischen ihrer neuen Freundin Kim, der neurotischen Mutter und ihrem Engagement im Frauenbuchladen. Eine schlecht ausbalancierte Komödie mit Gute-Laune-Message: Frau wird irgendwie glücklich.“ (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

B. Monkey Großbritannien 1997, R: Michael Radford, D: Asia Argento, Jared Harris, Rupert Everett

„Eine sexy Meisterdiebin will aussteigen, als sie sich in einen sanften Pädagogen verliebt. Weder seine Ladehemmung im Bett noch die massiven Drohungen früherer Kumpane können sie von ihrem Plan abhalten, ein bürgerliches Leben zu beginnen. Ein langweiliger Film über Jazz und Impotenz.“ (tip) Filmstudio

Der Bremen-Film 1845-1989 Bremen 1999, R: Ulrich Scholz

Premiere am Sonntag. Kritik folgt in der taz vom Samstag, 17. Juli. Schauburg

Buena Vista Social Club USA 1998, R: Wim Wenders, D: Ry Cooder and the Buena Vista Social Club

Nun ist es mit Wim Wenders schon so weit gekommen, daß es ein Lob ist, wenn man sagt, sein neuer Film würde überhaupt nicht wie ein Film von Wim Wenders aussehen. Der einstige Hoffnungsträger des deutschen Films hatte sich scheinbar endgültig in den Elfenbeinturm zurückgezogen, aber nun holt ihn sein Leib- und Magenmusiker Ry Cooder wieder ins wirkliche Leben zurück. Er lieferte Geschichte, Personal, Drehorte und Musik – Wim Wenders brauchte wirklich nur die Kamera draufzuhalten. So gehört der Film ganz und gar dem „Buena Vista Social Club“, einer Gruppe von über siebzig Jahre alten kubanischen Musikern, die alle schon ihre Karrieren beendet hatten und ärmlich als Schuhputzer oder Hausmeister ihr Leben fristeten. Ganz zufällig brauchte Ry Cooder vor einigen Jahren in Havanna ein paar kubanische Musiker für eine Plattenaufnahme, entdeckte die alten Hasen, holte sie aus dem Ruhestand zurück, nahm die Platte „Buena Vista Social Club“ mit ihnen auf, und diese wurde überraschend ein großer internationaler Erfolg. So zeigt der Film etwa den 92jährigen Compay Segundo, der stolz über seiner brennenden Havanna verkündet: „Ich rauche seit 85 Jahren.“ Oder den Pianisten Ruben Gonzales, der an Arthritis litt, zehn Jahre lang an keinem Klavier gesessen hat und nun auf dem Steinway wunderbar jazzig improvisiert. Die Stimme des 71jährigen Ibrahim Ferrer (Kubas Nat King Cole) mag manchmal ein wenig brüchig klingen, aber gerade dadurch schwingt in ihr die ganze Kultur des kubanischen „Son“ mit. (hip) Schauburg, Casablanca (OmU, Ol)

Bulworth USA 1998, R: Warren Beatty, D: Warren Beatty, Oliver Platt

„Wenn einer als Hollywood-Star, Produzent und Vorzeige-Liberaler schon lange so berühmt ist wie Warren Beatty, dann hat er vielleicht eines Tages einfach die Nase voll von den Zwängen der Political Correctness. So mag er sich die Figur des US-Senators Bulworth ausgedacht haben, der im Wahlkampf seinen Zuhörern statt des üblichen opportunistischen Blablas böse Wahrheiten über das zynisch-korrupte Politik-Geschäft zu servieren beginnt – und zwar in provozierend obszönem Rap-Gesang. Die dreiste „Bulworth“-Farce, in der Beatty als Produzent, Koautor, Regisseur und Star auftrumpft, verheddert sich gegen Ende selbst ein wenig in ihren Volten, doch sie ist zweifellos, neben Mike Nichols'“Primary Colours“, die brillanteste Politsatire, die sich Hollywood in den letzten Jahren geleistet hat.“ (Der Spiegel) Atlantis

