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GM verschlingt Saab

■ Weltgrößter Autokonzern kauft die schwedische Firma vollständig auf

Stockholm (taz) – Ein weiterer schwedischer Autoproduzent verliert die Selbständigkeit: Anfang August wird General Motors (GM) den Pkw-Hersteller Saab schlucken, dies berichteten übereinstimmenden mehrere schwedische Zeitungen am Wochenende. Für den 2. August ist demnach die entscheidende Sitzung der Konzernspitze anberaumt worden. GM ist bereits seit März 1990 Halbeigentümer und besitzt ab 1. August ein halbjähriges Vorkaufsrecht auf die restliche Hälfte.

Diese Option war GM eingeräumt worden, als Saab 1996 konkursreif war und nur noch ein massiver Kapitalzuschuß – auch von GM – die Firma retten konnte. Die Ironie der Geschichte: Zum ersten Mal seit 1995 schrieb die schwedische Traditionsmarke in den ersten Monaten diesen Jahres mal wieder schwarze Zahlen, um jetzt endgültig unter dem GM-Mantel zu verschwinden.

Nach Fords Volvo-Kauf besitzt nun jeder der beiden US-Autogiganten seine eigene schwedische Automarke. Diese Konkurrenz mit den offenbar als recht einträglich eingeschätzten nordischen Prestigenamen nährte in Schweden die Hoffnung, daß die alten Saab- und Volvo-Fabriken eine gewisse Eigenständigkeit behalten dürfen.

Dafür sprechen auch die üblen Erfahrungen, die GM mit dem Versuch machte, den guten Namen von Saab mit Billigkomponenten aus Rüsselsheim unter eine Motorhaube zu bekommen. Saabs 900-Modell auf der Basis von veralteten Opel-Vectra-Teilen erwies sich als Flopp und hätte beinahe das Aus für Saab bedeutet. Nachdem die neue Modellreihe 9-5 dank hoher Investitionen inzwischen erfolgreich ist, hofft man an den Saab-Fließbändern, nicht nochmals als vermeintliches Billigprodukt mit Opel-Teilen abgespeist zu werden.

Das schwedische Finanz- und Industriekonglomerat Wallenberg hält neben Saab auch Beteiligungen am Lkw-Konzern Scania. Weil es sich nun von Saab trennen will, wird spekuliert, daß Wallenberg auch Scania, seine letzte Autobeteiligung, verkaufen könnte.

VW hat in letzter Zeit keinen Hehl daraus gemacht, daß sie Scania übernehmen will. Doch gilt ein anderer Interessent als aussichtsreicher: Volvo sitzt nach dem Verkauf seiner Pkw-Sparte an Ford und einem neuen Rekordergebnis in diesem Jahr auf einer so gut gefüllten Kasse, daß man angeblich dort bereit ist „jeden Preis“ zu zahlen, um den einheimischen Lkw-Konkurrenten, in den man sich schon zu einen knappen Viertel eingekauft hat, ganz zu übernehmen. So bliebe Schweden zunächst eine eigenständige Lkw-Produktion erhalten. Zumindest bis zur nächsten Einkaufsfahrt nach Schweden, über die bereits spekuliert wird: DaimlerChrysler hat noch keine schwedische Automarke. Reinhard Wolff

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