D

Dance with Me USA 1998, R: Randa Haines, D: Venessa Williams, Chayanne

"Dance with me“ ist leichter gesagt als getan, wenn die Partner ganz verschiedene Vorstellungen vom Tanzen haben. Ruby, eine kühle amerikanische Profi-Tänzerin, bewegt sich stets streng nach Choreographie, während der kubanische Hausmeister Rafael spontan den Rhythmen folgt. Daß die beiden trotzdem ein Paar werden, gehört zu den Regeln des Tanzfilms wie der Wiegeschritt zum Tango. Die Balzerei aber inszeniert Regisseurin Randa Haines (“Gottes vergessene Kinder“) ohne jedes Gefühl für Takt und Tempo – ihr Film gerät ins Stolpern, sobald er die Tanzfläche verläßt.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

F

Ferien auf Saltkrokan II Schweden 1964, R: Olle Hellbom, D: Maria Johansson, Stephen Lindholm

„Im Mittelpunkt der Alltäglichkeiten und Konfliktchen auf der Ferieninsel Saltkrokan stehen diesmal die Robbe „Moses“, die ein geschäftstüchtiger Fischer den Kindern wegnehmen will, und der Bernhardiner „Bootsman“, der in den falschen Verdacht des Wilderns gerät. Kinderfilm nach Astrid Lindgren.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

G

Go USA 1999, R: Doug Liman, D: Sarah Polley, Scott Wolf, Katie Holmes

“Limans Debüt „Swingers“ war charmant zeitlos, „Go“ definiert sich klar in den Spätneunzigern. Alkoholgeschwängertes Sozialisieren wich anonymen Clubbing auf Ecstasy, stringente Erzählstrukturen wurden durch ein episodenhaftes, nicht chronologisches Story-Kaleidoskop ersetzt. Einen Zeitraum von 24 Stunden umspannend, beschreibt der Film vordergründig die Auswirkungen eines fehlgeschlagenen Drogendeals aus diversen Perspektiven. Eigentlich geht es in dem prächtig unterhaltenden Ensemblefilm jedoch um schwule Soap-Darsteller, halluzinierendes Kommunizieren mit Hauskatzen und die Shrimpsqualität auf All-you-can-eat-Büffets.“ (tip) Cinemaxx, Ziegelhof-Kino (Ol)

Der Guru USA 1998, R: Stephen Herek, D: Kelly Preston, Eddie Murphy, Jeff Goldblum

„Nach Riesenerwartungen in den USA gnadenlos gefloppt: Eddie Murphy wandelt als philosophischer Kaftan-Träger und liebe Nervensäge durch einen Teleshopping-Live-Sender, rettet die Quote und bringt den gestreßten Programmchef auf den Pfad der wa(h)ren Werte. Leider will es nicht so recht gelingen, die verhohnepipelte Welt der Waren und Werbespots von den Reißbrett-Filmfiguren zu unterscheiden.“ (tip) UT-Kinocenter

I

I Got the Hook-Up USA 1997, R: Michael Martin, D: Master P, A. J. Johnson

„Rap-Star Percy Miller alias Master P kämpft als Kleinkrimineller mit großen Gangstern und dämlichen FBI-Beamten. Ein Film wie ein Gangsta-Rap, voller obszöner Kraftausdrücke, unterlegt mit HipHop-Rhythmen. Es geht um Sex, Drogen, Gewalt und Habgier. Macho-Kerle ohne Moral prügeln, schießen und stehlen, geldgeile Girls ohne Hemmungen locken mit blanken Brüsten und Hintern. Die Welt urbaner Afroamerikaner als niveauloses Affentheater mit grotesken Gestalten.“ (tip) UFA-Palast

Instinkt USA 1999, R: Jon Turteltaub, D: Anthony Hopkins, Cuba Gooding Jr, Donald Sutherland

„Der ehrgeizige Psychiater Cuba Gooding Jr. stürzt sich mit dem Segen seines Mentors Donald Sutherland auf seinen ersten großen Fall: die Rehablilitierung des unter Mordverdacht in einem Hochsicherheitstrakt einsitzenden Verhaltensforschers Dr. Anthony Hopkins, der mehrere Jahre unter Gorillas gelebt hatte. Ein unausgegorener Mix aus „Gorillas im Nebel“, „Einer flog übers Kuckucksnest“ und so ungefähr jedem Gefängnisfilm seit „Papillon“.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Wall-Kino (Ol)

J

John Carpenters Vampire USA 1998, R: John Carpenter, D: James Woods, Daniel Baldwin, Sheryl Lee

"Der Typ ist nicht nur häßlich, er riecht auch schlecht!“ – Vampirjäger Jack Crow (James Woods in bestechender Form) ist deutlich anzumerken, daß ihm die blutsaugenden Untoten mächtig auf den Zeiger gehen, speziell deren Oberanführer, Vampirfürst Valek. Crow wurde von Kardinal Alna (Maximilian Schell) in die Wüste von New Mexico geschickt. Im Auftrag des Vatikans soll er mit dem High-Tech-bewaffneten Team um Daniel Baldwin verhindern, daß Vale in den Besitz eines sagenumworbenen Kreuzes kommt. Ironisch, doch voller Respekt für das Genre, mit beinahe charmanten, weil gerade nicht digital erzeugten Effekten, ist „Vampire“ für den Kultregisseur John Carpeneter ein Schritt in die richtige Richtung. Wem sonst als Howard-Hawks-Fan Carpenter könnte es gelingen, einen modernen Vampir-Horrorfilm zu drehen, der in der Gestalt eines klassischen Western daherkommt?“ (TV-Spielfilm) Cinemaxx, UT-Kinocenter, Ziegelhof-Kino (Ol), Lichtspielhaus (Del)

L

Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly

„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, daß er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen, angeführt von dem regen Jackie O–Shea, den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann. Mit seinen skurrilen Gestalten, grandiosen Gesichtern und unbezahlbarem Witz erzählt Regiseur Kirk Jones eine Geschichte aus dem Leben, voller Herz und natürlich mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe. Doch wer würde nicht sein Glas auf das Wohl von Ned Devine erheben, dem mehrfachen Lottomillionär?“ (TV-Spielfilm) Filmstudio

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen, jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerie und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (NZZ) UT-Kino, Ziegelhofkinos (Ol), Apollo (Whv)

Little Voice Großbritannien 1998, R: Mark Herman, D: Jane Horrocks, Michael Caine

Man kann sich inzwischen darauf verlassen, daß aus Großbritannien in jeder Kinosaison mindestens eine Komödie kommt, die zugleich witzig ist, ans Herz geht und Außenseiter mit einem genauen Blick fürs Detail schildert. Regisseur Mark Herman hat nach „Brassed Off“ nun den nächsten Treffer gelandet, mit immerhin einer Oscarnominierung für die Schauspielerin Brenda Blethyn. Diese spielt hier die gleiche schrille, extrem rücksichtlose und tumbe Anti-Lady wie schon in Mike Leighs „Secrets and Lies“. Jetzt als eine Rabenmutter mit großer Klappe, die ihre scheue Tochter so einschüchtert, daß diese sich kaum aus ihrem Zimmer traut. Dort hat sie sich dafür mit Starpostern und Schallplatten eine Traumwelt aufgebaut, in der sie abwechselnd Judy Garland, Marilyn Monroe, Marlene Dietrich oder Shirley Bassey verkörpert: Der Witz dabei ist, daß sie tatsächlich genauso singen und sprechen kann wie ihre Idole. Der Film erzählt davon, wie ein abgehalferter Agent ihr Talent entdeckt, sie auf die Bühne bringt und dabei natürlich nicht mit ihrem komplizierten Innenleben gerechnet hat. Der Star des Films ist eindeutig die Schauspielerin Jane Horrocks. Alle Stimmen kommen tatsächlich aus diesem kleinen, unscheinbaren Persönchen, und dieses Kontrast reicht schon, um den Film zu tragen. Aber man muß auch das Geschick bewundern, mit dem Mark Herman eine sehr bewegende, zugleich melodramatische, komische und märchenhafte Geschichte um dieses merkwürdige Mädchen herumgebastelt hat. (hip) Filmstudio

Long Hello & Short Goodbye Deutschland 1999, R: Rainer Kaufmann, D: Nicolette Krebitz, Marc Hoseman

„Jeder betrügt hier jeden: der Bulle das Mädchen, das Mädchen den Gangster, der Gangster eine Ex. Film-Noir-Fragmente hat der Regisseur Rainer Kaufmann mit Manierismen und vorsätzlichen Handlungsbrüchen zu einem Zitate-Thriller montiert. Neben den Jungstars Nicolette Krebitz und Marc Hosemann spielt das modische Set-Design eine Hauptrolle. Ein Lifestyle-Krimi für die „Generation Wallpaper.“ (Der Spiegel) Schauburg, UT-Kinos, CinemaxX, Casablanca (Ol)

Los Confines Mexiko 1988, R: Mitl Valdez / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Zu der Austellung „Fotografische Notizen des Schriftstellers Juan Rulfo“. Im Mittelpunkt dieser verfilmten Geschichte Rulfos steht das Motiv des verzweifelten und zur Flucht verdammten Menschen. Als Vorfilm läuft „El abuelo Cheno y otras historias“, ein 30 minütiger Film von Rulfos Sohn Juan Carlos Rulfo.“ (Kommunalkino) Kino 46

M

Matrix USA 1999, R: Andy & Larry Wachowski, D: Keanu Reeves, Laurence Fishburne

„Dieser Science-Fiction-Film war einer der Frühjahrshits in den USA und katapultierte Hauptdarsteller Keanu Reeves trotz gewohnt hölzener Leistung in die Zwölf-Millionen-Dollar-Klasse. Die Story bedient sich bei Mythen der Filmgeschichte, plündert „Alien“ ebenso wie „Strange Days“: Die Welt wird von Maschinen beherrscht, die die ahnungslosen Menschen in einer gewaltigen Computer-Simulation gefangenhalten. Nur eine Rebellenschar um den Anführer Morpheus (Laurence Fishburne) kämpft gegen die Versklavung. Der Clou des Films sind die mitreißenden Kung-Fu-Choreographien und sensationelle Special Effects. Nach „Matrix“ werden Action-Filme anders aussehen.“ (Der Spiegel) Filmstudio, CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede), Ziegelhof (Ol), Passage (Del)

Mein großer Freund Joe USA 1998, R: Ron Underwood, D: Bill Paxton, Charlize Theron

„Der 1949 von Ernest B. Schoedsack inszenierte King-Kong-Nachfolger „Mighty Joe Young“ ist ein ideales Modell für einen Kinderfilm und damit für diese Disney-Produktion: Statt des Furcht und Schrecken verbreitenden Riesenaffen ist es hier ein junger Gorilla, der sich mit einem kleinen Mädchen anfreundet und von diesem und seinen Verbündeten vor bösen Menschen geschützt wird. Schon der Film von 1949 war etwas aufdringlich in seinem Bemühen, den Titelhelden als kuscheliges Wesen zu präsentieren. Der Fortschritt der Tricktechnik macht den Nachfolger (eine Mischung aus Computersimulation und Make-up-Technik) 50 Jahre später natürlich „realistischer“, auch wenn er in den (wenigen) Momenten, in denen Joe mal nicht rennen muß, etwas von dem altmodischen Charme seines mittels Stop-Motion-Technik bewegten Vorgängers hat.“ (epd-film) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wallkinos (Ol), Passage (Del)

Mifune (Dogma 3) Dänemark 1998, R: Soren Kragh-Jacobsen

Der dritte Film nach „Das Fest“ und „Idioten“, der nach dem Dogma einiger dänischer Filmemacher gedreht wurde, ist eindeutig der unterhaltsamste und unangestrengteste. Kragh-Jacobsen muß scheinbar nicht mehr wie Thomas Vinterberg und Lars von Trier etwas beweisen, und so geht er mit den Spielregeln (nur Handkamera, kein künstliches Licht, keine melodramatischen Effekte, keine Filmmusik usw.) sehr spielerisch um, bricht auch manchmal das Dogma souverän. Die Geschichte vom Yuppie, der auf dem elterlichen Bauerhof bei seinem geistig behinderten Bruder das wahre Leben und die Liebe findet, ist witzig, originell und mit viel Mitgefühl erzählt. Als Zugabe gibt es noch ein Orgasmusgebrüll, das Meg Ryan in „Harry & Sally“ dezent und keusch klingen läßt. (hip) Filmstudio, Apollo (Whv)

The Mighty USA 1998, R: Peter Chelsom, D: Gena Rowlands, Harry Dean Stanton, Sharon Stone

„Maxwell Kane ist anders als die anderen in seiner Schule. Sein massiger, riesiger Körper steht in hartem Kontrast zu seinem langsamen Gehirn und seinem zaghaften Herzen. Wie schon „Funny Bones“ ist auch der dritte Film von Chelsom aus der Perspektive wunderlicher Einzelgänger erzählt. Es geht nicht nur um den Horror, den der Alltag gebiert, sondern auch um die Wunder die er hervorbringt. Der neu zugezogene Nachbarsjunge Kevin hat gelernt, die Beschränkungen seines verkrüppelten Körpers mit der Fantasie auszutricksen. Wenn der verkrümmelte KLevin auf den massigen Schultern von Maxwell hockt, dann verschmelzen die beiden zu einem unbesiegbaren Märchenwesen, zu The Mighty. Sie verwandeln den bedrohlichen Alltag in ein mittelalterliches Ritterspiel, in dem sie schöne Jungfrauen zu beschützen haben und riesige Monster besiegen.“ KOKI im Bremerhavener Atlantis

Mr. Nice Guy USA 1998, R: Samo Hung, D: Jackie Chan, Richard Norton

„Abgehobene Prügeleien, waghalsige Verfolgungsjagden und viele schmerzhafte Stunts diesmal in Melbourne. Jackie Chan läßt nichts anbrennen. Die bescheidene Handlung sowie das Fehlen überzeugender Schauspieler stört etwas, aber es geht um Action. Faust-Fecht-Fans werden zufrieden vor der Leinwand hocken und zucken, ja bestimmt auch über die blöden Witzchen lachen. Viel Spaß, Jungs.“ (tip) CinemaxX, Ufa-Palast

Die Mumie USA 1999, R: Stephen Sommers, D: Brendan Fraser, Rachel Weisz

„Das Remake des Universal-Klassikers „Die Mumie“ von 1932 orientiert sich leider zu sehr am heutigen Abenteuerfilm. Trotz stimungsvoller Horror-Elemente und spektakulärer Spezial-Effekte wird der Film durch nervige komödiantische Einlagen verwässert. Man wird zwar unterhalten, aber nie erschreckt.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)

N

Notting Hill, USA/Großbritannien 1999, R: Roger Mitchell, D: Julia Roberts, Hugh Grant

Die romantische Komödie dieser Kinosaison bringt das englische Flauschemännchen Hugh Grant mit Julia Roberts zusammen. Er ist ein netter, harmloser Buchhändler in London, sie ein Filmstar aus Hollywood und dreht gerade in England einen Film. Sie treffen sich, er schüttet Orangensaft auf ihr Kleid und den Rest können Sie sich ja denken. Mit dem Drehbuchautor Richard Curtis, dem Produzenten Duncan Kenworthy und eben Hugh Grant sind drei von den Machern von „Four Weddings and a Funeral“ wieder am Werk, und „Notting Hill“ ist ähnlich gut poliert und routiert inszeniert. Viele smarte Pointen, ein schönes Paar – was will am mehr? Aber wirklich spannend an „Notting Hill“ ist Julia Roberts. Denn sie spielt hier eine Rolle, die so nah an ihrem eigenen Image ist, daß man sich immer wieder fragt: Ist sie wirklich so? Würde sie wirklich so auf den absurden Medienrummel reagieren? Und sie läßt sich nie in die Karten schauen: Julia Roberts spielt immer haarscharf an einem Selbstportait vorbei, und dies tut sie virtuos. Durch sie wird die recht simple Prämisse des Films, nämlich die Frage, wie wir uns verhalten würden, wenn plötzlich ein Weltstar bei uns in der Küche sitzt, zum Ausgangspunkt für eine Reihe von wirklich brillanten Szenen. (hip) Gondel, CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kino, Passage (Del), Wallkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

O

Der Onkel vom Mars USA 1999, R: Donald Petrie, D: Jeff Daniels, Christopher Lloyd

„Slapstick um einen notgelandeten Marsbewohner, der das Liebesleben eines Reporters in die richtige Bahnen lenkt. Der Film huldigt zweifach einer schlechten Tradition: aus Sixties-Kultserien mißratene Kinofilme machen und in die Handlung ohne dramaturgische Notwendigkeit (gelungene) Spezialeffekte einzubauen. Hätte man auf die Konstruktion der Geschichte soviel Wert gelegt wie auf den technischen Aspekt, wäre das Ganze vielleicht etwas komischer ausgefallen.“ (tip) CinemaxX, Solitaire (Westerstede)

P

Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler

„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX

R

Reine Nervensache USA 1999, R: Harold Rami, D: Robert DeNiro, Billy Crystal

„Der New Yorker Mafia-Boß Paul Vitti (Robert DeNiro) hat urplötzlich unerklärliche Hemmungen bei der Ausübung seiner kriminellen Tätigkeit. Durch Zufall gerät er an einen Psychoanalytiker (Billy Crystal), von dem er sich Heilung erwartet. Das Reich der Paten und Goodfellas kollidiert in Harold Rami's Komödie mit dem Stadtneurotiker-System. Aus diesem culture clash zweier geschlossener Gesellschaften entwickelt sich konsequent der allerschönste Wahnwitz. Ein Angebot, das man nicht abschlagen kann.“ (tip) CinemaxX

Reise zur Sonne Türkei/Niederlande/Deutschland 1999, R: Yesim Ustaoglu, D: Nazmi Oirix, Newroz Baz

„Bereits auf der Berlinale geriet der Film ins Kreuzfeuer der türkisch-kurdischen Auseinandersetzungen, obwohl er alles andere ist als ein politisches Pamphlet. „Reise zur Sonne“ erzählt von einer Freundschaft, von einer ersten Liebe und dem Einbruch des Politischen ins Private. Weil er eines Tages zufällig im falschen Bus sitzt, gerät der junge Mehmet in die Fänge der türkischen Polizeimaschinerie. Die junge türkische Regisseurin verbindet das Erwachen und Erwachsenwerden ihres Helden mit einer Reise – von der wimmelnden Metropole Istanbul durch die großartige türkische Landschaft zu den völlig verwüsteten kurdischen Siedlungsgebieten.“ (tip) Cinema

Rugrats USA 1998, R: Norton Virgien, Igor Kavalyov

„Ganz Amerika ist süchtig nach den Comic-Abenteuern einer Handvoll sprechender Babies. Den Rest der Welt wird die Faszination für „Rugrats“ wohl kaum packen. Zu grob sind die Szenen animiert, zu quiekig die Babystimmen, zu aufdringlich die Songeinlagen. Aber vor allem sind die kleinen Racker hierzulande durchs Fernsehen kaum bekannt geworden.“ (Cinema) Schauburg

S

Südsee, eigene Insel Deutschland 1999, R: Thomas Bahmann, D: Herbert Knaup, Andrea Sawatzki

„Das süße bürgerliche Leben kommt im deutschen Film selten genug gut weg, weil es im Generalsverdacht des Spießertums steht, und auch dieses Lustspiel sucht sich ein paar bourgeoise Schießbudenfiguren aus, die es dann mühelos niederballern kann. Ein Ehepaar Anfang 40 samt aufsässiger Tochter will schicken Strandurlaub machen, aber Papa ist einen Anlagebetrüger aufgesessen: Geld futsch, Urlaub gestrichen. Weil das die Nachbarn nicht wissen sollem, versteckt sich die Familie im Keller ihres Einfamilienhauses. Mama zickt, Tochter mault, irgendwann gehen ihnen die Vorräte aus – und dem Film die Ideen. Nach spätestens einer Stunde kriegt darum auch der Zuschauer einen Kellerkoller. Ausnahmsweise wäre ein US-Remake bei „Südsee“ heftig anzuraten: Mit einer Handvoll begabter Gagschreiber ließe sich aus der Ferienknast-Idee eine prima Farce machen.“ (Der Spiegel) UT-Kinos

V

Velvet Goldmine Großbritannien 1998, R: Todd Hayner, D: Ewan McGregor

„Das Erhabene und das Lächerliche – in der Ästhetik des Glam Rock waren sie schon immer eineiige Zwillinge. Nur konsequent, daß sich auch das Glamourmedium Film an diese Glamourphase erinnert. „Velvet Goldmine“, Todd Hayners Kinobilderbogen, erzählt die Geschichte eines David Bowie nachempfundenen Rockstars, und er erzählt sie von ihrer großartigen, mythenkompatiblen Seite: Triumph und Verrat, Rausch und Katzenjammer, The Rise and Fall of... Doch wer glaubt, dieser Film sei einer über die 70er Jahre, irrt. Es ist ein Film darüber, wie die späten 90er sich die frühen 70er wünschen: eine verlorene Episode voller schöner Gesten, romantischer Helden, androgyn, sexy, schwelgerisch und dekadent wie der Adel im 18. Jahrhundert. Kreuz und quer, auch durch die Geschlechter, lümmeln sich die Leiber auf Tudorsofas und nehmen Drogen.“ (taz) Kino 46

Verlockende Falle USA 1999, R: Jon Amiel, D: Sean Connery, Catherine Zeta-Jones

„Nach seinem Fiasko in „Schirm, Charme und Melone“ variiert Sean Connery die Rolle des schottischen Verbrechers: Er ist der alternde Kunstdieb Robert („Mac“) MacDougal, der mit der attraktiven Newcomerin Virginia („Gin“) Baker (schlangenhaft: Catherine Zeta-Jones) den ultimativen Coup plant. Beide spielen mit gezinktem Karten, umgarnen, betrügen und verführen sich, und Connery überspielt souverän den Altersunterschied. Routinier Jon Amiel liefert einen soliden Thriller ohne Überraschungen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Das Versprechen Deutschland 1995, R: Margarethe von Trotta, D: Corinna Harfouch, Meret Becker, August Zirner

„'Das Versprechen' ist eine Liebesgeschichte, die einen Zeitraum von dreißig Jahren und die Teilung von Berlin überbrückt. Wie die „Holocaust“-Serie oder „Philadelphia“ ist dies der erste große Film über ein überwältigendes Ereignis, und daher ist ihm die unmögliche Verantwortung zugefallen, die dreißigjährige Tragödie der Mauer so zu zeigen, wie sie jedem einzelnen Zuschauer in Erinnerung ist. Das aber ist lächerlich: „Das Versprechen“ ist ein Melodram; der Film hat die Aufgabe, sein Thema in die Talkshows zu hieven und den Umsatz von Papiertaschentüchern zu steigern. Verlangen Sie von Scarlet keine fundierten Äußerungen zum Bürgerkrieg.“ (taz) Kino 46

W

The Wings of the Dove Großbritannien/USA 1997, R: Ian Softley, D: Helena Bonham-Carter, Linus Roache / Originalfassung mit Untertiteln

„Henry James schreibt einen großen Roman, „Die Flügel der Taube“, worin eine unermeßlich reiche, aber von einer tödlichen Krankheit bedrohte Amerikanerin zwei intrigaten jungen Leuten beinahe zum Opfer fällt“ - so die lakonische Notiz von Rolf Vollmann in seinem Roman-Verführer. Nach „Portrait of a Lady“ und „Washington Square“ ist dies in letzter Zeit schon die dritte Adaption eines Romans von Henry James. Mit vielen wunderschön fotografierten venezianischen Stadtansichten und luxuriös ausgestatteten Herenhäusern in London schmeichelt Softley (ganz seinem Namen gemäß) den Augen, aber er inszeniert sehr interessant gegen die Konventionen des Kostümfilms und vermeidet das allzu gefällige Kunstgewerbe, das in diesem Genre vorherrscht. (hip) Kino 46

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